
Bei der Schwarzkopf-Boxing-Veranstaltung bleibt Simon Zachenhuber in Ulm ungeschlagen – Gesprächsstoff liefert das Co-Mainevent.
Am gestrigen Samstag fand eine größere Boxveranstaltung von Schwarzkopf Boxing im Maritim Hotel in Ulm statt. Profiboxer Timo Schwarzkopf stellte eine ambitionierte Fightcard mit zehn Kämpfen auf die Beine, die überwiegend sehenswert waren.
Im Hauptkampf stand der bei der IBF und WBO gerankte Simon Zachenhuber (27-0), der von den ganz großen internationalen Duellen träumt. Zunächst galt es jedoch, in Ulm eine Pflichtaufgabe zu erfüllen – gegen den erfahrenen Leonardo Di Stefano (16-5), der sich viel vorgenommen hatte. Laut eigener Aussage flog eigens jemand aus Mexiko an, um ihn bei diesem großen Kampf zu unterstützen. Diese Unterstützung war durchaus nötig, denn Zachenhuber galt im Vorfeld als klarer Favorit – was im Boxsport allerdings nicht immer entscheidend ist.
Doch was auch immer sich Di Stefano vorgenommen hatte, er konnte es an diesem Abend nicht umsetzen. Bereits in der ersten Runde wurde er von Zachenhuber perfekt ausgekontert. Ein gezielter Schlag schickte den Mann mit spanischen Wurzeln in die Ringseile. Zwar stand er noch einmal auf, wirkte jedoch deutlich angeschlagen, sodass Ringrichter Levent Cukur den Kampf folgerichtig sofort abbrach. Eine herbe Enttäuschung für Di Stefano – und ein souveräner Blitzerfolg für Zachenhuber, der voraussichtlich im Juli in Heidelberg erneut in den Ring steigen wird.
Unentschieden zwischen Fredi Knorpp und Kushtrim Tahirukaj sorgt für Diskussionen
Im Co-Mainevent stand der Titelkampf um die Deutsche Meisterschaft (BDB) im Halbschwergewicht zwischen den beiden ungeschlagenen Kämpfern Fredi Knorpp (7-0-1) und Kushtrim Tahirukaj (7-0-1) an. Der Fight war zugleich ein Promoterduell zwischen Timo Schwarzkopf und Robin Krasniqi, die ihre Kämpfer leidenschaftlich am Ring unterstützten.
Der Kampf begann dynamisch: Tahirukaj präsentierte sich für ein Halbschwergewicht äußerst beweglich, wich geschickt aus und zeigte eine starke Oberkörperarbeit. Immer wieder tauchte er unter den Angriffen Knorpps ab. Dieser tat sich mit dem agilen Gegner sichtlich schwer, konnte ihn kaum stellen oder mit klaren Treffern unter Druck setzen. Wenn es zum Infight kam, suchte Tahirukaj konsequent den Clinch – eine defensiv effektive, aber für die Zuschauer wenig attraktive Taktik. Entsprechend gab es im Publikum immer wieder Pfiffe in solchen Sequenzen.
Technisch wirkte Tahirukaj überlegen, während Knorpp fast durchgehend den Vorwärtsgang einlegte – ohne jedoch viele klare Treffer zu landen. In einigen Runden schien Tahirukaj jedoch zu passiv, was sie enger erscheinen ließ. In den letzten beiden Runden erhöhte Knorpp nochmals das Tempo – doch für was reichte nun das?
Umstrittenes Urteil lässt die Emotionen hochkochen
Die Ecke von Tahirukaj – inklusive Robin Krasniqi – fühlte sich bereits als Sieger, als das Punkturteil verkündet wurde: Ein Punktrichter sah es 100-90, die beiden anderen werteten 95-95 und 96-96, womit ein Mehrheits-Unentschieden zustande kam. Die Überraschung war groß – aufseiten Tahirukajs herrschte Fassungslosigkeit, und es entbrannten hitzige Diskussionen. Die gefühlte Benachteiligung wirkte nachvollziehbar – und der BDB bleibt für Robin Krasniqi weiterhin ein schwieriges Pflaster.
Tahirukaj sah sich eindeutig vorne und bestätigte dies nochmals auf Boxen1-Nachfragen: „Ich habe den Kampf eindeutig auf meiner Seite gesehen. Von der ersten bis zur letzten Runde habe ich mich vorn gesehen. Ich hatte einfach die Kontrolle über den gesamten Kampf. Das haben die Zuschauer gesehen, das hat sogar das Team meines Gegners gesehen.“
Den Kampf habe er nicht einmal ansatzweise eng gesehen: „Beim besten Willen – ich hätte Fredi von den zehn Runden allerhöchstens ein bis zwei gegeben. Von mir aus drei, aber niemals mehr als zwei bis drei Runden.“
There was no new light heavyweight champion yesterday in Ulm, Germany. 🇩🇪
Although Kushtrim Tahirukaj’s (7-0-1) team believed he was clearly ahead in the fight against Fredi Knorpp (7-0-1), the shock was even greater when a draw was announced with scores of 100-90, 95-95, and… pic.twitter.com/FxsmGfn7u3— Permante (@PermantexG) June 15, 2025
Willi Knorpp geht durchs Feuer gegen einen starken Mexikaner
Das Supermittelgewicht Willi Knorpp (7-0) konnte im vergangenen Jahr einen bemerkenswerten Erfolg gegen den renommierten Dimitar Tilev verbuchen und unterstrich damit seine großen Ambitionen im Profibereich. Für den gestrigen Abend war ursprünglich ein Duell gegen den ungeschlagenen Schweizer Benjamin Claude geplant, doch dieser musste kurzfristig absagen. Stattdessen sprang der Mexikaner Jesús Piña Najera (24-10-1) ein, der zwar einige Niederlagen aufweist, diese jedoch gegen starke Gegner erlitt – auf dem Papier also keineswegs eine leichtere Aufgabe für Knorpp. Und das sollte sich auch bestätigen.
Nach einer eher ruhigen ersten Runde suchte Piña vermehrt die Offensive und übte Druck aus. Knorpp blieb stabil und punktete mit gezielten Gegenangriffen, die klar trafen. Doch in der dritten Runde folgte der erste Schockmoment: Piña traf Knorpp voll, der daraufhin bedenklich ins Wanken geriet. Der Mexikaner witterte seine Chance und setzte entschieden nach. Knorpp musste eine Vielzahl harter Treffer einstecken, fiel jedoch nicht und rettete sich tapfer über die Rundenpause.
In der Folge fing sich Knorpp wieder, zeigte gutes taktisches Boxen und konnte sich einige der umkämpften Runden sichern. Es entwickelte sich ein sehenswerter Kampf zwischen einem jungen, talentierten Boxer und einem erfahrenen, gefährlichen Widersacher. Besonders in der achten und letzten Runde erhöhte Piña nochmals den Druck und konnte Knorpp mehrfach gut treffen.
Punktsieg für Knorpp – trotz Trommelfellriss
Am Ende stand ein harter Arbeitssieg für Willi Knorpp zu Buche. Die Punktrichter werteten den Kampf mit 2× 78:74 und 76:76 – ein Mehrheitsentscheid zu Gunsten des Deutschen, der in Ordnung ging. Doch der Kampf hinterließ Spuren: Knorpp erlitt einen Riss des Trommelfells.
„Es war ein sehr harter Kampf für mich, aber ich habe das Beste daraus gemacht. Er hat mich einmal ziemlich gut am Ohr getroffen – dabei ist mein Trommelfell gerissen. Ich hatte auch einen sehr starken Tinnitus, habe nichts mehr gehört und den Gleichgewichtssinn verloren. Aber ich habe das ganz gut hinbekommen, in den späteren Runden den Kampf dominiert und gezeigt, dass ich den Sieg unbedingt wollte“, sagte Knorpp auf Nachfrage von Boxen1.
WBO-Europameister Tommy Punch gewinnt vorzeitig
Mit Tahir Kahrovic (23-0), besser bekannt unter dem Kampfnamen Tommy Punch, betrat ein ungeschlagenes Cruisergewicht den Ring. Der aktuelle Nummer-6-Platzierte der WBO und Schützling von Kenan Hukic sollte in Ulm einen stay-busy-Kampf absolvieren. Als Gegner stand ihm der Kolumbianer Edwin Riascos (15-9) gegenüber, der im Vorfeld große Töne spuckte und mit zahlreichen Tattoos am ganzen Körper auffiel.
Zunächst startete Riascos vielversprechend. Er präsentierte sich beweglich, setzte Jabs zum Körper und ließ einige kraftvolle Schwinger folgen. Kahrovic blieb jedoch ruhig, agierte aus einer stabilen Doppeldeckung und beobachtete geduldig. Nach zwei guten Runden des Kolumbianers wurde deutlich, dass dessen Kondition nachließ – sein Atem wurde von Minute zu Minute schwerer. Kahrovic übernahm daraufhin zunehmend die Kontrolle und schlug Riascos in der fünften Runde zu Boden. Zwar rettete sich dieser in die Pause, blieb jedoch zur sechsten Runde erschöpft auf seinem Hocker sitzen und gab auf.
Für Kahrovic war es ein souveräner Pflichtsieg – sein Blick bleibt auf große internationale Aufgaben in naher Zukunft gerichtet.
Weitere Resultate der Undercard
Eduardo Bajak (6-1) vs. Seiran Engel (5-33-5), Superfedergewicht: Bajak, der zuletzt bei der AGON-Veranstaltung in einem Titelkampf gegen den Olympiateilnehmer Hamsat Shadalov unterlag, wollte in Ulm zurück auf die Erfolgsspur. Er dominierte die Anfangsrunden klar mit einer sauberen Führhand. Doch der erfahrene Engel fand zunehmend besser in den Kampf und lieferte Bajak einen harten Fight. Am Ende setzte sich Bajak mit einem einstimmigen Punktsieg durch.
Melih Saglam (3-0-1) vs. Miladin Vranjes (0-21), Schwergewicht: Vranjes bleibt auch in seinem 22. Profikampf sieglos. Saglam dominierte früh, schickte den Bosnier in den Runden 1 und 2 zu Boden, bevor der Kampf schließlich in Runde 3 vorzeitig beendet wurde.
Cruiserweight Melih Saglam (3-0-1) 🇩🇪 sent Miladin Vranjes (0-21) 🇧🇦 to the canvas three times in total, stopping him via TKO in the third round in Ulm, Germany.
Vranjes continues to have only losses on his fight record.#ZachenhuberDiStefano pic.twitter.com/4AcQn4OjpV
— Permante (@PermantexG) June 15, 2025
Patriot Behrami (2-0) vs. Nerdin Fejzovic (5-34-1), Superweltergewicht: Auch Fejzovic musste vorzeitig die Segel streichen. Eine harte Attacke zur Leber in Runde 3 brachte ihn zu Boden. Behrami sichert sich damit den zweiten vorzeitigen Sieg im zweiten Profikampf.
Super welterweight Patriot Behrami (2-0) 🇽🇰 secured his second professional victory with a TKO in the third round against Nerdin Fejzovic (5-34-1) 🇧🇦 in Ulm, Germany. 🇩🇪
Fejzovic absorbed several hard punches, but a liver hook ultimately brought him down.#ZachenhuberDiStefano pic.twitter.com/ntEs3Gqu7A— Permante (@PermantexG) June 15, 2025
Profidebüts: Kadu und Kovan Kaidy: Die beiden Lokalmatadoren vom SSV Ulm 1846 feierten gelungene Debüts und stoppten ihre Gegner jeweils vorzeitig – sehr zur Freude ihrer lautstarken Anhängerschaft.
Kovan Jameel Ali Qaidi (1-0) 🇩🇪 celebrates a successful professional debut in the middleweight division, stopping Vanja Dujin (0-12-1) 🇧🇦 via TKO in the first round after three knockdowns in Ulm, Germany.
#ZachenhuberDiStefano pic.twitter.com/fXmycbHKKh
— Permante (@PermantexG) June 15, 2025
Der Kampfabend ist auf Fight24 zu sehen
Insgesamt war es eine durchaus ambitionierte Kampfnacht, die Schwarzkopf Boxing in Ulm präsentierte – und zugleich sicherlich auch eine Bereicherung für den deutschen Boxsport.
Fight24 übertrug das Event im PPV-Livestream. Sämtliche Kämpfe sind für 4,95 € dort abrufbar.
Einer der schlechtesten Cards ever, Albanisches Boxen als PPV im deutschen TV.
Albanisches Boxen? Was soll der Kommentar? Neben Zachenhuber waren die Kaidys die Boxer mit der besten Zukunftsperspektive bei dem Event…
Ist der Gegner vom Zachenhuber von einem Windstoss gefallen oder was war das? Auch die Vorkämpfe mit Gegner die 0 Siege und 23 Niederlagen haben,machen das Boxen voll kaputt. Kein Wunder das sich kein TV Sender sich für den deutschen Boxsport interessiert.