Die Zeit des Wartens hatte für AGONs William Scull endlich ein Ende. Im Mainevent der von Kuc Boxing und AGON Sports promoteten Veranstaltung in der Stadthalle in Falkensee, bekam der Kubaner, der seit mehr als zwei Jahren Pflichtherausforderer bei der IBF im Supermittelgewicht ist, endlich seine verdiente WM-Chance. Im Weltmeisterschaftskampf über maximal 12 stand ihm der schlagstarke Vladimir Shishkin gegenüber, der ebenso wie Scull bis dato unbesiegt war.
Ausgeglichener Fight zwischen Scull und Shishkin
Zu Beginn des Kampfes um die vakante WM, teilten sich beide abwechselnd die Ringmitte. Shishkin und Scull tasteten sich zunächst mit Jabs ab, ehe der in Miami lebende Russe den AGON-Boxer in den Rückwärtsgang drängte. Scull erwischte Shishkin zur Mitte der ersten Runde mit einer ansatzlosen und sauberen Rechten am Kopf.
Der Kubaner zeigte sich auf schnellen Beinen und mit guten Auge und konnte so viele Angriffsversuche in der zweiten Runde geschickt meiden. Shishkin versuchte es wechselnd mit Jabs zum Körper und Kopf, während Scull auf seiner Konterchancen wartete. In der Dritten nahm das Gefecht immer mehr Fahrt auf. Schlagabtausche zwischen den beiden WM-Protagonisten endeten häufig im Clinch, wo es zu teils unschönen Aktionen kam, die vom Ref ermahnt wurden. Scull nutzte seine Momente gut, doch auch Shishkin kam mehrfach durch.
Im vierten Durchgang zeigte sich Shishkin, der von Sugarhill Steward trainiert wird, mit besseren Aktionen. Scull kassierte mehrfach klare Treffer zum Körper und auch einige lange Hände landeten am Kopf des Kubaners. Im Gesicht des gebürtigen Russen zeigten sich erste Blessuren, die Scull mit seinen gezielten Treffern hervorrief. Im letzten Drittel der fünften Runde gab es mehrfach starke Aktionen auf beiden Seiten, mit leichten Vorteilen des Kubaners. Der AGON-Boxer schien in der sechsten Runde nur das Nötigste zu machen, was dazu führte, dass er das immer wieder das Momentum verlor, obgleich er Treffer zu verbuchen hatte. Shishkin drehte auf, lauerte auf seine Chancen und nutzte diese meist.
Scull defensiv stets vorsichtig, Shishkin auf KO aus
Der Schützling von Trainer Franquis Aldama konnte in der siebten Runde bessere Aktionen zeigen. So erwischte „El Indomable“ seinen Widersacher Vladimir Shishkin, der meist die Ringmitte behauptete, mit einer langen Rechten und erzielte vor allem auch beim Mitschlagen wichtige Treffer. Der Kampf entwickelte sich zum erwarteten 50-50-Titelduell!
William Scull lies sich im Verlauf des WM-Fights zu oft an den Seilen stellen, wo er hinter seiner Doppeldeckung verweilte und auf Aktionen wartete. Hier konnte er zwar durchaus Konter setzen, nahm jedoch auch Hände, die nur teilweise auf seiner Deckung landeten. Der Supermittelgewichtler aus dem AGON-Stall holte den neunten Durchgang ziemlich deutlich. Mit schnellen Händen konnte er immer wieder zum Kopf landen. Sobald Shishkin aus der Distanz angriff, versuchte Scull dies mit Klammern zu unterbinden. Eine knallharte Rechte schüttelte Vladimir Shishkin in der letzten Minute der zehnten Runde ordentlich durch und dürfte hier den Unterschied gemacht haben. Ein weiterer Checkhook in den letzten Sekunden, dürfte dem Kubaner, der nun konditionell einbrach, erneut diese Runde gesichert haben.
Mit Beginn der „Championship Rounds“, legte zunächst Vladimir Shishkin los. Beide Boxer standen teils Fuß an Fuß und lauerten auf ihre Chance. An den Ringseilen stehend, konterte Scull mit einem sauberen linken Haken. Im Rückwärtsgang ließ er Shishkin immer wieder kommen, der aus der Mitte des Ringes Angriffsversuche unternahm, aber nur mäßigen Erfolg hatte.
Schrecksekunden in der finalen Runde: Scull kurz vor Knockdown
Ein rechter Volltreffer klingelte Scull in der ersten Minute der finalen letzten Runde mächtig an. Der Kubaner konnte, nachdem er seinen Mundschutz verlor, etwas Zeit zur Erholung gewinnen und war zunächst vor allem auf seine Defensive bedacht, ehe er wieder auf Angriff schaltete. Shishkin roch seine große Chance, versuchte mit harten Händen durchzukommen und den finalen KO zu erzielen, doch der Kubaner war Profi genug, um dies zu überstehen und sich bis zum Ende im wahrsten Sinne des Wortes durchzuboxen. Am Ende mussten die Punktrichter das sehr enge Gefecht werten.
Mit 116-113, 116-112 und 115-113 siegte William Scull auf den Zetteln letztendlich knapp und kürte sich damit zum neuen IBF-Weltmeister im Supermittelgewicht und nach Vincenzo Gualtieri und Etinosa Oliha zu Ingo Volckmanns drittem Weltmeister aus dem AGON-Boxstall!
Wie immer Betrug.