Der Goldmedaillengewinner von London und Rio schon nach 20 Sekunden am Boden
In der Nacht zum heutigen Sonntagmorgen kam es im Liacouras Center in Philadelphia, USA, zu dem mit Spannung erwarteten Profidebüt des 25-jährigen kubanischen zweifachen Olympiasiegers Robeisy Ramirez. Ramirez hatte bei den Olympischen Spielen in London die Goldmedaille im Fliegengewicht gewonnen und bei den nächsten Olympischen Spielen in Rio de Janeiro gewann der Kubaner dann wieder die Goldmedaille im Bantamgewicht.
Bei den Spielen in London schlug Ramirez im Halbfinale, den inzwischen zum Profiboxstar avancierten Irländer Michael Conlan (12-0-0, 7 KO-Siege) und im Finale siegte er über den inzwischen auch zu den Profis übergewechselten Mongolen Tugstsogt Nyambayar (11-0-0, 9 KO-Siege), der es bereits in seinem 11. Kampf schon zum IBO-Weltmeister geschafft hat. Im Finale von Rio de Janeiro holte er sich mit einem Sieg über Shakur Stevenson (12-0-0, 7 KO-Siege), der inzwischen bei den Profis schon als der kommende Weltmeister gehandelt wird, seine zweite Goldmedaille, dieses Mal im Bantamgewicht.
Als Promoter-Legende Bob Arum (Top Rank) im Mai dieses Jahres den jungen Kubaner unter Vertrag nahm (Boxen1 berichtete darüber) musste er einen siebenstelligen Scheck auf den Tisch legen und die Boxwelt sah in Ramirez schon den kommenden Superstar der nächsten zehn Jahre.
Doch am heutigen Sonntagmorgen im Ring des Liacouras Center in Philadelphia kam alles ganz anders als es die Boxexperten erwartet hatten. Im Vorfeld des Profidebüts von Ramirez hatte man noch den für dessen ersten Kampf verpflichteten Gegner Adan Gonzales (5-2-2, 2 KO-Siege) belächelt und es kam Kritik auf, dass dieser Gegner doch kein geeigneter Prüfstein für einen Doppel-Olympiasieger wäre. Adan Gonzales ein junger US-Boy mit gerade Mal 8 Kämpfen, von denen er nur gerade Mal 4 Kämpfe gewonnen hatte war in der Boxszene ein absoluter Nobody und wurde in der Boxrec-Weltrangliste nur auf Rang 558 gerankt. Viele der Boxexperten sprachen schon von einem Mismatch und einer zu leichten Aufgabe für einen zweifachen Goldmedaillengewinner.
Doch schon 20 Sekunden nach Kampfbeginn schickte Nobody Gonzales den Goldjungen aus Kuba mit einem linken Haken schwer zu Boden und man glaubte zu sehen, wie dem am Ring sitzenden Bob Arum eine Blutleere im Kopf entstand. Es war einfach ein Schock, eine Ouvertüre mit der niemand gerechnet hatte. Ramirez kam zwar wieder auf die Beine, aber er erholte sich auch in den restlichen drei Runden nicht mehr von diesem Niederschlag und verlor objektiv gesehen jede Runde gegen diesen Adan Gonzales, den nun wirklich niemand auf der Rechnung hatte.
Als es dann zum Urteil kam, das ohne jeglichen Zweifel hätte einstimmig ausfallen müssen, denn Gonzales hatte jede der vier Runden gewonnen, gab es dann doch wohl einen der Punktrichter der sich Bob Arum und seiner ach so großen Investition in den Goldjungen Ramirez verpflichtet fühlte und bei dem Ramirez diesen Kampf wirklich mit 38:37 Punkten gewonnen hatte. Dieser Punktrichter Dave Braslow sollte eigentlich auf Dauer gesperrt werden. Die einzige reale Punktwertung hatte Punktrichter Rose Lacend, der den Kampf völlig korrekt 40:35 für den Außenseiter wertete. Der dritte Punktrichter Alan Rubenstein lag mit 39:36 zwar auch daneben, aber er hatte wenigstens den richtigen Gewinner dieses Kampfes ermittelt und so den befürchteten Skandal vermieden, so dass nicht Ramirez diesen Kampf dann doch noch mit Hilfe der Punktrichter gewonnen hätte.
Es war einfach ein missglücktest Profidbüt eines Doppelolympiasiegers und Bob Arum wird sich Gedanken machen ob sich dieses Mal die hohe Investition am Ende doch noch rentieren wird und alle Boxfans sind nun gespannt auf den nächsten Kampf des großen Talentes aus Kuba.