
Am Freitag erfolgt das große Rematch zwischen Senad Gashi und Mustapha Amadu. Zuvor sprach Boxen1 mit Gashi über den Kampf.
Die Spannung steigt, am Freitag findet die dritte AAA Fighting Series-Veranstaltung statt. Im beschaulichen Rozvadov in Tschechien verwandelt sich das King’s Resort von einem Zockerparadies zum Kampfsportpalast. Ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm wird geboten, mit dem Schwerpunkt auf das Profiboxen. Gleich 7 sanktionierte Profiboxkämpfe werden zu sehen sein, darunter das große Rematch zwischen Senad Gashi (28-4) und Mustapha Amadu (4-0) im Schwergewicht.
Gashi kämpfte noch im November in Südafrika und lieferte Kevin Lerena (30-3) einen packenden WBC-Titelkampf über 12 Runden. Wenig später stand ein inoffizieller Showkampf in Rozvadov an, den Gashi nicht absagen wollte, weil er zu seinem Wort steht. Rückblickend entpuppte sich die fehlende Regeneration als Fehler, denn Gashi verlor diesen inoffiziellen Kampf überraschend nach Punkten.
Einiges an Internet-Beef wurde seitdem ausgetragen, beide Männer sprachen wenig Gutes übereinander. Es verdichtete sich, dass ein Rematch angesetzt werden muss unter sanktionierten Profibedingungen, um dieses Kapitel abschließend zu beenden. Boxen1 sprach vor dem großen Rematch mit Senad Gashi. Wie nimmt er den Kampf wahr und was wird entscheidend für den Sieg sein?
Das Boxen1-Interview mit Senad Gashi
Senad Gashi
© Torsten Helmke
Boxen1: Hallo, Senad. Du bist wieder in Deutschland. Wie sehr hast du das nasse und graue Wetter hier vermisst?
Senad Gashi: Ich habe das Wetter nicht wirklich vermisst *lacht*. Aber die Familie. Es war gut, wieder alte Freunde zu sehen und aus der Bubble Thailand raus zu sein. Back to reality.
Wir sprachen im November zuletzt vor deinem großen WBC-Titelkampf in Südafrika. Wie hast du den Kampf gegen Lerena wahrgenommen?
Ich fand, es war ein cooler Kampf, es hat Spaß gemacht. Wie gesagt, Boxen ist eben ein Sport, wo die Punktrichter und Ringrichter einen starken Einfluss haben. Die können einen ganzen Kampf für dich oder gegen dich werten. Im Boxen gibt es eine Regel: Du kaufst oder wirst gekauft.
Würdest du behaupten, dass der Kampf dein bisheriges Karriere-Highlight war?
Vielleicht, ich glaube schon. Das ist ja ein Traum, um einen WBC-Titel zu boxen, gegen einen starken Mann, bei ihm zuhause und eine gute Schlacht abzuliefern. Das war schon geil.
Wenig später stand ein inoffizieller Kampf in Tschechien an. War die fehlende Regeneration ein Fehler?
Ja, auf jeden Fall. Du weißt das ja selber, nach so einem Kampf braucht man locker 2-3 Monate Pause, um wieder anzufangen mit dem Training, geschweige denn wieder zu kämpfen. Das war ein Fehler. Das Ding ist, ich habe eine Zusage gemacht und wollte mein Wort nicht brechen. Es war eigentlich als ein Showkampf gedacht, ohne Wertungen, und am Ende haben sie von 6 auf 8 Runden gedreht, auf einmal stand ich vor einer ganz anderen Herausforderung.
Es wurden auch keine Wertungen verlesen, sahst Du Dich eigentlich als Verlierer im Kampf?
Ich denke, dass ich knapp geführt habe. Es gab den Niederschlag, ich habe auch zum Schluss mehr gemacht. Der Niederschlag, 10-8, aber einmal gaben sie auch diesen Punktabzug, das war etwas komisch. Und auch später, sie haben uns keine Punktezettel gegeben. Man hat ja gesehen, wir haben zum Schluss nochmal das Tempo angezogen, weil ich mir gesagt habe: Komm, lass die letzten 2-3 Runden noch etwas mehr machen – aber ich habe das etwas zu sehr auf die leichte Schulter genommen und gedacht, ich bin eigentlich vorne und meine Ecke auch. Das war mehr Unentschieden oder ein Sieg für mich, als ein Sieg für ihn.
Hast Du den zuvor unbekannten Mustapha Amadu auch etwas unterschätzt?
Ja, klar. Ich habe es etwas auf die leichte Schulter genommen. Die Regenerationszeit war nicht da, normalerweise hätte man den Kampf überhaupt nicht machen können. Und es wurde mir eigentlich auch als Showkampf verkauft, ohne Wertungen, auch auf 6 Runden, bevor wir 10 Minuten vor dem Kampf erfahren, es sind 8 Runden.
Ich bin physisch topfit, ich bin spritzig und habe Bock zu kämpfen!
Nun steht das Rematch an. Was wird entscheidend sein für den Sieg? Und wie groß ist der Faktor einer gezielten Vorbereitung?
Ich habe mich sehr gut vorbereitet, in Thailand mit einem sehr guten russischen Trainer. Wir haben dort unsere Hausaufgaben gemacht. Ich bin physisch topfit, ich bin spritzig und habe Bock zu kämpfen! Einfach Druck, Druck, Druck, die ganze Zeit, wie beim letzten Mal, bloß dieses Mal frisch und mit einer anderen Einstellung. Dieses Mal will ich ihn verletzen!
Amadu ist relativ beweglich und kein statischer Mann. Ist das so ein Gegnertyp, der dir weniger liegt?
Stimmt, es ist sicherlich unangenehm, an ihn heranzukommen, aber ich denke, dass er mir eigentlich schon liegt. Das Ding ist, ich bin vom Stil eher ein Konterboxer, ich bin gut im direkten Schlagabtausch. Bei dem Gegner reingehen, mit ihm mitschlagen. Ich glaube, dass er ein sehr fauler Boxer ist, er hat keine hohe Workrate. Für mich ist das etwas schwieriger, weil ich daraus agieren und ihn zu Angriffen verleiten muss, um dann mitzuschlagen. Ich habe quasi also doppelte Arbeit.
Auf jeden Fall. Wir werden dort anfangen, wo wir beim letzten Mal aufgehört haben. Druck, Druck, Druck, Schläge einstecken und austeilen. Ich habe zum Schluss beim letzten Kampf auch gesehen, dass er dort irgendwann zusammengebrochen ist, nur vom Drücken. Und genau dort möchte ich einfach weitermachen. Er ist ganz gut in der Halbdistanz, weil er hat einen etwas unangenehmen Stil, um heranzukommen, aber es ist nicht so, dass er explosiv ist.
Wer im Internet aktiv ist, sieht sich dauerhaft mit Hass und Häme konfrontiert. Nach dem Amadu-Kampf hat sich die Anzahl deiner Hater im Netz aber sicherlich gesteigert, oder?
Ja, 100 %. Das Ding ist, es ist ein heikles Thema. Man versucht, es nicht an sich heranzulassen. Ich bin ein starker Typ, ich weiß das. Jeder, der mich persönlich kennt, der weiß das auch. Die meisten Leute im Internet sind komplett ahnungslos, irgendwelche Typen. Ich denke aber, jetzt momentan hat Amadu den viel größeren Shitstorm, als ich jemals hatte.
Auf der Pressekonferenz hat Amadu dich mit Wasser beschüttet. Was macht das mit einem gestandenen Profiboxer? Ärgert dich das, oder siehst du es eher als Promoaktion im Profizirkus?
Für mich ist das ein Zeichen von ihm, dass da irgendwas nicht mehr stimmt in der Birne. Er ist gebrochen. Man hat sein wahres Gesicht gesehen. Er hat sich damit richtig blamiert. Er dachte sich, er kann mich damit bloßstellen im Internet, aber Gott ist groß. Ich habe gut reagiert und es wie ein Mann genommen. Ich werde es ihm zeigen, jeder kann sich schon denken, wie der Kampf ausgehen wird. Jeder hofft und weiß es, die Energie ist da, ich spüre sie!