Sebastian Formella im Interview: „Ich bin zu 120% vorbereitet!“

Foto: Mark Robinson/Matchroom Boxing

Der Countdown für ECB-Boxer Sebastian Formella läuft! Der ehemalige IBO-Weltmeister im Weltergewicht trifft am kommenden Samstag in der Wembley Arena auf den Briten Chris Kongo (13 Siege, 1 Niederlage). Im „All or Nothing“-Kampf steht für den Hamburger, der hochmotiviert ist, viel auf dem Spiel. Im Interview stand „Hafen-Basti“ vor seinem Kampf um den WBC International Silver Titel Rede und Antwort.

Vor Weltergewichts-Blockbuster gegen Chris Kongo: Sebastian Formella im Interview

Wie fühlst du dich so kurz vor deinem vierten Kampf im Ausland?

Sebastian Formella: „Ich fühl mich gut. Wir haben sehr hart trainiert und hatten eine lange und gesunde Vorbereitung über 10-11 Wochen. Ich habe mich mit einem guten Trainingsplan und top Sparringspartnern vorbereitet. Seit Ostern arbeite ich nicht mehr, habe alle Urlaubstage genommen. Eine Doppelbelastung gab es nicht. Ich habe alles andere ausgeblendet und nur für diesen Kampf trainiert.“

Chris Kongo galt bis zu seiner Niederlage gegen Michael McKinson im letzten Jahr als das neue Gesicht im Weltergewicht. Im März konnte er sich mit einem Sieg zurückmelden und will nun gegen dich den WBC International Silver Titel gewinnen. Als Deutscher bist du am Samstag in der Wembley Arena der Außenseiter. Wie kommst du mit der Underdog-Situation klar?

Sebastian Formella: „Er war ein guter Amateur und ist ein beweglicher und großer Mann, der viel im Rückwärtsgang arbeitet. McKinson war Rechtsausleger, der Kongo mit seinem Stil überrascht hat. Er ist auf jeden Fall schlagbar. Die langen Leute habe ich schon als Amateur gern geboxt und sehe mich daher auch hier nicht im Nachteil. Die Außenseiterrolle ist im Ausland normal, sie stört mich absolut nicht. Ich geh da rein und mach einfach mein Ding! Ich freue mich darauf, in England zu boxen. Damals waren gegen Conor Benn keine Zuschauer in der Halle. Das ist dieses Mal anders und ich hoffe, dass ich die Fans vor Ort auch für mich begeistern kann.“

Nach deinen Bandscheibenvorfällen Ende 2020 und einem Arbeitsunfall Anfang 2021 hast du dein Training komplett umgestellt. Wie habt ihr euch jetzt vorbereitet? Was machen du und dein Trainer Mark Haupt seit den beiden Niederlagen im Ausland, die kurz aufeinander folgten, anders?

Sebastian Formella: „Das Team hat sich vergrößert. Wir haben viel an meiner Rückenstabilität gearbeitet. Hier hat mir Mark Hachmann (Physio Sports) sehr viel geholfen und einen eigenen Trainingsplan aufgestellt. Kathrin Werner (Relaxa Physio und Gesundheitssport in Jesteburg) hat wiederum mit eigenen Übungen eine spezielle Wirbeltherapie durchgeführt. Ich bin absolut frei von den kleineren und größeren Wehwehchen und fit für den Kampf. Für diesen Kampf habe ich mir sehr viel freigenommen. Ich habe also meine ganze Aufmerksamkeit aufs Training gelegt. Mit André Walter hat uns ein sehr erfahrener Coach zudem in Sachen Athletik unterstützt. Ich konnte meine Grundlagenausdauer steigern. André wird zusammen mit Mark Haupt in meiner Ecke stehen. Wir haben das Training für den Kampf mit Chris Kongo natürlich angepasst. Im Sparring hatte ich nur größere Gegner.“

Neben dem Berufsboxen arbeitest du 40 Stunden die Woche im Hamburger Hafen als Containerbrückenfahrer. Wie nimmst du dir die Zeit für eine ausreichende Vorbereitung und wie lief diese allgemein ab?

Sebastian Formella: „In der Vergangenheit war es häufig so, dass ich Überstunden angehäuft und diese dann meist zusammen mit Urlaubstagen genommen habe, um mich vorzubereiten. So viel wie ich jetzt allerdings freigenommen habe, hatte ich nur bei der IBO-WM gegen Mbenge freigenommen. Bei allen anderen Kämpfen musste ich oft das Training mit meiner Arbeit kombinieren.“

Du hast diverse andere Angebote aus dem Ausland bewusst abgelehnt, obwohl hier Kämpfe gegen „große Namen“ zur Disposition standen. Warum hast du dich letztendlich für Chris Kongo entschieden?

Sebastian Formella: „Ich hatte nicht nur Angebote gegen größere Namen, sondern auch für mehr Geld. Allerdings war die Vorbereitung hier immer zu kurz und ich hatte meist nur 5 Wochen. Das war bei Chris Kongo anders. Boxxer (der Promoter) hat mir die Möglichkeit gegeben, dass ich 11 Wochen Vorbereitungszeit habe – das ist einfach fair für beide. Ich habe den Kampf daher angenommen, weil ich mich sportlich messen will und hier eine Chance sehe. Den Kampf anzunehmen war keine Geld-Entscheidung.“

Shawn Porter (links) bei seinem Punktsieg über Sebastian Formella (rechts).

Sowohl Chris Kongo als auch du sind Techniker, die den Großteil ihrer Kämpfe über die Runden gewonnen haben. Stellst du dich auf harte 10 Runden ein?

Sebastian Formella: „Definitiv (lacht). Chris ist noch nie runter gegangen und wir können beide was nehmen. Ich denke, dass der Kampf über die Runden gehen wird. Egal wie der Kampf ausgehen wird, er wird für beide wichtig sein. Es wird ein ‚Alles oder Nichts‘-Fight, das steht fest!“

Willst du vor dem Kampf noch etwas loswerden?

Sebastian Formella: „Ich möchte mich zunächst bei allen bedanken, die mit nach England reisen, um sich den Kampf live anzusehen. Ein Dankeschön geht auch an die Leute, die mich unterstützen und supporten und nicht immer alles gleich madig reden. Ihr werdet einen Sebastian Formella sehen, der zu 120 Prozent vorbereitet ist! Mein Team und ich haben uns die letzten Wochen wirklich den Arsch aufgerissen. Ich bin sehr dankbar, dass sich alle die Zeit genommen haben, denn diese ist unbezahlbar. Morgen steigen wir in den Flieger nach London und dann heißt es ‚Feuer frei‘!

Der Kampf zwischen dem Briten Chris Kongo und ECB-Weltergewichtler Sebastian Formella wird Samstag live auf BILDplus im Stream übertragen.

Text: EC Boxpromotion

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