Als Ulli Wegner auf der Bühne geehrt wurde, saß unten im Saal die Sauerland-Mitarbeiterin mit dem Auftrag, Wegner am nächsten Morgen die Kündigung zu überreichen!
Am letzten Sonntag wurden im Gala-Saal des Besenbinderhofes in Hamburg die „German Boxing Awards“ verliehen. In zwölf Kategorien wurden jeweils für den Boxer und die Boxerin des Jahres, den Promoter des Jahres und in einigen anderen Kategorien, der goldene „HERQUL“ verliehen. Auch BOXEN1 erhielt den HERQUL für die „beste Berichterstattung print und online“. Doch über alle dem stand die Ehrung von Kult-Trainer Ulli Wegner, der mit stehenden Ovationen der Gala-Gäste mit dem HERQUL für sein Lebenswerk geehrt wurde.
Doch während Ulli Wegner, der 23 Jahre beim Team Sauerland als Cheftrainer unter Vertrag stand, auf der Bühne für sein Lebenswerk geehrt wurde, saß unten im Saal die Sauerland-Mitarbeiterin, die Ulli Wegner am nächsten Morgen das Kündigungsschreiben seines Arbeitgebers überreichen sollte. Sie war beauftragt, Ulli Wegner am nächsten Morgen im ‚Hyatt-Hotel‘, wo Wegner mit seiner Frau Margret über das Wochenende zu Gast war, die Kündigung zu überreichen und sich den Empfang von Wegner schriftlich bestätigen zu lassen.
Ich selbst habe das schon in der Nacht auf der Gala-Party erfahren und konnte es gar nicht glauben und tat dies auch erstmal als Fake-News ab. Als dann allerdings unser BOXEN1-Mitarbeiter Dr. Wolfgang Schäfer, der für BOXEN1 die Preisverleihung fotografierte, mit jener Sauerland-Mitarbeiterin an einem Tisch saß und so mitbekam, wie diese mit ihrer Schwester über die Kündigung sprach, am Morgen nach der HERQUL-Verleihung, wo sich unser BOXEN1-Team im Frühstücksraum des Hotels verabredet hatte, zu uns stieß und sagte: „Jetzt muss das arme Mädchen Ulli Wegner die Kündigung überreichen und von Sauerland hat niemand die Eier, dem Ulli Wegner die Kündigung selbst zu übergeben…“ verstand ich: Das waren keine Fake-News, das ist Realität! Die Nachricht schlug an unserem Frühstückstisch wie eine Bombe ein und keiner aus unserem Team konnte es glauben.
BOXEN1 hat die Nachricht ganz bewusst vier Tage zurückgehalten und auf eine Pressemitteilung von ‚Team Sauerland‘ gewartet. Doch von dort kamen zwar Pressemeldungen an unsere Redaktion, aber keine mit dem Inhalt der Kündigung von Ulli Wegner. BOXEN1 hatte heute Wilfried Sauerland schriftlich um ein Statement gebeten, das wir auch ungekürzt hier wiedergeben: „Es ist bereits seit längerer Zeit bekannt, dass das Team Sauerland das Max-Schmeling-Gym in Berlin ab 2020 aus mehreren Gründen verlassen wird. Im Zuge der Neuausrichtung wurde seitens der Familie Sauerland natürlich mehrfach persönlich mit Ulli Wegner, zuletzt im September, u. a. über seine zukünftige Rolle gesprochen. Diese Gespräche dauern an. Die Kündigung als festangestellter Cheftrainer zum Ende des Jahres ist daher ein formeller Akt, der ebenfalls bereits vor Wochen mit Ulli so besprochen wurde.“
Ulli Wegner hat auf eine telefonische Nachfrage von BOXEN1 abgelehnt, sich zu diesem Thema zu äußern.
Ulli Wegner war über 23 Jahre lang der Cheftrainer beim Team Sauerland und steht für all die großen Erfolge der letzten Jahre bei Sauerland. Wegner formte Arthur Abraham, Sven Ottke, Markus Beyer, Marco Huck und viele andere Boxer aus dem Sauerland-Stall zu Welt- und Europameistern. Wegener wurde unzählige Male zum Trainer des Jahres ausgezeichnet und war über Jahre hinweg das Aushängeschild und der Garant für das Sauerland Box-Team.
Übrigens war weder Wildried noch Kalle Sauerland persönlich bei der Box-Gala der ‚German Boxing Awards‘ anwesend, was viele in der großen Box-Familie, die an diesem Abend in Hamburg zusammen kamen, verwunderte. Zumal Kalle Sauerland in gleich zwei Kategorien für den Herqul nominiert war.
BOXEN1 liegt es fern eine Wertung zur Kündigung selbst abzugeben, ob die nun voher abgesprochen war – wie es Sauerland behauptet – und ob Wegner selbst um dieses Kündigungsschreiben gebeten hatte. Nur finden wir, dass zumindest der Zeitpunkt und die Art und Weise, wie dies hier geschehen ist, absolut unwürdig war. Einem Trainer, der 23 Jahre für das Team Sauerland gestanden hat, am Tage seiner größten Auszeichnung und Ehrung, durch eine Mitarbeiterin die Kündigung überreichen zu lassen ist sicher nicht die feine Art. Ob die Kündigung nun rechtens ist, müssen wahrscheinlich ohnehin die Anwälte entscheiden. Aber es hätte dem ‚Team Sauerland‘ sicher besser zu Gesicht gestanden, wenn Wilfried oder Kalle Sauerland Herrn Wegner die Kündigung in einem persönlichen Rahmen selbst nahegebracht hätten, als hierzu eine Mitarbeiterin zu delegieren.