Saisonvorbericht Bundesliga Nordhäuser SV

Vladimir Ivanov / Foto: Christoph Keil
Vladimir Ivanov / Foto: Christoph Keil

In neuem Modus: Nordhäuser Bundesliga Boxer wollen erneut um den Meistertitel mitkämpfen – Neuling Hamburg als Mitfavorit

Der Nordhäuser SV zählt mittlerweile zu den festen Größen im Oberhaus der deutschen Boxer. Von den in diesem Jahr gemeldeten Mannschaften ist sie die am längsten ununterbrochen der 1. Bundesliga zugehörige. Nachdem lange erneut eine internationale Bundesliga wahrscheinlich war, einigten sich letztlich doch die deutschen Teams auf eine zweigleisige 1. Liga mit jeweils vier Vereinen in Nord- und Süd-Staffel. Neben den arrivierten Erstligisten um Nordhausen, Straubing und Hannover gesellen sich auch bisherige Zweitligisten und mit den Hamburg Giants ein starker Neuling hinzu. „Es wird auf jeden Fall spannend wie selten zuvor“, freut sich NSV-Manager Michael Döring über die Aufstockung.

Veränderter Modus für Spannung und Chancengleichheit

Es könnte die entscheidende Neuerung sein, die die 1. Bundesliga der Boxer nach zuletzt wegfallenden Mannschaften und Notlösungen aus dem Ausland wieder spannend macht: Beim Mannschaftsleitertreffen im Oktober einigten sich die Vereine auf eine Liga mit insgesamt acht Teams, wobei jeweils vier einer Nord- und Südriege angehören. Im Norden boxt neben den bisherigen Zweitligamannschaften UBV 1948 Schwedt, Boxteam Hanse Wismar und dem Boxring Hertha BSC Berlin auch der Geheimfavorit von den Hamburg Giants. Im Süden werden nach einem Jahr Abstinenz die Bayern aus Straubing, der langjährige Konkurrent aus Hannover und der Chemnitzer BC gemeinsam mit dem Nordhäuser SV in den Ring steigen. Den Titel boxen dann die jeweiligen Staffelsieger in einem Hin- und Rückkampf aus. Mit dem Team aus Sachsen wird es erstmals zwei Mannschaften aus den ostdeutschen Bundesländern im Oberhaus geben. Nicht dabei sind die Titelverteidiger aus Babelsberg aufgrund des überraschenden Todes von Trainer und Macher Ralph Mantau. Wie bisher werden die Kämpfe über drei Runden á drei Minuten gehen, mit dem Schwergewicht kommt aber noch eine Gewichtklasse hinzu, sodass sich die Zuschauer auf acht spannende Fights freuen dürfen. Änderungen gibt es in den Regularien zur Kaderzusammenstellung, was den bisherigen Klassenunterschied der Erst- und Zweitligisten auffangen soll. So dürfen pro Kampftag maximal drei Einflieger eingesetzt werden, wovon einer aus dem U21-Bereich kommen muss. Auch die Zahl der deutschen Kaderathleten ist begrenzt. „Da wir im letzten Jahr vermehrt auf Ausländer und Kaderathleten gesetzt haben, müssen wir uns hier etwas umstellen und nach kreativen Lösungen suchen“, so Manager Michael Döring. Ebenfalls darf es pro Gewichtsklasse nur noch maximal drei Boxer im Kader geben – kurzfristige Verpflichtungen vor den jeweiligen Kämpfen sind nur in Ausnahmefällen möglich: „Dadurch ist es umso wichtiger, vor Saisonbeginn ein ausgeglichenes Team zusammenzustellen, wo einer den anderen ersetzen kann.“

Nordhäuser Kader mit einigen arrivierten Kräften – auch Thüringer darunter

Zusagen gibt es bereits von einigen Leistungsträgern der Vorjahre. So werden Bantamgewichtler Dias Kuzembaew, der zuverlässige Hesse Raymund Meilinger oder Superschwergewichtler Vladimir Ivanov aus Russland erneut die Handschuhe für die Nordthüringer schnüren. Nach seiner Olympiateilnahme hat sich auch Publikumsliebling Balázs Bacskai dazu entschieden, eine weitere Saison dem Amateurboxsport erhalten zu bleiben und sich dem treuen Nordhäuser Publikum zu präsentieren. „Er überlegt schon länger in das Profilager zu wechseln. Natürlich sind wir besonders froh darüber, dass er noch einmal für uns boxt“, so Döring. Schmerzen wird dagegen die Absage von Halbschwergewichtler Leon Bunn, der nach seiner Olympia-Nichtberücksichtigung durch den DBV eine Pause einlegt. Auch Neu-Profi Denis Radovan, Kastriot Sopa und der letztjährige Leistungsträger Slawa Kerber fehlen. „Leider haben wir für Slawa keine Freigabe vom niedersächsischen Verband erhalten. Bei Kastriot wird zum Problem, dass wir maximal fünf Kaderathleten auf unserer Liste haben dürfen“, so Döring. Neu dabei ist dagegen der Saalfelder Silvio Schierle. Der 19-Jährige trainiert am Sportgymnasium in Frankfurt/Oder, feierte bereits einige Erfolge im Jugend- und Junioren-Bereich und soll nun an das Bundesligageschäft herangeführt werden. Der DBV sieht ihn als eine der großen Zukunftshoffnungen, sogar ein Einsatz beim traditionellen Hallenser Chempiepokal im Herrenbereich erscheint bereits als möglich. „Wir werden sicher in einigen Kämpfen auf ihn setzen, da wir perspektivisch auch mehr Thüringer in unser Team einbauen wollen. Er ist ein absoluter Kämpfertyp und kann es weit nach oben schaffen“, erklärt Döring.

Transfercoup: Döring verpflichtet Baraou und niederländisches Duo

Da mit Sopa, Radovan, Kerber oder Bunn einige der Leistungsträger des Vorjahres wegfallen, suchte NSV-Manager Michael Döring bei den Deutschen Meisterschaften in Straubing im November nach neuen Lösungen. Dabei konnte er die bis dato für Babelsberg kämpfenden Abass Baraou, Enrico La Cruz und Peter Mullenberg verpflichten. Sie alle zählten in der Vergangenheit zu den absoluten Leistungsträgern auf Bundesligaebene und im Verband: Baraou ist mehrmaliger Deutscher Meister und verpasste nur knapp die Olympiaquali, die beiden Niederländer La Cruz und Mullenberg schafften den Sprung nach Rio – Mullenberg ist zudem zweifacher Militärweltmeister. Auch neben dem Trio kann Döring mit einigen arrivierten Neulingen Punkten: Im Bantamgewicht verstärk Raman Sharafa den NSV, im Halbweltergewicht wurde der erfahrene Bayer Eugen Dahinten verpflichtet und im Superschwergewicht konnte mit Max Keller ein schon in der Meistersaison 2014/15 für Nordhausen boxender Sportler zurückgewonnen werden. Mit Baraou und Keller befinden sich zwei amtierende Deutsche Meister im Aufgebot, dazu mit Stepan Nikitin (Mittelgewicht) und Nikolas Weizmann (Schwergewicht) noch zwei Silbermedaillengewinner. „Natürlich sind wir mit dem Kader erst mal zufrieden. Allerdings kann es trotz vorheriger Zusicherung wieder sein, dass einige Boxer während der Liga-Saison zu internationalen Kämpfen und Lehrgängen abgestellt werden müssen“, kritisiert Döring. Deshalb ist es wichtig, erneut auch eine starke „zweite Reihe“ in Petto zu haben. Hier setzt Döring vor allem auf starke Nachwuchsboxer: Neben dem Saalfelder Schierle konnte der Mannschaftsleiter mit Wladislaw Baryshnik, Stepan Nikitin und Athanasios Kazakis weitere hoffnungsvolle Junioren in den Südharz locken.

Hamburg in Nord-Staffel als Favorit – Finale als Ziel

Größter Konkurrent im Kampf um den Titel ist für Döring das Team seines Freundes Raiko Morales. Der Hamburger möchte in der Elbmetropole im Hinblick auf die Welttitelkämpfe der Amateure im kommenden Jahr wieder ein Bundesliga-Team etablieren und kann dabei u.a. auf den Jugend-Olympiasieger Peter Kadiru zurückgreifen. „Sie sind für mich Favorit in der Nord-Staffel und können es in das Finale“, blickt Döring voraus. Das ist auch das vorläufige Ziel der Nordhäuser Riege, denn damit wäre ein erneuter Gewinn des Vize-Titels auf jeden Fall gesichert. Der Auftakt für den NSV erfolgt am 17. Dezember mit einem Auswärtskampf in Straubing. Der erste Heimkampf in der Ballspielhalle findet gegen den BC Chemnitz dann am 7. Januar statt.

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