Nach 10 Jahren im Profigeschäft hängt der Ex-Weltmeister die Handschuhe an den Nagel. In seinem Abschluss-Statement gedachte er auch Eduard Gutknecht und dessen Familie.
„Der Boxsport hat mir gut getan und ich glaube, dass ich dem Boxsport gut getan habe“
Eine etwas überraschende Nachricht erreichte die Boxwelt heute Vormittag. George Groves beendet im Alter von nur 30 Jahren seine Profilaufbahn. Der ehemalige WBA-Weltmeister im Super-Mittelgewicht war zuletzt im September letzten Jahres im Ring zu sehen gewesen, als er im saudiarabischen Jeddah seinem Landsmann Callum Smith unterlag. Es war das Finale der von Groves’ langjährigem Promoter Kalle Sauerland ins Leben gerufenen World Boxing Super Series.
In einem Statement, das Groves auf seinen Social Media Kanälen veröffentlichte, dankte er vielen ehemaligen Wegbegleitern und gab die Bewegründe für seinen recht frühen Rücktritt bekannt. „Ich bin immer noch jung, fit und gesund und es gibt weiterhin große Kämpfe, die auf mich warten. Und genau aus diese Gründen trete ich jetzt zurück. Ich habe eine junge Familie zu Hause – es wird Zeit meine besten Tage mit ihr zu verbringen.“
Er kam auch noch auf Eduard Gutknecht zu sprechen, der beim gemeinsamen Kampf gegen Groves im November 2016 schwere Hirnverletzungen erlitt und seitdem pflegebedürftig ist. „Dieser Kampf ließ mich realisieren, dass der Boxsport brutale Konsequenzen haben kann. Danach fühlte ich, dass meine Tage als Kämpfer gezählt sein würden“, so „The Saint“. Nach seinem Sieg über Fedor Chudinov 2017, bei dem Groves erstmalig Weltmeister wurde, widmete er den Erfolg Gutknecht. Er verriet damals, dass er und seine Frau jeden Abend für ihn und seine Familie beten würden.
Das Abschluss-Statement in voller Länge:
https://www.instagram.com/p/BtLTP-8FHuC/
Eine Achterbahn-Karriere
Dass der WM-Erfolg erst spät in seiner Laufbahn erfolgte, war kein Zufall – der Mann aus Hammersmith, London hatte nicht immer nur Glück. Nachdem er als junger Hoffnungsträger seinen Weg nach oben bestritt und dabei u.a. seinen Erzrivalen James DeGale bezwang, traf er im November 2013 auf IBF- und WBA-Weltmeister Carl Froch. Frech und unbekümmert führte er diesen über mehrere Runden vor und konnte sogar einen Niederschlag erzielen. Erst ein vollkommen verfrühter Abbruch brachte seinen WM-Traum zum platzen.
Das Rematch im Wembley Stadion vor 80.000 Zuschauern – der mit Abstand größte Kampf in seiner Karriere – verlor Groves aber klar und deutlich und ohne Kontroversen. Eine weitere Möglichkeit ergab sich ein Jahr später im legendären MGM Grand von Las Vegas, als er auf WBC-Champion Badou Jack traf. Diesmal unterlag Groves hauchdünn durch Split Decision. Der Brite war darüber so enttäuscht, dass er über Nacht alle seine Social Media Kanäle löschte. Es schien damals schon so, als wäre seine Karriere vorbei.
Doch dem war nicht so. Groves wechselte das Team und engagierte den jungen Erfolgscoach Shane McGuigan, mit dem er zurück an die Spitze fand. Siege über Martin Murray und Eduard Gutknecht brachten ihn in Stellung für einen Kampf um den damals vakanten WBA-Titel im Super-Mittelgewicht. Vor zehntausenden Zuschauern im Bramall Lane Football Ground in Sheffield stoppte er den Russen Fedor Chudinov in Runde 6 und krönte sich endlich zum Weltmeister.
Beflügelt von dem Triumph trat er wenige Monate später dem damals neugegründeten Turnier der World Boxing Super Series bei. Dort setzte er seinen Siegeszug fort und konnte nacheinander seine Landsmänner Jamie Cox und Chris Eubank Jr. eliminieren. Erst im Finale war dann Schluss, als er gegen einen stark aufgelegten Callum Smith in Runde 7 die Segel streichen musste.
In Zukunft möchte Groves dem Boxsport auf andere Art erhalten bleiben. Der Plan ist, dass er für das Sports-Management-Unternehmen Wasserman arbeiten wird, die ihn schon in seiner aktiven Zeit betreut haben.
Wir von Boxen1 wünschen George Groves alles Gute für die Zeit nach seiner Karriere – mach’s gut, Champ!