Robert Stieglitz – Das Ende einer aufregenden Karriere

Foto: Team SES / P. Gercke
Foto: Team SES / P. Gercke

Viele Boxfans und Experten hatten es schon seit einiger Zeit geahnt. Seit gestern ist es Gewissheit: Robert Stieglitz hat seine Karriere beendet! Auf einer Pressekonferenz in Dresden erklärte der Vorzeigeboxer des SES-Stalls das Ende seiner aktiven Laufbahn und schilderte seine Beweggründe. Aus diesem Anlass blickt BOXEN1 zurück auf den Werdegang und die größten Highlights des zweifachen Weltmeisters und (inzwischen zurückgetretenen) Europameisters!

Robert Stieglitz – Der Kämpfer

Robert Stieglitz wurde am 20. Juni 1981 im (heutigen) russischen Jeisk geboren. Nach der Trennung seiner Eltern zog der junge Stieglitz zu seinem Onkel nach Magdeburg. Dort startete er als Amateur für den 1. BC Magdeburg durch und konnte schon hier einige große Erfolge feiern. In dieser Zeit lernte er seinen späteren Promoter Ulf Steinforth kennen, der schon damals dessen Talent erkannte. Es sollte nicht lange dauern, dass Steinforth den jungen Boxer ins weite Land der Berufsboxer holte. Sein Profidebüt erfolgte dann im April 2001 als fast 20-Jähriger, als er in Ilsenburg (Sachsen-Anhalt) Petr Pokornyim schlug. Von nun an ging es steil bergauf! Gemeinsam mit seinem ersten Profi-Trainer Werner Kirsch, zog der ehrgeizige Stieglitz von Sieg zu Sieg.

Robert Stieglitz / Foto: SES Team - P.Gercke
Robert Stieglitz / Foto: SES Team – P.Gercke

Nachdem der Supermittelgewichtler die Titel des IBF-Junioren-Weltmeisters und Intercontinental-Champions gewinnen konnte, kam es, nach 29 Siegen in Folge, zur ersten großen Chance! Im März 2007 boxte Stieglitz in Rostock um die vakante IBF-Weltmeisterschaft gegen den Kolumbianer Alejandro Berrio. Gegen den gefährlichen Berrio stand Stieglitz bereits 15 Monate vorher im Ring und konnte durch technischen Ko gewinnen. Die Vorzeichen standen so günstig wie nie. Die ersten beiden Runden konnte der Magdeburger auch klar für sich entscheiden.

Doch im dritten Durchgang schlug es bei Stieglitz ein und nach zwei Niederschlägen war der Traum vom WM-Gürtel erstmal dahin! Die nächste Chance kam fast genau zwei Jahre später gegen den starken Librado Andrade im kalifornischen Cabazon (USA). Auch hier hatte Stieglitz, nach einem beherzten Fight, das Nachsehen und verlor durch Abbruch in der achten Runde. Die vielversprechende Laufbahn des SES-Boxers drohte ins Wanken zu geraten. Doch Robert Stieglitz ließ sich nicht von seinem „steinigen“ Weg abbringen!

WM-Triumph in der Höhle des Löwen

Nach insgesamt vier Siegen, unter anderem gegen den ungeschlagenen Lukas Wilaschek, erhielt er am 22. August 2009 die zweite Möglichkeit Weltmeister zu werden. Gegen den Lokalmatador und WBO-Weltmeister Karoly Balzsay, boxte Stieglitz in Budapest (Ungarn) nicht nur um den WM-Titel sondern auch um seine weitere Karriere. Dementsprechend motiviert und siegeshungrig präsentierte er sich dann auch im Ring. In einem Gefecht mit hohem Tempo, lag Stieglitz nach acht Runden deutlich zurück.

Eine weitere Niederlage zeichnete sich ab. Doch in der neunten Runde kam der Herausforderer, wie Phoenix aus der Asche, zurück. Immer wieder konnte Stieglitz, der inzwischen von Trainer Torsten Schmitz betreut wurde, den Titelverteidiger klar treffen. Im zehnten Durchgang brachte er den Favoriten wiederum in arge Nöte. In der Pause zur elften Runde nahm Balzsay’s Coach, der leider schon verstorbene Fritz Sdunek, seinen völlig erschöpften Schützling aus dem Kampf. Damit war die Sensation perfekt! Robert Stieglitz war somit nicht nur der erste Weltmeister aus dem SES-Lager, sondern erst der vierte deutsche Boxer, der im Heimatland des Champions die WM-Krone holte.

Unvergessene Schlachten gegen Arthur Abraham und Felix Sturm

Als WBO-Weltmeister im Supermittelgewicht verteidigte er (unter der Leitung von SES-Chefcoach Dirk Dzemski) seinen Titel fortan sechsmal erfolgreich. Dabei konnte er sich gegen Eddy Gutknecht ebenso durchsetzen wie auch gegen Khoren Gevor. Im August 2012 stieg dann in der Berliner O2-World-Arena das heiß ersehnte Duell gegen Arthur Abraham. Nach zwölf spannenden Runden, musste sich Stieglitz nach Punkten geschlagen geben. Der WM-Titel war dahin. Doch der Rückkampf sollte nicht lange auf sich warten lassen!

Arthur Abraham gegen Robert StieglitzNur sieben Monate später kam es in der Magdeburger GETEC-Arena zur Neuauflage. Viele Experten glaubten an einen erneuten Sieg von Abraham. Stieglitz belehrte sie eines Besseren. Wie von der Tarantel gestochen schlug er auf den „Abrahammer“ ein! Nach nur drei Runden war das Auge von Abraham völlig zugeschwollen und der Kampf wurde abgebrochen. Somit krönte sich Stieglitz zum zweiten Mal mit dem WBO-Gürtel und setzte das eindrucksvolle Statement, dass mit einem Robert Stieglitz immer zu rechnen ist!

Zwei siegreiche Titelverteidigungen folgten, ehe es dann, wiederum in Magdeburg, zum dritten Fight mit Arthur Abraham kam. Nach elf ausgeglichenen Runden musste Stieglitz in der letzten Runde nach schweren Treffern des Sauerland-Stars zu Boden. Am Ende siegte Abraham mit einem 2:1-Urteil nach Punkten. Ein sofortiges Rematch fand nach dem erneuten Titelverlust nicht statt.

Dafür stieg er im November 2014, in einem deutsch-deutschen Duell, gegen den mehrfachen Mittelgewichts-Weltmeister Felix Sturm in den Ring. Nach einem spannenden und hochklassigen Kampfverlauf lautete das Urteil Unentschieden. Direkt im Anschluss folgte im Juli 2015, in Halle (Westfalen), der vierte und letzte Teil der Stieglitz-Abraham-Reihe. Doch es sollte für Stieglitz kein Happy End geben! In der sechsten Runde siegte Abraham durch TKO.

Karriere-Ausklang im Halbschwergewicht

Foto: SES Boxing / P. Gercke
Foto: SES Boxing / P. Gercke

Nach der letzten Abraham-Niederlage entschied der Magdeburger und dessen Team ins Halbschwergewicht aufzusteigen. Im November des letzten Jahres holte er sich, durch einen klaren Punktsieg gegen den Franzosen Mehdi Amar, den Europameister-Titel (EBU). In seinem letzten Auftritt als Berufsboxer, verteidigte er in Leipzig seinen Titel gegen den unangenehmen Nikola Sjekloca mit einem Unentschieden. Trotz eines starken Fights war Stieglitz anzumerken, dass die biologische Uhr eines Profiboxers am Ablaufen ist.

Nun ist die endgültige Entscheidung gefallen. „Nach dieser langen Zeit der Überlegungen, sage ich als Aktiver dem Boxsport Lebewohl und mache Platz für die ‚Neue Generation‘. Mein Wille, mein Kampfgeist sind zwar noch da, aber mit 35 Jahren will der Körper nicht mehr so, wie ich es noch brauche, um im Ring weiter auf hohem Niveau erfolgreich zu sein.“, erklärte Stieglitz seine Entscheidung und die Hintergründe.

Foto: Team SES / P. Gercke
Foto: Team SES / P. Gercke

Nach genau 50 Siegen, bei nur 5 Niederlagen und zwei Unentschieden, kann Robert Stieglitz wohl zufrieden und stolz auf eine erfolgreiche Zeit als Profiboxer, mit einigen WM-Triumphen und vielen Höhepunkten, zurückblicken. BOXEN1 wünscht Robert Stieglitz in seinem weiteren Leben, abseits des Boxrings, alles erdenklich Gute!

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