RAN FIGHTING GALA: NACHT DER CHAMPIONS – Interview Firat Arslan

Firat Arslan möchte noch  ein Jahr Vollgas geben. Bei der WBSS Veranstaltung am 7. Oktober in der Stuttgarter Han-Martin-Schleyer-Halle bestreitet Arslan den zweiten Hauptkampf.
Firat Arslan möchte noch ein Jahr Vollgas geben. Bei der RAN-FIGHTING GALA  am 16. Juni im Karlsruher Wildparkstadion kämpft Arslan um den GBU Weltmeistertitel. 

16. Juni 2018 im Wildparkstadion Karlsruhe

Bei der ran FIGHTING Gala „NACHT DER CHAMPIONS“ am 16. Juni im Wildparkstadion wird Firat Arslan um die GBU-WM im Cruisergewicht kämpfen. Weitere Kämpfe des Abends sind u.a. Michael Wallisch und Leyla McCarter. Insgesamt erwarten den Zuschauer acht Titelkämpfe und 13 Vorkämpfe.

Der ehemalige WBA-Weltmeister im Cruisergewicht Firat Arslan greift wieder nach einem Titel. Nach seinem Sieg gegen Isaac Ankrah am 19. Mai in der Türkei will der 47-Jährige noch einmal um einen Titel kämpfen. Sein Ziel ist der WM-Titel nach Version der GBU. Sein Gegner Pascal Nmboda ist die Nummer 1 in Tansania. Keine leichte Aufgabe, denn der 34-Jährige ist nicht nur 13 Jahre jünger, sondern er konnte auch 21 seiner 23 Siegen vorzeitig durch K.o. gewinnen.

Du stehst einen Monat nach Deinem letzten Kampf schon wieder im Ring. Wie schaffst Du dieses Pensum in Deinem Alter?

Der Kampf war ja nach einer Runde vorbei.  Das war für mich nicht mal wie ein Training. Ich war auf 12 Runden vorbereitet. Wenn es ein sehr kräftezehrender Kampf gewesen wäre, weiß ich nicht, wie ich das gemeistert hätte.  Voraussetzung ist natürlich immer, verletzungsfrei zu bleiben.

Was treibt Dich an, so häufig im Ring zu stehen?

Mein Ziel ist es, noch einmal Weltmeister in einem der großen Verbände zu werden, und das verfolge ich eisern. Ich bin jetzt seit 13 Jahren bei den großen Verbänden immer in den Top Ten/Top 15 gewesen, darauf bin ich auch stolz.  Wenn ich nicht glauben würde, dass ich nochmal Weltmeister werden kann, hätte ich schon längst aufgehört. Wenn es nicht klappt, habe ich es zumindest versucht.

Du will noch einmal  den großen Titel haben – und was passiert dann?

Ich hab meiner Frau versprochen, dass ich nächstes Jahr aufhöre. Ich bin Vater geworden von zwei süßen Mädchen, Zwillingen, die sind jetzt 17 Monate alt. Ende des Jahres sind es 30 aktive Jahre im Boxsport. Ich muss jetzt erstmal schauen, ob ich den WM Titel überhaupt schaffe, das wäre Weltrekord im Cruisergewicht.

Und dann ist wirklich Schluss mit dem Boxen?

Ich kann nicht beschreiben, wie schwer es für mich ist, aufzuhören. Seit 30 Jahren dreht sich bei mir alles nur ums Boxen. Es ist schwer, Schluss zu machen, wenn man sich noch topfit fühlt. Ich hab Sparringspartner, die 15, 20 Jahre jünger sind und die konditionell kapitulieren müssen.  Aber meine Frau hat recht: irgendwann ist Schluss. Daher genieße ich bis dahin jeden Kampf und auch jede Vorbereitung mit meinem Team. Mein Abschiedskampf steht für nächstes Jahr im Frühjahr fest.

Wie schätzt Du Deinen Gegner Pascal Nmboda ein?

Ich weiß nicht, was da auf mich zukommt, von ihm gibt es nicht viel Material.  Aber ich unterschätze ihn nicht, er hat 21 Kämpfe von 23 durch K.o. gewonnen und ist auch 13 Jahre jünger als ich.

Juckt es Dich in den Fingern, nochmal Marco Huck zu kämpfen, gegen den Du 2012 sehr umstritten verloren hast?

Jeder weiß, ich wurde eigentlich 2012 Weltmeister gegen Marco Huck, aber den Sieg hat man mir nicht gegönnt. Den zweiten Kampf 2014 hat der dann klar gewonnen. Es ist aber so, wenn man einen Kampf verliert, den man eigentlich gewonnen hat, dann ändert man seinen Stil und geht mehr Risiken ein. Das dritte Duell gegen Marco Huck würde mich daher sehr reizen.  Er ist zwar jetzt im Schwergewicht ist, aber selbst das könnte ich mir vorstellen.

Man hat den Eindruck, Du bist härter zu Dir selbst als andere Boxer, darum bist Du auch länger dabei. Liegt das auch daran, dass Du mehr in Kauf nehmen musstest, um überhaupt eine Box-Karriere zu starten?

Ich bin ja Deutsch-Türke und ich liebe Deutschland und ich liebe die Türkei. Aber ich habe als Deutsch-Türke in den ersten Jahren hier schon Schwierigkeiten gehabt. Im Kindergarten hatte ich Probleme mit dem Namen, da haben sie aus Firat ‚Dreirad‘ oder ‚Zweirad‘ gemacht. Das war eine harte Phase. Die schwere Kindheit hat mich auch im Boxsport geprägt.  Als ich mit 18 entschlossen habe, Boxer zu werden, wusste ich nicht, dass ich nicht das nötige Talent habe, wie mir die Experten gleich zu Beginn mitgeteilt haben. Aber ich hatte mir vorgenommen, ich werde Weltmeister im Profiboxen und ich habe dran festgehalten. Sie hatten recht: Ich hatte nicht die Talente, die sie gesucht haben. Ich war kein Bewegungstalent, ich war auch nicht schnell oder der Beweglichste, auch koordinativ war ich nicht der Beste. Und man fängt auch nicht erst mit 18 eine Sportart an und wird hervorragend darin. Der Mensch geht immer den einfachen Weg und ich hatte mit 18 schon eine gewisse körperliche Kraft. Da hab ich gelernt, gegen die Weltspitze reicht das nicht und ich will Weltmeister werden, also muss ich einen neuen Weg suchen und das ging ganz klar über Kraft, über Physis, über Kondition, Ausdauer über Willenskraft und Härte, auch, um Schläge wegzustecken. Ich habe mein Wort gehalten, ich wurde Weltmeister, und das bei der WBA. Und auch später, gegen Huck und Hernandez, obwohl ich es nicht zugesprochen bekommen habe

Ich denke schon, dass meine Kindheit mich geprägt hat und auch der Boxsport. Ich bin wirklich durch die Hölle gegangen, um dort zu sein, wo ich bin.

Machst Du nach Karlsruhe Pause oder geht es gleich weiter in die nächste Vorbereitung?

Ich habe schon zwei Mal Urlaub geplant, den ich aufgrund von Verletzungen absagen musste.  Einmal hatte ich einen doppelten Kieferbruch – das war lange vor Arthur Abraham, aber das habe ich damals keinem gesagt, weil ich mich geschämt habe. Ich hab sogar weitergeboxt damit. Später hatte ich das Nasenbein zertrümmert und musste die Flüge absagen. Daher habe ich gesagt, ich buche nie mehr einen Flug und plane nichts mehr, wenn ein Kampf bevorsteht.

Was bedeutet es für Dich, in Karlsruhe zu kämpfen?

Ich freu mich tierisch, in Karlsruhe zu kämpfen, das ist ja nicht weit weg von Stuttgart und ich hoffe, auf zahlreiche Unterstützung aus meiner Umgebung und dass viele Fans kommen werden. Open Air habe ich in meiner ganzen Laufbahn wirklich nur zwei Mal gehabt, dadurch ist das für mich etwas Besonderes.

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