Beim Hauptkampf um den IBO-Titel im Supermittelgewicht wird Iglesias seiner Favoritenrolle gerecht und feiert den nächsten Sieg.
In der Nacht zum Freitag fand in Kanada eine Boxveranstaltung statt. Die führende kanadische Promotion Eye of the Tiger veranstaltete das Event im Casino von Montreal. Insgesamt wurden fünf Kämpfe geboten, darunter der Hauptkampf im Supermittelgewicht, in dem es um den IBO-Titel ging. Eine Besonderheit hierbei war, dass beide Boxer nicht nur qualitativ stark einzuschätzen waren, sondern auch eine direkte Verbindung zu Deutschland aufwiesen.
Osleys Iglesias und Petro Ivanov haben beide einen Bezug zu Deutschland
Wenn man sich umhört, wer im Supermittelgewicht Saul „Canelo“ Alvarez (62-2-2) bald vom Thron stürzen könnte, fällt der Name Osleys Iglesias (13-0) ziemlich schnell. Der Kubaner blickt auf eine starke Amateurkarriere zurück und hat inzwischen seinen Lebensmittelpunkt in Berlin. Er wird von Georg Bramowski trainiert, und die beiden gelten als Erfolgsduo. Zwar lebt Iglesias weiterhin in Deutschland, doch kämpft er seit diesem Jahr in Kanada, wo er bei Eye of the Tiger den internationalen Durchbruch in Übersee anstrebt.
In der Nacht verteidigte Iglesias zum dritten Mal seinen IBO-Titel im Supermittelgewicht, diesmal gegen den Ukrainer Petro Ivanov (18-1-2). Ivanov kam vor rund fünf Jahren nach Deutschland und unterschrieb bei Fächer Sports in Karlsruhe. Inzwischen wird er von Manager Jürgen Hengherr und Trainer Dominik Junge betreut, die gemeinsam die Reise nach Kanada antraten, um für Aufsehen zu sorgen. Ivanov gilt als ein qualitativ starker Boxer und einer der wenigen, die bereit sind, die Herausforderung gegen den scheinbar übermächtigen Iglesias anzunehmen. Für den sympathischen Ukrainer war dieser Hauptkampf in Kanada die Chance, sich international zu präsentieren und den endgültigen Durchbruch im Profiboxen zu schaffen.
Iglesias wird seiner Favoritenrolle gerecht und stoppt Ivanov vorzeitig
Der Kampf begann mit Ivanov, der die Offensive suchte, die Ringmitte einnahm und versuchte, in die Nahdistanz zu gelangen, um dort zu arbeiten. Iglesias bewegte sich jedoch gewohnt geschickt, agierte aus der Distanz und setzte gestochen scharfe Jabs, die Ivanov konstant trafen. In der zweiten Runde zog Iglesias das Tempo an und erhöhte die Schlagzahl, wobei er immer wieder mit einem präzisen Uppercut punktete. Nach drei Runden forderte die Ecke Ivanovs, er solle nicht aufgeben und weiter an den Sieg glauben.
Die Aufforderung zeigte jedoch die problematische Lage von Ivanov. Er versuchte in der vierten Runde zwar weiter, nach vorne zu gehen, doch die präzisen Jabs und Uppercuts von Iglesias beherrschten den Kampf. In der fünften Runde kam dann das Ende: Ivanov stürmte nach vorn, wurde von Iglesias abgefangen und hart zu Boden geschickt. Er nahm sich einen Moment und stand wieder auf, doch der Ringrichter brach den Kampf ab. Ein Blick in die Ecke von Ivanov zeigte, dass der Abbruch akzeptiert wurde, wodurch die Entscheidung legitim erschien.
Iglesias empfiehlt sich für die großen Kämpfe – Enttäuschung bei Ivanov
Die Enttäuschung bei Ivanov und seinem Team dürfte nach dieser klaren Niederlage groß sein. Man hatte sich vom Kampf mehr versprochen, doch in Kanada blieb Ivanov chancenlos. Allerdings war Iglesias auch ein maximal anspruchsvoller und undankbarer Gegner. Viele Boxer vermeiden den Kampf gegen Iglesias, da er gewiss als einer der gefährlichsten Boxer in der Gewichtsklasse gilt. Ivanov verfügt zweifellos über boxerische Qualitäten; diese Niederlage sollte ihm nicht den Glauben an sich nehmen. Niederlagen gehören zum Boxsport dazu und bedeuten kein Karriereende.
Iglesias hingegen kann man nur beglückwünschen. Er zeigte erneut, dass er zu den besten Boxern weltweit zählt. Sein Potenzial ist immens: Er kombiniert boxerische Klasse mit Schlagkraft und exzellenten physischen Voraussetzungen – eine hochexplosive Mischung für seine Gegner. Man kann nur hoffen, dass sein Trainer Georg Bramowski ihn bald auf eine Weltmeisterschaft der vier großen Weltverbände vorbereitet; dort gehört er zweifellos hin.
Ergebnisse der Undercard – Dzmitry Asanau gewinnt vorzeitig
Auf der Undercard trat im Leichtgewicht Dzmitry Asanau (9-0) an, der in Deutschland bekannt ist. Er bestritt sieben Kämpfe für Universum und zeigte stets seine außergewöhnliche technische Klasse. In Kanada traf er auf den argentinischen Routinier Matias Carlos Adrian Rueda (38-3), einen früheren WM-Herausforderer im Federgewicht. Rueda, inzwischen älter, hatte im Leichtgewicht physische Nachteile. Asanau wurde seiner Favoritenrolle gerecht und dominierte Rueda, geriet jedoch selbst in Runde 2 kurz ins Wanken. In der fünften Runde landete Asanau dann einen Uppercut, setzte mit weiteren Treffern nach und zwang so den Ringrichter zum Abbruch.
Im Co-Main Event siegte Steven Butler (35-5-1) im Supermittelgewicht in der ersten Runde gegen den unterlegenen Fernando Ezequiel Farias (14-3-3). Auch Wilkens Mathieu (12-0) und Jhon Orobio (12-0) setzten sich jeweils vorzeitig durch. Es war die Nacht der kurzen Kämpfe.