In Südkorea fand am Samstag eine WBO-Titelkampfnacht statt. Im Hauptkampf sollte große Spannung geboten werden.
Viele Boxfans freuen sich am Samstag über das SES-Event in Berlin oder die spätere Titelschlacht im Halbschwergewicht in Kanada. Doch der Tag fing schon am Morgen mit einigen hochklassigen Kämpfen statt. Gleich 3 WBO-Titelkämpfe sollten in Incheon, Südkorea, stattfinden. Doch auch die weitere Undercard bot so einiges. Neben harten Knockouts, großen Namen wie dem ehemaligen WM-Herausforderer Genesis Servania (34-4), gab es auch spannende Ansetzungen.
Nazarov setzt sich trotz eines Niederschlag knapp nach Punkten durch
Im Fliegengewicht verteidigte Olimjon Nazarov (30-5) seinen WBO Oriental-Titel gegen Wulan Tuolehazi (15-5-2). Beide Boxer sind in verschiedenen Weltverbänden in den Top 15 gerankt, was die Berechtigung zu einem Weltmeisterschaftskampf entspricht. Der Usbeke Nazarov versuchte sich vor rund 7 Jahren erfolglos in den USA, wo er direkt 3 Niederlagen anhäufte. Er ging den Schritt zurück nach Asien und verblieb dort seit 2017 ungeschlagen. Auch beim heutigen Kampf setzte sich sein Siegeszug fort, doch dies war kein Selbstläufer. Der Chinese Tuolehazi ist ein renommierter Kämpfer, der auch schon um die Weltmeisterschaft gegen den Japaner Kosei Tanaka (19-1) antrat.
Die ersten Runden waren relativ ereignisarm. Von Herausforderer Tuolehazi kam überraschend wenig, wodurch Nazarov mit wenig Aufwand sich die Runden sichern konnte. Der kleine Usbeke versuchte mit einem beweglichen Kampfstil zu punkten, der auf explosive Aktionen ausgerichtet war. Allerdings hatte man nicht den Eindruck, dass er über die benötigte Schlagstärke verfügt, um diesen Stil, wie beispielsweise Luis Nery (35-1), auszuführen.
Der Kampf gewann zunehmend jedoch an Fahrt, was dann in Runde 6 damit gipfelte, dass Tuolehazi einen knackigen Niederschlag landete. Ab diesem Zeitpunkt wurde der Kampf völlig offen, und beide Boxer versuchten mit offensiven Aktionen, ihn für sich zu entscheiden. Manchmal hatte man das Gefühl, dass Tuolehazi das Momentum hat, doch dann folgte wieder eine gute Runde von Nazarov. Am Ende ging ein sehr ausgeglichener Kampf zu Ende, den Nazarov via Split Decision erhielt. Das genaue und vermutlich ansprechende Resultat lautete: 96-93 und 97-92 für Nazarov, 95-94 für Tuolehazi.
DianXing Zhu bekommt einen unfassbar toughen Richard Garde nicht gestoppt
Im nächsten wirklich tollen Titelkampf verteidigte der Chinese DianXing Zhu (12-1) erfolgreich seinen WBO-Global-Titel im Minimumgewicht gegen Richard Garde (8-2). Zhu kam mit einer KO-Quote von über 90 % in den Ring und gilt als gefährlicher Puncher, doch davon wollte Garde nichts wissen. Die Nummer 15 der WBO zeigte sich von der ersten Runde angriffslustig und deckte Zhu mit Schlägen ein; dieser versuchte zu reagieren. Ein intensiver Kampf sollte dann folgen, in dem Zhu jedoch zunehmend dominanter wurde.
Irgendwann nahm Garde überwiegend nur noch, obwohl er stets bemüht war, eine Reaktion zu zeigen. Doch den Großteil der Runden verlor er eindeutig. Man hatte das Gefühl, dass es nur eine Frage der Zeit sein müsse, bis Zhu seinen Kontrahenten mit den vielen harten Körpertreffern so zermürbt hat, dass dieser kampfunfähig ist. Doch zur Überraschung aller erfolgte dies nicht. Garde nahm von der ersten bis zur letzten Sekunde jede Schlagserie und erwies sich als so tough, dass es schon bemerkenswert erschien. Am Ende ging der Kampf über die vollen 10 Runden, und ein in Teilen etwas ungewöhnlich enges Resultat wurde verlesen mit 100-90, 98-92 und 97-93 für Zhu. Der Chinese, der bei der WBA, IBF und WBO in den Top 15 gerankt ist, hat beste Aussichten, in Zukunft eine gewichtige Rolle im Minimumgewicht zu spielen.
KO-Schocker auf der weiteren Undercard
Für den Aufreger des Morgens bzw. Abends sorgte jedoch ein anderer Kampf. Im Superleichtgewicht traf der Usbeke Abdurasul Ismoilov (11-2) auf den Chinesen WeiWei Liu (4-3). Ein durchaus munterer Kampf wurde dann brutal in Runde 4 beendet. Ismoilov konnte Liu anklingeln, beim Nachsetzen am Seil nahm Liu dann eine ganze Serie von schweren Händen und ging brachial KO. Hierbei muss man auch den Ringrichter kritisieren, der zu weit vom Geschehen stand und Liu nicht ausreichend schützte.
Abdurasul Ismoilov (11-2) 🇺🇿 brutally stops WeiWei Liu 刘威威 (4-3) 🇨🇳 in their super lightweight bout with a KO in the third round in Incheon, South Korea. 🇰🇷 pic.twitter.com/brgr1l9pb8
— Permante (@PermantexG) January 13, 2024
Die gesamte Veranstaltung ist kostenlos auf YouTube ersichtlich.