Oleksandr Usyk und Tyson Fury jeweils mit Karriere-Höchstgewicht!

Am heutigen Samstag findet das große Rematch zwischen Oleksandr Usyk und Tyson Fury im Schwergewicht statt.

Beide Schwergewichte gehen mit einem Karrierehöchstgewicht in das wichtige Rematch um drei WM-Titel.

Die Spannung steigt: Am heutigen Samstag steht nicht nur eine Weltmeisterschaft im Schwergewicht an, sondern die Weltmeisterschaft im Schwergewicht. Die Boxwelt hielt im Mai dieses Jahres den Atem an, als sich Oleksandr Usyk (22-0) und Tyson Fury (34-1-1) das erste Mal nach langem Hin und Her im Ring begegneten. Zu diesem Zeitpunkt ging es noch um sämtliche Titel im Schwergewicht, die sich Usyk in einem packenden Kampf verdientermaßen sichern konnte.

Inzwischen ist jedoch einiges geschehen. Die IBF erklärte Usyks Titel für vakant und kürte Daniel Dubois zum neuen Champion, der im September überzeugend Anthony Joshua (28-4) stoppte. Aber auch bei Fury wird es trotz mangelnder Kämpfe nie langweilig. Nach seiner Niederlage wurde Fury beispielsweise in einer Bar gefilmt, wie er schwer alkoholisiert torkelte und schließlich auf der Straße am Boden krabbelte. Ein Vorgeschmack auf den heutigen Kampf mit Usyk? Böse Zungen könnten dies behaupten, doch Fury ist stets ein wankender Hüne zwischen Genie und Wahnsinn. Seine manischen Phasen lassen ihn unberechenbar erscheinen: selbstzerstörerisch, antriebslos und unprofessionell bis hin zum durchweg ackernden Perfektionisten mit grenzenlosem Mitteilungsbedürfnis. Sämtliche Phasen durchlebt der selbsternannte „Gypsy King“ regelmäßig.

Fury ist unberechenbar und folglich die große Unbekannte

Die Boxsportfreunde fragen sich schon seit Wochen: Welchen Tyson Fury werden sie im Rematch erleben? Was macht es mit der Psyche eines Menschen, der von sich behauptet, der Beste aller Zeiten zu sein, und ohnehin einen gewissen Knacks vorzuweisen hat? Eventuell setzt dies ungeahnte Kräfte frei, um es erst recht den Kritikern und sich selbst zu beweisen – oder es führt zum genauen Gegenteil und endet in einem echten Fiasko. Dies ist die spannende Frage im Vorfeld, die vermutlich nicht einmal Fury selbst genau beantworten kann.

Fury ist schwer zu durchschauen, auch weil seine Aussagen oft wenig mit der Wahrheit zu tun haben. Er redet viel, doch das meiste davon ist Nonsens und bietet keinen wirklichen Einblick. Vor dem Kampf ließ er jedoch ungewohnt Persönliches durchblicken: Er kämpfe nur noch für Geld. Grundsätzlich nichts, was man einem Boxer zum Vorwurf machen kann, denn bei allen Preisboxern dürfte der finanzielle Aspekt maßgeblich sein. Auf der anderen Seite wird viel über P4P-Listen und die historische Einordnung gesprochen, also das sogenannte Resümee. In diesem Kontext wirken solche Aussagen allerdings erstaunlich, da dieses Rematch neben dem Klitschko-Kampf wohl der wichtigste Kampf in Furys Karriere sein dürfte.

Packender Staredown heizt die Gerüchteküche an

Am Ende könnte das alles auch nur Kalkül von Fury sein, der mit dieser Antwort vielleicht versucht, sich selbst etwas den Druck zu nehmen. Entsprechend darf man gespannt sein, wie der Kampf tatsächlich verläuft.

Apropos Spannung: Bereits die Pressekonferenz am Donnerstag bot einige Highlights, darunter einen historisch langen Staredown zwischen Usyk und Fury, der über zehn Minuten dauerte. Es handelte sich hierbei um die üblichen Psychospielchen im Vorfeld, bei denen beide Athleten versuchten, nicht zu blinzeln, um keine Schwäche zu zeigen. Vielleicht hatte Fury seine Augen halbwegs unter Kontrolle, aber der Rest ging mit ihm durch, und er beleidigte Usyk unter der Gürtellinie. Der stoische Ukrainer ertrug dies wie gewohnt ohne sichtbare Reaktion. Diesen ersten „Kampf“ gewann Usyk folglich überzeugend. Nun warteten die Boxsportfreunde gespannt auf das große Spektakel beim Wiegen – und wurden dabei doch ein wenig enttäuscht.

Usyk und Fury wiegen mit Karrierehöchstgewicht ein

Fury vermiedet beim Wiegen den direkten Blickkontakt mit Usyk.
20 December 2024
Picture By Mark Robinson Matchroom Boxing.

Einen langen Staredown gab es beim offiziellen Wiegen nicht zu sehen, denn Tyson Fury vermied diesmal den Augenkontakt – sein Pulver in dieser Hinsicht hatte er offenbar bereits auf der Pressekonferenz verschossen. Auch das Ausziehen für das öffentliche Wiegen unterließen beide Boxer, wodurch die Zeremonie insgesamt recht unpersönlich und etwas enttäuschend wirkte. Letztlich ist dies jedoch kein entscheidender Faktor.

Interessanter waren die eingewogenen Gewichte der beiden Schwergewichte. Fury hatte im Vorfeld angekündigt, mit mehr Masse in den Kampf zu gehen – eine Taktik, die er bereits im Rematch gegen Deontay Wilder (43-4-1) erfolgreich angewendet hatte. Damals erhöhte er sein Kampfgewicht um über sieben Kilogramm und konnte den gefürchteten Puncher letztlich stoppen. Ob diese Strategie auch gegen Usyk aufgeht, bleibt abzuwarten, obwohl Fury ohnehin schon einen deutlichen Größen- und Gewichtsvorteil gegenüber seinem Gegner hat.

Titelverteidiger Oleksandr Usyk wog 102,5 Kilogramm, was eine moderate Steigerung von 1,1 Kilogramm im Vergleich zum ersten Kampf darstellt. Obwohl dies ein Karrierehöchstgewicht für den Ukrainer ist, bleibt die Zunahme eher marginal. Fury hingegen brachte stolze 127,5 Kilogramm auf die Waage – fast neun Kilogramm mehr als im Mai. Dieses Gewicht markiert ebenfalls einen Höchstwert in Furys Karriere. Es scheint offensichtlich, dass er seine Physis im Rematch voll ausspielen und den Knockout suchen möchte.

Serhii Bohachuk erhält einen Ersatzgegner

Riyadh, Saudi Arabia: Serhii Bohachuk and Ishmael Davis Weigh In for their Super Welterweight Contest at the Riyadh Season Boxing event tomorrow night.
20 December 2024
Picture By Mark Robinson Matchroom Boxing.

Auf der Undercard tritt der Ukrainer Serhii Bohachuk (24-2, 69,4 Kilogramm) an, der zuletzt knapp gegen Vergil Ortiz Jr. (22-0) verlor. Ursprünglich sollte er auf Israil Madrimov (10-1-1) treffen, was ein hochklassiger Kampf gewesen wäre. Doch Zweifel an Madrimovs Teilnahme kamen auf, als dieser für einen Februar-Kampf gegen Ortiz Jr. angekündigt wurde. Letztlich wurde Madrimov wegen einer angeblichen Bronchitis zurückgezogen – der Februar-Kampf bleibt jedoch weiterhin angesetzt… zeitgleich fiel irgendwo in China der ominöse Sack Reis um.

Als Ersatzgegner wurde Ishmael Davis (13-1, 69,7 Kilogramm) nominiert, der zuletzt eine knappe Punktniederlage gegen Josh Kelly (16-1-1) im Mittelgewicht hinnehmen musste. Trotz dieser Niederlage könnte Davis mit seinem Stil gegen den offensiv agierenden Bohachuk für Überraschungen sorgen. Für einen kurzfristigen Ersatz ist Davis jedenfalls keine schlechte Wahl.

Die Schwergewichtszukunft Moses Itauma erhält eine ambitionierte Aufgabe

Riyadh, Saudi Arabia: Moses Itauma and Demsey McKean Weigh In for their Heavyweight Contest at the Riyadh Season Boxing event tomorrow night.
20 December 2024
Picture By Mark Robinson Matchroom Boxing.

Im Schwergewicht gilt der 19-jährige Moses Itauma (10-0, 113 Kilogramm) als eines der größten Talente der Szene. Nach lockeren vorzeitigen Siegen gegen Ilja Mezencev (25-4) und Mariusz Wach (38-11) trifft Itauma nun auf seinen bisher ernstzunehmendsten Gegner, den Australier Demsey McKean (22-1, 113,9 Kilogramm).

McKean konnte sich in Australien einen guten Namen machen, zeigte jedoch im Kampf gegen Filip Hrgovic (17-1) deutliche Schwächen, die darauf hindeuten, dass es für die Weltspitze nicht ausreicht. Dennoch stellt er für einen jungen Kämpfer wie Itauma eine respektable Herausforderung dar.

Interessant ist Itaumas Gewichtszunahme: Mit vier Kilogramm mehr als im Kampf gegen Wach wirkt er kräftiger, was jedoch am Bauch bereits leicht sichtbar wird – zum Leidwesen von Heidi Klum und Harald Glööckler, die hoffentlich nicht vor Ort sind.

Johnny Fisher möchte den nächsten vorzeitigen Sieg einfahren

Riyadh, Saudi Arabia: Johnny Fisher and Dave Allen Weigh In for their Heavyweight Contest at the Riyadh Season Boxing event tomorrow night.
20 December 2024
Picture By Mark Robinson Matchroom Boxing

Zwar mag die Begegnung zwischen Johnny Fisher (12-0, 109,4 kg) und David Allen (23-6-2) kein sportliches Gigantentreffen sein, doch diese Schwergewichtspaarung dürfte auf der Insel durchaus Aufmerksamkeit erregen. Beide Boxer sind absolute Fanlieblinge, die nicht nur in der Halle, sondern auch bei PPVs für gute Verkäufe sorgen. Eigentlich hätte ein solcher Kampf besser nach London oder Manchester gepasst, doch stattdessen wird er in Riad ausgetragen.

Fisher, bekannt als explosiver Brawler, konnte zuletzt den Kroaten Alen Babić (11-2) vorzeitig stoppen. Technische Raffinesse ist beim „Romford Bull“ zwar nicht zu erwarten, doch seine spektakulären Kämpfe sorgen für Unterhaltung. David Allen hingegen hatte seine stärkste Phase gegen Ende der letzten Dekade. Seitdem blieben sportliche Erfolge jedoch aus, und auch auf der Waage hinterließ er nicht den Eindruck, als hätte er sich besonders intensiv auf diesen Kampf vorbereitet.

Lowe und McGregor liefern sich ein hitziges Wiegen – Highlight der Undercard

Riyadh, Saudi Arabia: Isaac Lowe and Lee McGregor Weigh In for their Featherweight Contest at the Riyadh Season Boxing event tomorrow night.
20 December 2024
Picture By Mark Robinson Matchroom Boxing.

Das möglicherweise beste Duell der Undercard findet im Federgewicht statt. Isaac Lowe (25-2-3, 56,7 kg) will nach einem Sieg in Riad an seine Leistung anknüpfen. Sein Gegner ist der Schotte Lee McGregor (14-1, 57,1 kg), der im vergangenen Jahr durch eine Niederlage gegen den Mexikaner Erik Robles Ayala (16-2) auffiel. Trotz der Niederlage ist McGregor für seinen kämpferischen Stil bekannt.

Schon beim Wiegen schenkten sich beide nichts: Lowe und McGregor standen sich so nahe, wie es sonst nur frisch verliebte Paare tun. Die Quoten der Buchmacher spiegeln die Ausgeglichenheit dieses Duells wider: Mit 1,57 zu 2,5 wird McGregor leicht favorisiert.

McGrail und Edwards: Solides britisches Duell im Federgewicht

Riyadh, Saudi Arabia: Peter McGrail and Rhys Edwards Weigh In for their Super Bantamweight at the Riyadh Season Boxing event tomorrow night.
20 December 2024
Picture By Mark Robinson Matchroom Boxing

Ein weiteres Duell der Undercard ist die Begegnung zwischen Peter McGrail (10-1, 58,9 kg) und Rhys Edwards (16-0, 58,6 kg). McGrail, der überraschend seinen ersten Profikampf in den USA verlor, möchte gegen den ungeschlagenen Edwards Wiedergutmachung leisten. Edwards gilt als technisch versiert, ist jedoch nicht für seine Schlagkraft bekannt.

Weitere Ergebnisse der Undercard

Die weiteren Kämpfe der Undercard bringen folgende Paarungen:

  • Daniel Lapin (10-0, 79,3 kg) vs. Dylan Collin (14-0, 78,5 kg) – Halbschwergewicht.
  • Andrii Novytskyi (13-0, 107,5 kg) vs. Edgar Ramirez (10-1-1, 118,4 kg) – Schwergewicht.
  • Mohammed Alakel (1-0, 60,8 kg) vs. Joshua Ocampo (8-33-5, 60,5 kg) – Leichtgewicht.

PPV für 20 Euro auf DAZN und YouTube verfügbar

Die Fightcard zum Event: Usyk vs. Fury ll

Die Undercard bietet insgesamt nur mäßige Qualität und kann mit den üblichen hochkarätigen Riad-Cards nicht mithalten. Dennoch rechtfertigt der Hauptkampf das PPV, und einige solide Paarungen sind auch auf der Undercard zu finden.

Das Event kann über zwei Plattformen gestreamt werden:

  1. DAZN – Eine zusätzliche aktive Mitgliedschaft ist erforderlich.
  2. YouTube – Hier kann ein Einzel-PPV für 20 Euro gebucht werden, ohne weitere Zusatzkosten.

Auf DAZN steht ein deutsches Kommentatorenteam zur Verfügung, unter anderem mit Bernd Bönte als Experte. Zudem gibt es eine zusätzliche Live-Kommentar-Funktion, bei der die Kampfsportpersönlichkeiten Philipp Haarburger und Edmon Avagyan („Ringlife“) ihre Sicht auf das Event teilen. Die Übertragung beginnt um 16:30 Uhr.

Das deutsche Angebot auf DAZN für Usyk vs. Fury ll.
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