Nordhäuser SV auch im Rückkampf gegen Hertha BSC Berlin meisterlich

Meisterfeier2Nach 2014/15 zum zweiten Mal Deutscher Meister

Es ist vollbracht: Nach der Saison 2014/15 gewannen die Bundesliga-Boxer des Nordhäuser SV das zweite Mal in ihrer Vereinsgeschichte den Titel des Deutschen Mannschaftsmeisters. Auch im Rückkampf in der heimischen Ballspielhalle knüpfte das Team von Cheftrainer Andreas Dietrich-Scherfling nahtlos an den souveränen Auswärtssieg des vergangenen Wochenendes an und bezwang Hertha BSC Berlin mit 14:10. „Heute haben sich die Jungs noch einmal selbst für eine herausragende Saison belohnt“, lobt Dietrich-Scherfling seine Mannen, zollte aber trotzdem auch der Hertha Respekt: „Trotz Besetzungsproblemen und Abstellungssorgen haben sie ihr Gesicht gewahrt und bis zum Ende gefightet.“

Ein echtes Highlight gab es schon vor dem eigentlichen Kampfbeginn, denn mit dem Ungarn Balázs Bacskai verließ unter Standing Ovations ein ganz Großer die Bundesligabühne. 36 Mal stieg er für den NSV in den Ring, feierte unglaubliche 34 Siege. Nun ist Schluss für den zweifachen Familienvater – nach sechs Jahren im Dienste der Rolandstädter wechselt „Benji“ in der kommenden Saison zu den Profis. Auf Deutsch bedankte sich der Publikumsliebling zum Abschluss bei den Fans und seiner Familie, ohne die diese Erfolgsgeschichte nicht möglich gewesen wäre.

Auch sportlich hatte der Abend einige Höhepunkte parat. Gleich auf fünf Positionen stellten die Hauptstädter ihre Mannschaft im Vergleich zur Niederlage in der Vorwoche um: Einzig der siegreiche Zelimhan Dadaev blieb in seiner angestammten Gewichtsklasse, da sowohl Alen Rahimic und Adthe Gashi jeweils in die nächstschwerere nach oben rückten.

Vier Änderungen gab es auch beim gastgebenden Nordhäuser SV: Eugen Dahinten, Slawa Kerber, der Niederländer Peter Mullenberg und Schwergewichtler Roman Gorst waren allesamt neu dabei. „In vielen Gewichtsklassen haben wir mehrere starke, etwa gleichwertige Boxer, sodass wir noch mal wechselten, um auch ihnen einen Einsatz im Finale zu ermöglichen“, so Dietrich-Scherfling.

Trotz der leicht veränderten Formation knüpften die Nordhäuser sofort an ihre Leistung aus Berlin an. Nachdem sie in der Bruno-Gehrke-Halle mit 15:9 gewannen, setzte sich Dias Kuzembaew im Duell zweier Konterboxer zum Auftakt überraschend deutlich gegen den Chemiepokal-Teilnehmer und Kaderathleten Alberto Mustafi durch und sorgte bereits für den ersten Matchball im Kampf um die Meisterschaft.

Und die Nordthüringer ließen sich nicht zweimal bitten: Unterstützt durch das Publikum in der erneut ausverkauften Ballspielhalle legte der Niederländer Enrico La Cruz gegen Alen Rahimic von Beginn an den Vorwärtsgang ein, brachte immer eine Hand mehr ins Ziel und sorgte dafür, dass der Titelgewinn bereits im Leichtgewicht perfekt gemacht werden konnte. „Natürlich war es eine Erleichterung. Wir wollten möglichst früh den Deckel drauf machen und Berlin nicht noch mal zurück in den Kampf kommen lassen. Sowohl Dias als auch Enrico haben das umgesetzt, was wir im Vorfeld besprochen haben“, zeigte sich Dietrich-Scherfling erleichtert.

Mit dem zwei-Punkte-Polster ging es auch in die Halbzeitpause, denn nachdem die Berliner in Person von Adthe Gashi und einem engen 3:2-Urteil im Duell mit Eugen Dahinten anschlossen, landete Slawa Kerber gegen Younes El Khateb einen K.o.-Sieg in der ersten Runde. „Dabei spielte er seine ganze Erfahrung im Ring aus“, lobt lobte Nordhausens Cheftrainer.

Auch nach der Pause war die NSV-Boxstaffel weiter hungrig und tat alles dafür, den Rückkampf gegen Berlin ebenfalls siegreich zu gestalten. Stefan Nikitin glückte gegen Zelimhan Dadaev die Revanche für die Hinkampf-Niederlage und nachdem Peter Mullenberg den jungen Malvin Gashi bezwang, war der vierte Heimsieg im vierten Kampf nicht mehr zu nehmen.

In einem ungleichen Duell im Schwergewicht betrieb der Berliner Hassan Omer noch mal Ergebniskosmetik. NSV-Boxer Roman Gorst fand gegen den einen Kopf kleineren und zehn Kilogramm leichteren Hauptstädter keine entscheidenden Mittel und hatte Probleme mit dessen Schnelligkeit. Doch schon Superschwergewichtler Max Keller gelang es, den ursprünglichen vier-Punkte-Vorsprung wieder herzustellen. Der Nordhäuser Mannschaftskapitän setzte den Schlusspunkt unter eine überragende Saison 2016/17 – und das nicht irgendwie, sondern wirklich fulminant: In der zweiten Runde flog das weiße Handtuch aus der Berliner Ringecke. Momo El Zein hielt dem Dauerdruck des zweimaligen Deutschen Meisters nicht mehr aus, was den vorzeitigen Sieg Kellers bedeutete.

Nach dem zweiten Meistertitel der Vereinsgeschichte soll aber noch nicht Schluss sein: Bekanntlich sind aller guten Dinge drei – auch in der kommenden Saison wollen die Nordhäuser wieder angreifen und ihren Titel verteidigen, zumal mit Richard Meinecke dann ein Nordhäuser Eigengewächs in den Ring steigen könnte. „Ich würde mich freuen, die Arbeit mit der gesamten Mannschaft fortsetzen zu dürfen. Wir haben viele tolle Kämpfe auf internationalem Niveau erlebt und Spitzensport in Nordhausen bieten können“, unterstreicht Dietrich-Scherfling. Dabei würde der NSV-Coach erneut den Modus einer Finalrunde favorisieren: „Es waren dieses Jahr vier Kämpfe vor heimischen Publikum, das steigerte natürlich die Präsenz, denn in der Vorsaison waren es nur deren drei.“ 

Peter Mullenberg

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