Nina Meinke trotzt einem blutigen Cut und krönt sich in 12 harten Runden zur neuen IBF-Weltmeisterin im Federgewicht.
P2M Box-Promotion veranstaltete am Samstag einen großen Boxabend in der Sporthalle Hamburg. Mehrere Titelkämpfe standen auf dem Programm, darunter der Hauptkampf um die IBF-Weltmeisterschaft im Federgewicht. Die Besonderheit dabei: Es handelte sich um den ersten Weltmeisterschaftskampf der Frauen in Europa, der über die reguläre Männerdistanz von 12×3 Minuten anstatt 10×2 Minuten ausgetragen wurde. Welche Auswirkungen würde das auf den Kampfverlauf haben, und wer würde sich besser an die neue Distanz anpassen können?
Schrecksekunde – Meinke fängt sich früh einen blutigen Cut
Der große historische Kampf begann kurz nach 21 Uhr in Hamburg. Die Spannung war greifbar – wie würde sich der Kampf über die neu veränderte Distanz entwickeln? Zunächst war es Bermudez, die einiges initiierte. Meinke bewies ein gutes Auge und konterte geschickt. Im weiteren Verlauf der Runde übernahm sie jedoch zunehmend das Kommando, wirkte aktiver und gewann folglich den Auftakt.
Die zweite Runde begann ähnlich. Meinke behielt ihr gutes Auge und setzte erneut Konter, doch eine Wendung zeichnete sich ab. Es kam zu einem Zusammenstoß der Köpfe, wobei Meinke einen Cut oberhalb der Stirn erlitt, der stark zu bluten begann. Zwar befand sich der Cut an einer unbedenklichen Stelle, doch das austretende Blut war lästig. Nach kurzer Inspektion wurde der Kampf wieder freigegeben. Die Situation führte jedoch zu erhöhter Hitze, begünstigt durch das viele Blut, was den Kampf fortan unübersichtlicher machte.
Meinke hatte vor dem Kampf prognostiziert, dass das Gefecht erst in der fünften Runde so richtig in Fahrt kommen würde, doch auch die vorherigen Runden waren von guter Intensität geprägt. Der stark blutende Cut blieb jedoch das beherrschende Thema. Der Cutman versuchte sein Bestes, um die Blutung zu stoppen, doch das gelang nicht vollständig. Bermudez setzte nach und machte zunehmend Druck. Die fünfte Runde gehörte ihr, während Meinke besonders stark war, wenn sie sich seitlich raus bewegte. Doch Bermudez schaffte es häufig, Meinke zu stellen. Beide Damen lieferten sich ein packendes Finish – es war ein harter und guter Kampf.
Die zweite Hälfte des Kampfes begann, und die entscheidende Frage war, wie sich die veränderte Distanz in den späten Runden bemerkbar machen würde. Beide Boxerinnen gingen ein hohes Tempo, ohne Anzeichen von konditionellen Problemen. Bermudez blieb sogar während der Rundenpausen meist stehen, um direkt weiterzukämpfen. Ein ausgeglichener Kampf ging in die Endphase, doch nun häuften sich erste unsaubere Aktionen. Besonders in den Runden 10 und 11 kam es vermehrt zu Clinch-Situationen, aber auch zu Treffern. In der letzten Runde gaben beide noch einmal alles. Bermudez landete einige harte Treffer, doch Meinke, blutverschmiert und tapfer, kämpfte sich zurück. Das Publikum in Hamburg stand auf, und die Punktrichter hatten die schwere Aufgabe, eine Siegerin zu bestimmen.
Mehrheitlich einseitige Wertungen und eine überglückliche Meinke
Bermudez hatte vielleicht einen Vorteil bei der Anzahl der Treffer, während Meinke technisch sauberere Aktionen zeigte. Ein Punktrichter wertete den Kampf 114-114 unentschieden, während zwei andere klarere Wertungen von 119-109 und 118-111 abgaben, was doch überraschend erschien. Am Ende wurde Nina Meinke per Mehrheitsentscheidung zur neuen Weltmeisterin gekürt – die Freude war grenzenlos.
Nach dem Kampf rief eine sichtlich bewegte Meinke: „Wir haben Geschichte geschrieben!“ Sie gestand zudem, dass der Cut sie zunächst irritiert habe… doch das gehörte eben zu dieser phänomenalen Geschichte dazu.