Nick Hannig stoppt Tom Dzemski in Runde 8!

Nick Hannig ist neuer WBO Europameister im Halbschwergewicht!

Beim SES-Hauptkampf in Chemnitz, der live im MDR übertragen wurde, setzte sich Hannig mit einer couragierten Leistung krachend durch.

Am Samstag fand im „Kraftverkehr“ in Chemnitz ein weiterer Kampfabend von SES statt, der live im MDR übertragen wurde. Im vergangenen Jahr war SES schon in Chemnitz zu Gast; es war die erste große Profiboxveranstaltung seit 2004. Die Resonanz war so positiv, dass Promoter Ulf Steinforth versicherte, man habe nicht zum letzten Mal dort veranstaltet.

Gesagt, getan. Im Hauptkampf ging es um den WBO-Europameisterschaftsgürtel im Halbschwergewicht, wo sich Tom Dzemski (21-3) und Nick Hannig (14-1-1) gegenüberstanden. Tom Dzemski, der Sohn von SES-Coach Dirk Dzemski, war sich des Sieges im Vorfeld sicher. So stellte er sogar ein mögliches Karriereende in Aussicht, sollte es beim zweiten Anlauf um einen EM-Gürtel wieder nicht mit dem Sieg klappen. Im April letzten Jahres hatte er dem starken Franzosen Daniel Blenda Dos Santos (22-1) im Kampf um den EM-Union-Titel nach Punkten unterlegen.

Auf der Gegenseite stand der renommierte Berliner Hannig, der mit 38 Jahren auf einen hohen Erfahrungsschatz zurückblicken konnte sowie auf einige erfolgreiche Titelkämpfe bei der WBC. Er war gewillt, im Herbst seiner Karriere noch einmal eine furiose Leistung abzurufen und damit zu demonstrieren, dass er weiterhin zur erweiterten Weltspitze zählt.

Packendes Duell zwischen Dzemski und Hannig

Foto: Team SES / J. Richter

Der Zuschauerandrang war enorm: Mit 1.900 Zuschauern war die Halle restlos ausverkauft, und alle warteten gebannt auf den Hauptkampf. Es bildeten sich auch zwei Lager, die gut zu hören waren. Der Kampf begann ausgeglichen. Dzemski zeigte durchaus ein lockeres Boxen, hielt die Deckung tief und war beweglich. Hannig hingegen war der kompaktere Boxer mit einer stabilen Doppeldeckung; er marschierte nach vorne und wartete auf seine Momente im Infight.

In der dritten Runde nahm der Kampf dann an Fahrt auf, und Hannig wurde sukzessive erfolgreicher und gefährlicher. Er stellte Dzemski am Ringseil und feuerte ganze Schlagsalven ab, die Spuren hinterließen. So blutete Dzemski aus der Nase und musste auch in der vierten Runde einiges einstecken. Hannig konnte nach Belieben am Mann arbeiten und schlug harte Kombinationen, die auch immer wieder durchkamen. Dzemski blieb in dieser Phase des Kampfes zu statisch, bewegte sich zu wenig und schlug auch nicht mit, wodurch Hannig leichtes Spiel am Mann hatte. Dennoch verlief die fünfte Runde dann deutlich besser für Dzemski, da Hannig das hohe Tempo nicht mehr halten konnte, und es zeichnete sich ab, dass die Kondition noch ein entscheidender Faktor im Kampf werden könnte.

Hannig stoppt Dzemski in Runde 8

Die mittleren Runden verliefen tatsächlich auch besser für Dzemski, weil Hannig das Tempo nicht dauerhaft hoch halten konnte. Der Berliner lebte von seinen Spurts, in denen er großen Eindruck schindete. Gab es jedoch längere Phasen in den Runden, in denen er nicht explodierte, dann traf er auch weniger, und Dzemski konnte von außen Akzente setzen. Entsprechend waren die Zuschauer gespannt, ob Dzemski vielleicht nicht doch noch mit einem besseren Atem die späteren Runden sichern könnte.

Foto: Team SES / J. Richter

Doch dies wusste Hannig in der achten Runde endgültig zu verhindern. Er startete furios in die Runde, stellte Dzemski in die Ecke und erwischte ihn hart am Kopf. Dzemski war angeschlagen und fiel wenig später zu Boden. Zwar wirkte er nicht ganz klar, doch der Kampf wurde nochmals freigegeben, und ein zuvor jubelnder Hannig musste das Finish besiegeln. Dies gestaltete sich jedoch nicht als Selbstläufer; Dzemski hielt sich noch einige Zeit irgendwie im Kampf, suchte den Clinch und wollte nicht aufgeben. Im weiteren Verlauf der achten Runde kam Hannig jedoch erneut mit harten Schlägen durch, wodurch Ringrichter Frank-Michael Maaß sich gezwungen sah, den Kampf abzubrechen. Daraufhin brachen sämtliche Dämme, und der Jubel auf Hannigs Seite schien keine Grenzen zu kennen.

„Dann habe ich gekonnt nachgesetzt und gezeigt, dass ich ein Mann bin und kein Junge!“

Nick Hannig beim Siegerinterview in Chemnitz.

Der strahlende neue WBO-Europameister Nick Hannig stellte sich unmittelbar nach dem Kampf den Fragen im MDR-Interview und sagte darüber: „Die Lebertreffer in der dritten und vierten Runde haben ihm gar nicht geschmeckt. Dann habe ich mich etwas zurückgenommen und wusste, dass ich Luft für 12 Runden habe. Letztendlich habe ich dann hart getroffen, und er hat gewackelt. Dann habe ich gekonnt nachgesetzt und gezeigt, dass ich ein Mann bin und kein Junge!“

Foto: Team SES / J. Richter

Auf der Verliererseite stellte sich nach dem Kampf Trainer und Vater Dirk Dzemski, der die Niederlage wie folgt einsortierte: „Die ersten zwei Runden liefen sehr gut, genau nach Plan. Nick hat auch nicht richtig in den Kampf gefunden, das war toll. Dann hat Tom in der dritten Runde drei Lebertreffer kassiert, die den Kampf gedreht haben. Nick wurde dann immer stärker und hat Oberwasser bekommen. So ist das im Sport, dann war Nick der Chef ab dieser Zeit – und es war schwer, für Tom wieder zurückzukommen.“

Foto: Team SES / J. Richter

Auf die Frage, wie Tom die Niederlage verkraftet, antwortete sein Vater: „Er ist sehr niedergeschlagen, das war ganz schlimm für ihn. Er hat sehr viel in diesen Kampf investiert, neben seiner Ausbildung zum Polizisten. Es ist dann ein harter Schlag, sich jeden Tag neu zu motivieren und dann so zu verlieren. Aber wir schauen mal.“

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1 Kommentar

  1. Hanning zählt „zur erweiterten Weltspitze“ – was soll das heißen? Dass er gegen Bivol oder Beterbiev drei Runden stehen würde?

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