Nasenblutungen und Frakturen im Boxsport

MMA-Kämpfer Konrad Dyrschka (Leipzig) mit einer offenen Nasenfraktur / Foto: seven sport / emc (www.fotosevensport.de)

Die Redewendungen „Boxernase“ und „eins auf die Nase hauen“ suggerieren es bereits: das Riechorgan nimmt im Boxsport eine besondere Stellung ein. Bedingt durch die anatomische Lage der Nase im Gesicht ist diese prädestiniert für Treffer und Verletzungen. Genaue Zahlen zu benennen ist schwierig, doch effektiv wird annähernd jeder Boxsportler, der sich im Sparringstraining betätigt, bereits eine oder mehrere Episoden einer nasalen Blutung (medizinisch auch Epistaxis genannt) erlebt haben. Meistens treten die Blutungen dabei einseitig auf, jedoch sind auch beidseitige Nasenblutungen denkbar.

Art und Lokalisation: venös vs. arteriell

In der Regel ist eine nasale Blutung von dunkelroter Farbe und besitzt einen sickernden Charakter (venöse Blutung). Dabei liegt häufig (in rund 90% der Fälle) eine Verletzung im vorderen Nasenabschnitt am sogenannten Locus Kiesselbachii, der gefäßreichen Schleimhaut im vorderen Nasenabschnitt, vor. Sind arterielle Gefäße betroffen (meist eher hintere Nasenabschnitte), kann es zu hellrot-spritzenden Blutungsereignissen kommen. Dies ist ein Notfall!

Therapie: die Blutung stoppen

Die meisten nasalen Blutungen sind eher als harmlos einzustufen und können durch eine Eiskrawatte im Nacken des Sportlers und Kompression der Nasenflügel bei leicht nach vorne gebeugtem Kopf erfolgreich kontrolliert werden. Die kühlende Wirkung der Eiskrawatte bewirkt eine Vasokonstriktion (=temporäre Gefäßverengung) der zuführenden Blutgefäße und ermöglicht dem Gerinnungssystem in Kombination mit dem über die Nasenflügel ausgeübten Druck an der entstandenen Gefäßverletzung zu reagieren.

Zum Showstopper können nasale Blutungen hingegen im Wettkampf werden: kann ein Nasenbluten während der Ringpausen nicht suffizient beherrscht werden und imponiert fortwährend eine starke Blutung, drohen Kampfabbruch und Niederlage. Aus diesem Grund kommen auch Tupfer (sog. Swabs) zum Einsatz, welche zuvor in Adrenalin getränkt worden sind. Da es sich hierbei um die Anwendung von Medikamenten handelt, ist diese Methode nur durch ärztliches Personal durchzuführen!

Weitere Verletzungen ausschließen

Starke nasale Blutungen und Schmerzen können auch ein Hinweis für eine erlittene Fraktur der Nase sein. Die Nase besteht aus einem knorpeligen und einem knöchernen Anteil. Der knöcherne Anteil kann, wie jeder andere Knochen auch, bei erleiden eines Traumas frakturieren. Hinweise für eine vorliegende Nasenbeinfraktur sind neben den bereits erwähnten Schmerzen und einer nasalen Blutung z.B. eine Achsabweichung („Schiefnase“) oder eine Behinderung der Nasenatmung. Zudem kann beim Tasten manchmal ein Knirschen der gebrochenen Knochenstruktur registriert werden. In diesem Fall sollte eine weitergehende ärztliche Vorstellung erfolgen.

Frakturverdacht – Röntgenbild?

MMA-Kämpfer Konrad Dyrschka (Leipzig) mit einer offenen Nasenfraktur / Foto: seven sport / emc (www.fotosevensport.de)

Eine Röntgendiagnostik wird aufgrund der guten (und meist ausreichenden) Aussagekraft der klinischen Symptome heute nur noch selten durchgeführt. Zudem kann man eine Nasenbeinfraktur im Ultraschallbild ebenfalls gut erkennen. Außerdem sollte bei Frakturverdacht stets ein geschulter Arzt nicht nur auf, sondern vor allem auch in die Nase hineinschauen, um eine seltene, aber gefährliche Komplikationen auszuschließen: das Septumhämatom (=Bluterguss an der Nasenscheidewand). Hierdurch kann der Nasenknorpel absterben und final zerstört werden.

Nasenbeinbruch – wie geht es weiter?

Die Therapie von Nasenbeinfrakturen besteht aus: lokaler Kühlung, einer bedarfsorientierten Schmerztherapie und der Applikation von abschwellenden Nasentropfen sowie einer Reposition und Wiederherstellung der Nasenbeinachse, sofern diese notwendig ist. Ist die Nase anfangs noch stark geschwollen, so kann das Einrenken und Ausrichten des Nasenbeins auch nach einigen Tagen erfolgen. Anschließend sollte für 14 Tage eine Schiene getragen werden. Kontaktsport mit erneuten Nasentraumata sollte für mind. 6-8 Wochen streng vermieden werden!

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Referenzen:

Pope LER, Hobbs CGL Epistaxis: an update on current management Postgraduate Medical Journal 2005;81: 309-314.

Timm KE, Wallach JM, Stone JA, Ryan EJ. Fifteen years of amateur boxing injuries/illnesses at the United States olympic training center. J Athl Train. 1993;28(4):330-334.

Kucik CJ, Clenney T, Phelan J. Management of acute nasal fractures. Am Fam Physician. 2004 Oct 1;70(7): 1315-20. PMID: 15508543.

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