Nachbericht: Die Undercard aus Offenburg in der Zusammenfassung

Insgesamt kann man von einem gelungenen Vorprogramm sprechen, bei dem stets faire Duelle ohne das berühmte „Fallobst“ stattgefunden haben, ausgenommen vielleicht der Kampf des Briten Chisora. Sauerland Event bot hauptsächlich jungen Boxern die Chance zur Weiterentwicklung. Entgegen der Gewohnheit kamen viele Zuschauer schon sehr früh zur Veranstaltung, was natürlich für die Vorkämpfer umso mehr Anreiz war sich von ihrer besten Seite zu präsentieren.

Noel Gevor siegt souverän und blickt Richtung WM

Noel Gevor
Noel Gevor / Foto: Konstantinos Sarigiannidis

Bevor es zum Hauptkampf kam durfte Noel Gevor aus dem Cruisergewicht seinen WBO International Titel verteidigen. Mit dem Russen Valery Brudov (42-6-0) war ihm ein schwerer Gegner ausgewählten worden. Zuvor war ein Kampf gegen den „Albanian Tyson“ Nuri Seferi geplant. Der Boxer aus dem ECB-Boxstall musste allerdings verletzungsbedingt absagen. Gevor hatte seinen Kontrahenten Brudov stets im Griff und konnte sogar über weite Strecken glanzvoll sein Können unter Beweis stellen.

Leider flachte der Kampf gegen Ende ein wenig ab. Hier hätte Gevor womöglich auch für ein vorzeitiges Ende durch Knockout sorgen können. So blieb es beim einstimmigen Punktsieg nach 10 Runden. Gevor ist somit in 20 Kämpfen ungeschlagen und könnte schon bald tatsächlich reif für eine WM-Chance sein. Brudov hat mit seinen 39 Jahren sicherlich seine beste Zeit hinter sich, dennoch war der ehemalige Interims-Weltmeister der WBA ein echter Prüfstein, den Gevor ordentlich aus dem Weg räumte.

Skandal-Boxer Chisora mit weiterem Pflichtsieg

Dereck Chisora
Dereck Chisora / Foto: Konstantinos Sarigiannidis

Der „Del-Boy“, ehemaliger WM-Herausforderer von Vitali Klitschko, bekam seinen dritten Einsatz in knapp einem Monat beim neuen Arbeitgeber Sauerland Event. Mit Andras Csomor (14-8-1) wurde allerdings wieder nur ein Aufbaugegner verpflichtet, der bereits selbst gegen junge aufstrebende Schwergewichte wie Senad Gashi oder Ilja Mezencev durch Knockout verlor. Es ist fraglich, ob solche Gegner einen erfahrenen Mann wie Chisora weiterbringen können. Ebenfalls fraglich ist überhaupt das Engagement beim deutschen Promoter.

Der Brite verlor bereits gegen David Haye, Vitali Klitschko, Robert Helenius und sogar zweimal gegen den neuen Schwergewichtsweltmeister Tyson Fury. Ob er also erneut für eine WM tauglich ist und dabei noch Siegeschancen hat ist zu bezweifeln.

Super-Mittelgewicht: Bauer macht schnell den Sack zu, Härtel mit gewohntem Punkt-Sieg

Leon Bauer
Leon Bauer / Foto: Konstantinos Sarigiannidis

Der „Löwe aus der Pfalz“ Leon Bauer (5-0-0) konnte seinen sechsten Profikampf mit einem Blitz-K.O. in Runde 1 gewinnen. Bauer begann sofort aggressiv und lies seinem Gegner keine Chance. Dabei rechnete sich Ondrej Marvan (3-0-0) durchaus Siegchancen im Vorfeld aus. Die Realität zeigte ein anderes Bild: Nach einer Minute lag Marvan bereits am Boden, konnte sich jedoch wieder aufrappeln. Kurz darauf musste er wieder runter und sah hilfesuchend zu seinem Trainer in die Ecke. Auch beim dritten Anlauf konnte er den Schlägen des Löwen nichts entgegensetzen, bis schließlich der Kampf vom Ringrichter noch während der ersten Runde abgebrochen wurde.

Nicht ganz so schlagstark geht es bei einem weiteren Boxer des Sauerland-Stalls im Super-Mittelgewicht zu. Stefan Härtel (7-0-0) konnte alle seine sieben vorherigen Profikämpfe gewinnen, allerdings keinen einzigen davon durch Knockout. So auch in Offenburg gegen Jozsef Racz (5-5-0) aus Ungarn. Immerhin geht Härtel schon seit dem ersten Kampf über die Distanz von sechs Runden und kommt nach acht Begegnungen schon auf insgesamt 46 Runden. Dies spiegelt sich auch auf seine Weltranglistenposition (BoxRec) wieder. Hier belegt er immerhin schon Platz 110.

Auch Patrick Wojcicki (1-0-0) aus Wolfsburg konnte gegen Serhii Ksendzov (1-1-0) seinen zweiten Sieg einfahren. Wie beim Debüt ging der Kampf über vier Runden, dieses Mal konnte Wojcicki allerdings nicht mit einem Knockout beenden und muss sich mit einem immerhin klaren Punktsieg zufrieden geben. Bei der Masse an guten Athleten im Super-Mittelgewicht bei Team Sauerland darf man gespannt sein, ob Wojcicki bestehen kann. Eines muss den „jungen Wilden“ klar sein: Wenn die Aufbauphase vorbei ist wird knallhart aussortiert. Diese Erfahrung mussten schon einige Boxer vor ihnen machen.

Cruisergewicht: Deutsches Duell endet mit spätem Abbruch

Im Cruisergewicht kam es zum deutschen Duell zwischen Phillip Palm (4-0-0) aus Berlin und Artur Mann (4-0-0) aus Hannover. Eine sehr mutige und interessante Kampfansetzung mit dem besseren Ende für Artur Mann. Der ehemalige Vize-Deutsche Meister bei den Amateuren dirigierte den Kampf und kam schließlich mit einem linken Haken zum Abschluss. Palm teilte dem Ringrichter mit, dass er nichts mehr höre und so wurde der Kampf aus gesundheitlichen Gründen aus der Ecke des Berlines aufgegeben.

Alexander Peil (1-0-0) konnte seinen zweiten Profikampf nach Punkten gegen den Kroaten Ivan Brkljaca (2-1-0) gewinnen. Auch dies war eine gelungene Kampfansetzung und verlangte dem Newcomer Peil einiges ab.

Schwergewicht: Lewandowski siegt weiter, fragwürdiges Ende beim Eröffnungskampf

Dennis Lewandowski
Dennis Lewandowski / Foto: Konstantinos Sarigiannidis

Auch der Berliner Aziz Baran (5-2-0) konnte Dennis Lewandowski (6-0-0) nicht stoppen. Mit einem einstimmigen Punktsieg zieht der Greifswälder mit seinem Bruder Christian Lewandowksi (7-0-0) gleich. Einzig die eher kuschlige K.O.-Quote von 29% unterscheidet ihn nun zu seinem Bruder. Christian konnte dagegen alle sieben Kämpfe durch Knockout gewinnen. Promotet werden die beiden aktuell bei Z!-Promotion.

Beim ersten Kampf des Abends standen sich Sauerland-Boxer Alexander Hofmann (1-0-0) und das Regensburger Box-Urgestein Bekim Pagga (5-8-0) gegenüber. Nach zwei Runden gab Pagga aus unerklärlichen Gründen auf. Viel konnte man aus den beiden Runden nicht herauslesen. Hofmann konnte weder seine Reichweitenvorteile nutzen, noch klare Treffer setzen. Dennoch ging der Abend dank Aufgabe des Gegners auch für Hofmann glücklich aus und steht nun mit zwei Siegen überraschend gut im Ranking. Der Sieg in Offenburg brachte dem jungen Schwergewicht Platz 365 in der Weltrangliste (BoxRec) ein.

 

 

 

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