Mit Epilepsie in den Ring – Das Risiko um Michael Smolik

Boxen: Legacy Boxing, Crossover Boxing, Pressekonferenz, Oberhausen, 17.08.2023
Face to Face: Ringlife (l.) – Michael Smolik
© Torsten Helmke

Oberhausen, 4. Oktober 2025: grelles Licht, vibrierende Musik, aufheizte Stimmung. Tausende Zuschauer verfolgen gespannt den Showkampf zwischen Michael Smolik, vielfachem Kickbox-Weltmeister und Social-Media-Star, und dem „Ringlife“-Creator Edmon Avanesyan.

Doch hinter den Kameras und Showeffekten steht eine bedrückende Wahrheit: Smolik lebt nach einer Hirntumor-Operation mit Epilepsie – und setzt bei jedem Schlag seine Gesundheit aufs Spiel.

Vom Kickboxen ins Rampenlicht

Michael Smolik gilt als einer der erfolgreichsten deutschen Kickboxer der letzten Jahre. Schon früh machte er durch Titelgewinne und spektakuläre Knockouts auf sich aufmerksam. Nach dem Ende seiner Profikarriere suchte er neue Herausforderungen – im MMA, in den sozialen Medien und nun auch im Boxring. Doch anders als im regulären Verbandssport finden diese Kämpfe meist im Rahmen von Showveranstaltungen statt, die weniger strenge medizinische Kontrollen zulassen. Für seine große Fangemeinde ist Smolik Symbol für Durchhaltevermögen und Disziplin – für Ärzte jedoch ein Risikofall.

Medizinische Risiken: Zwischen Mutprobe und Lebensgefahr

Epilepsie nach einer Hirntumor-Operation ist keine Bagatelle. Neurologen warnen: Schon Erschütterungen, die für gesunde Sportler unbedenklich wären, können bei Epileptikern gefährliche Krampfanfälle oder Blutungen auslösen. Der Ring wird so noch mehr zur potenziellen Gefahrenzone. Jeder Faustschlag kann mehr als nur eine Platzwunde bedeuten. Kämpfe unter diesen Umständen können somit nur als medizinisch unverantwortlich deklariert werden– ein Spiel mit dem Feuer, das im schlimmsten Fall tödlich enden könnte.

Sportrechtliche und ethische Grenzen

Eine offizielle Ringfreigabe bei einem Profiboxverband wäre für Smolik unmöglich. Laut dem Bund Deutscher Berufsboxer e.V. (BDB) sind Menschen mit Epilepsie grundsätzlich von Wettkämpfen ausgeschlossen. Internationale Fachgremien wie die Association of Ringside Physicians bestätigen diese Richtlinie eindeutig. Doch außerhalb des Verbandssystems gelten andere Regeln – oder manchmal gar keine. Hier tragen Veranstalter und Management und letzlich auch die Trainer eine besondere Verantwortung: Sie entscheiden, wer in den Ring darf, und wo die Grenze zwischen Show und Gefahr verläuft.

Zwischen Ruhm und Risiko

Der Fall Smolik wirft ein Schlaglicht auf die Schattenseite des modernen Kampfsports: den schmalen Grat zwischen Selbstdarstellung, wirtschaftlichem Druck und gesundheitlicher Vernunft.

Was für Fans spektakuläre Unterhaltung ist, kann für den Athleten lebensgefährlich werden. Vielleicht ist es an der Zeit, dass auch im Scheinwerferlicht wieder das zählt, was wirklich wichtig ist – die Unversehrtheit des Menschen vor dem Applaus. Man darf schließlich nicht vergessen, dass es bei diesem Duell nicht um einen relevanten WM Gürtel, nichtmal um Ranglistenpunkte ging, sondern um zwischenmenschliche Konfliktereien, die medienwirksam ausgetragen wurden…

Quellen

[1] https://www.boxen1.com/schockdiagnose-bei-michael-smolik-kampf-gegen-ringlife-abgesagt-74662/

[2] https://www.sport1.de/news/kampfsport/2023/10/mir-wurde-beim-joggen-schlecht-schockdiagnose-fur-deutschen-mma-star

[3] https://www.instagram.com/reel/C_VFdsSIF7l/

[4] https://www.bild.de/sport/mehr-sport/boxen/boxen-kurz-vor-mega-kampf-hirntumor-drama-um-michael-smolik-85635908.bild.html

[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Smolik

[6] https://www.epilepsie-vereinigung.de/wp-content/uploads/2013/05/Einfaelle_112_low.pdf

[7] https://register.awmf.org/assets/guidelines/030-041l_S2k_Erster-epileptischer-Anfall-Epilepsien-Erwachsenenalter_2023-09.pdf

[8] https://www.dgfe.org/fileadmin/user_upload/DHS_Patientenleitlinie_Epilepsie-3.pdf

[9] https://www.dgn.org/leitlinie/erster-epileptischer-anfall-und-epilepsien-im-erwachsenenalter

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