Österreichs Aushängeschild im Boxen, der Wiener Marcos Nader, ist seinem großen Ziel, dem Kampf um einen WM-Titel, wieder einen Schritt näher gerückt.
Am Samstag, 20. März 2021 verteidigte er in Wien seinen IBF-International Championship-Titel im Mittelgewicht gegen den Deutschen Alexander Pavlov einstimmig nach Punkten. Es war dies seine zweite Titelverteidigung. Der Kampf fand im Rahmen der 6. Bounce Fight Night im Veranstaltungszentrum Floridsdorf ohne Zuschauer statt und wurde von ORF-Sport+ LIVE übertragen.
Marcos Nader war mit gemischten Gefühlen in den Kampf gegangen, weil die Vorbereitung coronabedingt nicht optimal war. Trainer Daniel Nader berichtete zudem von einer Schulterverletzung mit der sein Bruder in den Ring gestiegen ist. Der gleichaltrige Deutsche Pavlov gilt als K.o.-Spezialist, gewann er doch acht seiner 12 Kämpfe vorzeitig. Nader beherrschte dennoch seinen Gegner, der über eine größere Reichweite verfügt, in den ersten fünf Runden klar. Danach wurde der Kampf ausgeglichener und auch Nader musste einige Treffen einstecken.
Letztendlich gab es jedoch zum Schluss keinen Zweifel über den Sieger. Marcos Nader zeigte sich nach dem Kampf erleichert, betonte jedoch, dass er mit seiner Leistung nicht ganz zufrieden sei. „Um in einem WM-Kampf zu bestehen, muss die Leistung noch besser werden“, betonte der Champion im Interview mit Dancing-Star-Moderatorin Kristina Imhof selbstkritisch. Seine Schulterverletzung habe er ab der zweiten Runde gespürt, ergänzte Trainer und Bruder Daniel Nader.
Stefan Nikolic startet Profi-Karriere mit K.o. in der 2. Runde
Erfolgreich gestaltete Bounce-Boxer Stefan Nikolic sein Profi-Debut im Ring. Er besiegte den Ungarn Achilles Szabo mit K.o. in der 2. Runde. Der Ungar war kurzfristig eingesprungen und lieferte keine große Gegenwehr, was nichts an der soliden Technik und Erfahrung von Nikolic aus weit mehr als 100 Kämpfen im Olympischen Boxen ändert. Nach einem Niederschlag bereits in Runde 1 ging der Ungar in der 2. Runde gleich dreimal zu Boden. Nikolic erwartet sich für die nächste Bounce Fight Night einen stärkeren Gegner und möchte sich Schritt für Schritt in der Ranking-Liste der Profis verbessern um einmal zu einem Titelkampf zu gelangen.
Bester Kampf von Michaela Kotaskova
Sportlich besonders wertvoll erwiesen sich die Kämpfe der stärksten Frau im Olympischen Boxen in Österreich, Michaela Kotaskova, und von Mobin Khahrazeh, beide aus dem Boxclub Bounce. Kotaskova besiegte die erfahrene Tschechin Natalie Polednikova einstimmig nach Punkten. Sie zeigte, dass sie in der langen Corona-Pause weiter an ihrer körperlichen Fitness und Boxtechnik gearbeitet hat. Sie beherrschte ihre Gegnerin in allen Belangen.
Erfahrener Gegner hatte keine Chance: Sieg für Khahrazeh
Mobin Khahrazeh bekam mit dem Ungarn Peter Tallosi einen starken Gegner vorgesetzt, den er erst vor wenigen Wochen auf einem internationalen AIBA-Turnier auf dem Weg ins Halbfinale besiegt hatte. Khahrazeh bestätigte seine Leistung. Auch dieses Mal hatte der Ungar trotz seiner Erfahrung aus 120 Kämpfen und trotz größerer Reichweite keine Chance gegen den Hoffnungsträger aus Österreich. Khahrazeh ist gebürtiger Iraner. Er musste aus seiner Heimat fliehen, nachdem er sich dem Verbot seines Verbandes widersetzen wollte, aus politischen Gründen in einem internationalen Turnier gegen einen israelischen Boxer in den Ring zu steigen. Khahrazeh hat derzeit für fünf Jahre einen Flüchtlingsstatus in Österreich. ÖBV-Präsident Daniel Fleissner sprach die Hoffnung aus, Khahrazeh einbürgern zu können und mit ihm eine Olympia-Hoffnung für 2024 aufbauen zu können.
Superschwergewicht: Sieg für Seun Salami
Im Superschwergewicht bestätigte der Österreicher Seun Salami vom Boxclub Korneuburg seine gute Leistung bei der letzten Bounce Fight Night im November 2019. Damals begeisterte er das Publikum in der Halle durch einen Leberhaken, der seinen Gegner auf die Matte schickte. Dieses Mal besiegte er den mit 60 Kämpfen wesentlich erfahreneren Ungarn Tizian Anselment klar nach Punkten.
Cut am Auge: Pech für für Marcel Meinl
Im Vorfeld der Bounce Fight Night bezeichnete ÖBV-Präsident Daniel Fleissner im TV-Interview Marcel Meinl als derzeit größte Hoffnung des Olympischen Boxens in Österreichs. Gegen den starken, erst 18-jährigen Tschechen Erik Suchy (2. Platz bei U19-EM 2019) kam es bereits nach wenigen Sekunden in der ersten Runde zu einem unglücklichen Zusammenstoß der Köpfe. Beide Kontrahenten erlitten dabei schwere Cuts. Der Kampf musste ergebnislos abgebrochen werden.
Junger Profi: Tom Sander, ein Name, den man sich merken muss
Eine Talentprobe legte der erst 17-jährige Profi Tom Sander aus Deutschland ab. In seinem zweiten Profi-Kampf zerlegte der Jugendliche seinen zehn Jahre älteren Kontrahenten nach allen Regeln der Boxkunst und schlug ihn in der 3. Runde K.O. Eine beeindruckende Leistung.
Die Zukunft der Bounce Fight Night
Es sei so schwierig wie noch nie gewesen, diese Bounce Fight Night in der Zeit der Corona-Beschränkungen zu organisieren und zu finanzieren. Zahlreiche Gegner mussten kurzfristig ihre Teilnahme an der Veranstaltung absagen. Einige der Boxer, die am Samstag im Ring standen, seien sehr kurzfristig eingesprungen. Nicht alle Kämpfe seien daher auf dem sportlichen Niveau gewesen, für das die Veranstaltung üblicherweise stehe, entschuldigte sich Bounce-Chef und Veranstalter Daniel Nader. Auf die Zukunft der Event-Serie angesprochen, erklärte Nader: „Grundsätzlich wären für 2021 vier Bounce Fight Nights geplant gewesen. Ob diese Planung halte, sei jedoch davon abhängig, wie rasch Publikum wieder zugelassen werde. Ohne Zuschauer sei in diesem Jahr nur mehr eine Veranstaltung finanzierbar.“
Text: Bounce Fight Night