Mallorca-Training für den Titel

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Am 30. Mai boxt Manuel Charr in Moskau gegen den Russen Alexander Povetkin. Der Wahl-Kölner will WBC-Weltmeister im Schwergewicht werden. Um sich optimal auf die nächste Aufgabe vorzubereiten, kam er jetzt mit seinem Team nach Sant Llorenç.

Ex­klu­siv­be­richt von Nils Müller / Mallorca Magazin

Ich werde mein Schicksal erfüllen und der erste deutsche Schwergewichts-Weltmeister seit Max Schmeling werden”, wird er in einer Pressemitteilung zitiert. Dazu fehlen Manuel Charr noch mindestens zwei Siege – und ein deutscher Pass. Um den bemüht sich der Sohn eines Syrers und einer Libanesin, der gerade im Mallorca-Trainingslager war, seit geraumer Zeit. Er wurde in Beirut geboren, kam imAlter von fünf Jahren nach Deutschland, wuchs in Berlin und im Ruhrgebiet auf. „Ich bin in Deutschland groß geworden. Meine Dankbarkeit gilt dem Land, weil ich dort mein Geld verdiene, ich dort lebe, dort trainiere. Disziplin habe ich auch in Deutschland gelernt. Das Beste, was ich zurückgeben kann, ist, für dieses Land zu boxen.”

Wenn der 29-Jährige am 30. Mai in Moskau gegen den Russen Alexander Povetkin antritt, wird er das unter syrischer Flagge tun. Beim Kampf, den er Ende 2012 gegen Vitali Klitschko verlor (Abbruch wegen Cut in der vierten Runde), war er zu den Klängen der deutschen Nationalhymne angetreten. „Dafür habe ich 20.000 Euro Konventionalstrafe zahlen müssen”, so Charr.

Auch seinen Auftritt für Syrien verbindet der Wahl-Kölnermit einer Botschaft: „Dieser Kampf ist Peace. Ich werde für den Frieden kämpfen. Und für Syrien. Ich will dazu beitragen, dass man das Land nicht vergisst.”

Charr gegen Povetkin. Es geht um den International- Titel des Verbandes WBC. Der Sieger darf wohl um die WBC-Weltmeisterschaft boxen, um den Titel, den Vitali Klitschko niedergelegt hat. Diese Schwergewichtskrone konnte am 10. Mai der Kanadier Bermane Stiverne gegen den US-Amerikaner Chris Arreola gewinnen.

: Sport & Freizeit : Página 1Auf Mallorca hatte „Diamond Boy” Manuel mit Trainer und Sparringspartner eine Finca nahe Sant Llorenç bezogen, trainiert wurde im dortigen Azor-Gym des Kickbox- Weltmeisters Fernando Heredia. Der Kontakt war durch den aufMallorca lebenden Box-Promoter Ebby Thust zustande gekommen, mit dem Charr befreundet ist. „Ich habe einige Freunde auf der Insel, vor allem im Südwesten”, so der Boxer, der großen Respekt vor seinem nächsten Gegner einräumt. „Povetkin war Olympiasieger. Es ist für mich eine große Ehre, gegen einen Olympiasieger boxen zu dürfen. Klitschko und Povetkin – momentan gibt es nichts Größeres.”

Dass man den Fight in Deutschland live imTV sehen kann, ist eher unwahrscheinlich. Charr: „Bei RTL läuft an dem Tag das Finale von ,Let’s dance’, Sat 1 zeigt einen Tag später Felix Sturm. Vielleicht klappt noch etwas mit der ARD.” Falls nicht, setzt Charr diesmal auf Internet-
Livestreams.

Der Name Manuel Charr tauchte in der Vergangenheit auch in Schlagzeilen außerhalb der Sportseiten auf. Manchmal von ihm gewollt, aber auch ungewollt. Zweimal saß er in Untersuchungshaft, wurde aber jeweils freigesprochen. Vor wenigen Wochen mischte er sich in einen
schwelenden Streit zwischen den Rappern Kay One und Bushido ein. Kay One ist sein Freund (und Promoter). Charr richtete sich in einem Hass-Video an Bushido, das öffentlich wurde. „Ich habe das nicht veröffentlicht. Aber es war ein großer Fehler, mich auf dieses Niveau zu begeben. Wer mich kennt, der weiß, dass ich so nicht bin. Ich habe mich bei meinen Fans und Sponsoren entschuldigt.”

Zu Auftritten in Reality- TV-Formaten wie Promi- Big-Brother oder „Mieten, kaufen, wohnen” kann Charr aber gut stehen. „Als Sportler musst du für alles offen sein. Es gibt Box-Weltmeister, die keiner kennt. Bei solchen Sendungen schalten nicht nur Box-Fans ein. Die können dann entscheiden, ob sie den Sportler Manuel Charr sympathisch finden oder nicht – und schauen dann vielleicht auch beim Boxen zu.”

Quelle: Mallorca Magazin

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