
Ebby Thust gedenkt der deutschen Boxlegende Karl Mildenberger
Diese 40. Kalenderwoche des Jahres 2018 ist eine traurige Woche für den deutschen Berufsboxsport. Am Dienstagmorgen kam die Nachricht, dass in der Nacht zuvor mein Freund und einer der besten deutschen Boxer der letzten 50 Jahre, Graciano Rocchigiani in Italien tödlich verunglückt ist. Und nun, in der gleichen Woche, nur drei Tage später am Freitagabend, die Nachricht. „Karl Mildenberger verstorben.“



Und dann kam das Jahr 1966. Es war kurz von meinem 19. Geburtstag und zu dieser Zeit ging ich mit meinem Freund Rüdiger Schmidtke, der spätere Europameister im Halbschwergewicht, sehr oft nach Frankfurt in die Sportschule Petrescu. Gemeinsam mit Rüdiger hatte ich mich im März dieses Jahres beim Bund Deutscher Berufsboxer (BDB) als Mitglied angemeldet, weil er ohne vorherige Amateurlaufbahn, Profiboxer wurde und ich als sein Freund natürlich immer hautnah dabei sein wollte. Rüdiger Schmidtke wechselte später auch ins Boxcamp von Wolfgang Müller, dass dann später eine Ortschaft weiter, nach Kelkheim umgezogen ist, wo auch Milde trainierte. Aber an diesem Tag im September 1966 begegnete ich in der Sportschule Petrescu das erste Mal in meinem Leben dem „Greatest of all Time“ Muhammad Ali, der vor seinem Kampf gegen Karl Mildenberger in der Sportschule Petrescu trainierte. In meinem späteren Leben traf ich Ali dann aber noch mehrmals.

Am 10. September fand dann im Frankfurter Waldstadion der Kampf statt, der Karl Mildenberger in der gesamten Box-Welt berühmt machte, der Kampf gegen Muhammad Ali. Ich erinnere mich noch genau, ich hatte eine Funktionärskarte von Wolfgang Müller ergattert und konnte mich im abgesperrten Innenraum des Frankfurter Waldstadions frei bewegen. Ich saß dann in der zweiten Reihe am Ring, genau hinter dem Schauspieler Jean-Paul Belmondo und der Schauspielerin Ursula Andres. Karl machte einen großen Kampf, wurde aber dann in der 12. Runde vom Ringrichter wegen mehrerer Kopftreffer und einer Augenbraunverletzung aus dem Kampf genommen. Aber durch diesen Kampf fand Karl Mildenberger Einzug in die Boxanalen.

Ich war auch dabei als dann Karl ein Jahr später in der Radrennbahn des Frankfurter Waldstadions in einem Ausscheidungsturnier um die Weltmeisterschaft im Schwergewicht gegen den Argentinier Oscar Rino Bonavena antrat und eine wahre Schlacht schlug. Hier war Karl viermal am Boden schaffte es aber doch über die volle Distanz von 15 Runden und verlor ehrenvoll nach Punkten. Aber schon drei Monate später verteidigte Karl schon wieder seinen Europameistertitel im zweiten Kampf gegen seinen Freund und Stallgefährden Gerhard Zech und auch hier ging er wieder über 15 Runden. Es war die Zeit wo ich Karl immer besser kennenlernte und wir Freunde wurden.

Als Karl dann im September 1968, vor fast exakt 50 Jahren die Handschuhe an den berühmten Nagel hängte, war ich es der bald anfing mit meinem „Hessen-Box-Team“ selbst zum Boxpromoter zu werden. Und immer, wenn ich Karl angerufen und zu meinen Boxveranstaltungen eingeladen habe, kam er. So saß er auch bei meinen Dinner-Boxveranstaltungen in der exklusiven Bad Homburger Tennis Bar am Ring, als damals Graciano Rocchigiani den Hauptkampf bestritt. Auch zu meinen Veranstaltungen im Frankfurter Zoo-Gesellschaftshaus mit Willi Fischer und den beiden jungen Klitschko-Brüdern, saß Karl mit seiner Frau Miriam am Ring. Wir trafen uns immer wieder und immer öfters bei festlichen Anlässen, wie dem Sportpresseball in der Frankfurter Alten Oper und auch seinen 60.Geburtstag feierten wir noch zusammen. Karl war auch Gast bei mir zu Hause in meiner Villa im Wildpark in Niederhausen, als ich noch in Deutschland wohnte. Hiervon zeugen noch unzählige tolle Fotos.
Die deutsche Boxgemeinde verneigt sich von einem ihrer Größten in der Geschichte des deutschen Berufsboxsports. Karl Mildenberger war genau wie auch ich, Ehrenmitglied des Bundes Deutscher Berufsboxer, in dessen Namen ich Karls Ehefrau Miriam und der gesamten Familie unser aufrichtiges, tief empfundenes Beileid übermitteln möchte. „Mach´s gut Milde, ich bin stolz darauf, dass ich dein Freund sein durfte.“














