
In Tokio krönt sich Kenshiro Teraji zum Unified-Weltmeister. Es war eine denkwürdige Schlacht und womöglich der Kampf des Jahres.
Am heutigen Mittwoch lud Japans führende Promotion Teiken Promotions zum großen Kampfabend in Tokio ein. Insgesamt drei Weltmeisterschaftskämpfe standen auf dem Programm, wobei der Titelvereinigungskampf im Main Event den krönenden Abschluss darstellte. Die Erwartungen waren hoch – doch der Kampf übertraf sie bei Weitem!
Kenshiro Teraji stoppt Seigo Yuri Akui in der letzten Runde
Das Fliegengewicht Kenshiro Teraji (25-1) galt seit Jahren als feste Größe im Halbfliegengewicht und stand bis zu diesem Kampf bei WM-Duellen 16-1 – eine unglaubliche Bilanz, die sein beeindruckendes Resümee unterstreicht. Nach seinem erfolgreichen Aufstieg ins Fliegengewicht sicherte er sich dort den WBC-Titel. Nun wartete mit Landsmann Seigo Yuri Akui (21-3-1) der amtierende WBA-Weltmeister auf ihn.
Der Kampf begann mit einem starken Start von Akui, der seinen Jab effektiv etablierte. Teraji, bekannt für seine offensive Klasse, gilt jedoch als defensiv verwundbar – ein Stil, der ihn weltweit bei Boxfans beliebt macht, da seine Kämpfe stets von maximaler Intensität geprägt sind. Diesmal war es nicht anders: Beide Kämpfer erhöhten das Tempo von Runde zu Runde. Zahlreiche Runden waren eng, doch Akui wirkte technisch sauberer und konnte sich auf den Punktzetteln einen gewissen Vorteil erarbeiten.
In der zweiten Kampfhälfte setzte Teraji verstärkt auf seine Physis und landete harte Körpertreffer. Akui konterte umgehend, und es entwickelte sich ein wilder, knallharter Schlagabtausch. Immer wenn Teraji eine starke Serie zeigte, antwortete Akui mit eigenen Aktionen. Das Publikum wurde Zeuge eines mitreißenden Kampfes, der bis zur letzten Runde hochspannend blieb. Tendenziell lag Akui vorne, was Teraji unter Druck setzte.
Akui wird ohne vorherigen Niederschlag aus dem Kampf genommen
Teraji musste in der zwölften Runde entweder einen KO-Sieg oder mindestens einen Niederschlag erzielen – und genau das geschah. Er setzte alles auf eine Karte und traf Akui hart, der ins Wanken geriet. Teraji witterte seine Chance, ließ nicht nach und setzte einen Dauerangriff. Akui verteidigte sich verzweifelt, schlug jedoch nicht mehr zurück – er war völlig ausgepowert. 90 Sekunden vor Kampfende griff der Ringrichter ein und nahm Akui im Stehen aus dem Kampf, woraufhin dieser erschöpft im Ring zusammenbrach.
Die Entscheidung des Ringrichters war zwar kurz vor Schluss bitter und möglicherweise ohne vorherigen Knockdown diskutabel, jedoch letztlich vertretbar. Auf den offiziellen Scorecards führte Akui bei zwei Punktrichtern mit 105-104 – er stand also zumindest vor einem Unentschieden. Doch durch sein spektakuläres Finish drehte Teraji nicht nur den Kampf, sondern machte ihn zu einem epischen Duell, das alle Kriterien für den Kampf des Jahres 2025 erfüllt.
🎥メインイベント ハイライト
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Anthony Olascuaga setzt sich nach Punkten gegen Hiroto Kyoguchi durch
Im Co-Main Event des Abends stand eine weitere Weltmeisterschaft im Fliegengewicht auf dem Programm. Anthony Olascuaga (9-1) verteidigte seinen WBO-Titel gegen den Japaner Hiroto Kyoguchi (19-3). Der US-Amerikaner steht unter Vertrag bei einem japanischen Promoter, bestritt bereits seinen fünften Profikampf in Folge in Japan. Sein Gegner, Kyoguchi, ist ein ehemaliger Weltmeister im Minimum- sowie Halbfliegengewicht und für seine offensive Herangehensweise bekannt.
Theoretisch versprach die Ansetzung einen explosiven Kampf, da Olascuaga als starker Konterboxer mit starker Schlagkraft gilt. Doch genau das führte dazu, dass Kyoguchi äußerst vorsichtig agierte und gezielt darauf achtete, keine Lücken für Konter zu bieten. Diese taktische Herangehensweise war durchaus interessant, sorgte aber gleichzeitig für einen ereignisarmen und zähen Kampfverlauf.
Durch die geringe Action verlief das Duell relativ ausgeglichen. In der elften Runde kam es jedoch zu einem umstrittenen Niederschlag, bei dem Kyoguchi angezählt wurde. Dieser Moment hätte theoretisch den Unterschied auf den Punktzetteln ausmachen können – wurde aber letztlich irrelevant, da das Urteil einstimmig und deutlich für Olascuaga ausfiel: 118-109, 117-110 und 114-113.
Damit verteidigte Olascuaga seinen Titel zwar erfolgreich, doch der Kampf selbst blieb glanzlos und entwickelte sich zu einer taktisch komplizierten Angelegenheit.
René Santiago boxt Shokichi Iwata eindrucksvoll aus
Neben den beiden Fliegengewichts-Kämpfen fand ein dritter Weltmeisterschaftskampf um den WBO-Titel im Halbfliegengewicht statt. Shokichi Iwata (14-2) ging als Titelträger und klarer Favorit ins Rennen, doch René Santiago (14-4) erwies sich als deutlich schwierigere Herausforderung als erwartet.
Santiago boxte äußerst beweglich und erinnerte dabei an seinen Landsmann Jonathan González, der Iwata bereits im November 2022 diszipliniert im Rückwärtsgang bezwingen konnte. Die große Frage war, ob Santiago diesen taktisch anspruchsvollen Stil über die vollen zwölf Runden aufrechterhalten konnte. Iwata setzte auf Aggressivität, marschierte ununterbrochen nach vorne und platzierte harte Körpertreffer. Doch Santiago absorbierte die Schläge und hielt konsequent an seinem Plan fest.
Je länger der Kampf dauerte, desto mehr verlagerte sich das Geschehen zugunsten von Santiago, der in der zweiten Kampfeshälfte die klareren Treffer setzte. Er blieb beweglich, schlug aus der Rückwärtsbewegung präzise Konter und schien insgesamt der effektivere Mann im Ring zu sein. Iwata hingegen agierte eindimensional, was sich letztlich rächte. Am Ende stand ein einstimmiger Punktsieg für Santiago mit den Wertungen 116-112, 117-111 und 118-110 – ein überraschendes Ergebnis.
Für eine kurze Kontroverse sorgte die Urteilsverkündung, als der Ringrichter zunächst versehentlich den falschen Arm hob.
Erfolgreiches Profidebüt für Japans ersten Amateurweltmeister
Mit Tomoya Tsuboi (1-0) gab ein hochspannendes Prospect sein Profidebüt im Bantamgewicht. Tsuboi schrieb 2021 Geschichte, als er in Belgrad als erster Japaner überhaupt Amateurweltmeister wurde. Zum Einstieg in die Profiszene trat er direkt in einem Acht-Runden-Kampf gegen den Thailänder Boonrueang Phayom (14-4) an. Doch ein langes Duell blieb aus – Tsuboi stoppte seinen Gegner bereits in der zweiten Runde.
Damit ist er erst der zweite japanische Boxer, der sein Profidebüt in einem Acht-Runden-Kampf bestritt. Zuvor hatte das nur Box-Superstar und Olympiasieger Ryota Murata (18-3) im August 2013 vollzogen.