
In Polen steigt am Sonntag die WBC-Interimsweltmeisterschaft im Bridgerweight zwischen Krzysztof Włodarczyk und Adam Balski.
Wer den Boxsport schon seit einigen Jahrzehnten verfolgt, wird den Namen Krzysztof Włodarczyk (65-4-1) sicherlich noch im Gedächtnis haben. Das polnische Cruisergewicht war vor rund 15 Jahren ein internationaler Spitzenboxer. Im November 2006 wurde er IBF-Weltmeister im Cruisergewicht durch einen umstrittenen Sieg über Steve Cunningham, verlor jedoch im direkten Rückkampf. Erfolgreicher verlief dagegen sein zweiter WM-Anlauf: „Diablo“ Włodarczyk konnte den WBC-Titel zwischen 2010 und 2014 insgesamt sechs Mal erfolgreich verteidigen, ehe er in Russland gegen Grigory Drozd unterlag.
Das liegt mittlerweile über zehn Jahre zurück – doch der schlagstarke Pole ist weiterhin aktiv im Ring. In den vergangenen zwei Jahren sammelte er vier weitere Siege, drei davon vorzeitig. Was motiviert den fast 44-Jährigen noch? Die Antwort: Eine weitere Weltmeisterschaft. Diese scheint im Cruisergewicht kaum noch realistisch – aber es gibt ja das neu eingeführte Bridgerweight (bis 101,6 kg), das manch verstaubten Traum womöglich wieder mit Leben erfüllen kann.
Włodarczyk trifft auf die Nummer 1 der WBC-Rangliste
Villanueva.
Der amtierende WBC-Weltmeister im Bridgerweight ist der Südafrikaner Kevin Lerena (31-1), der zuvor den Interims-Titel hielt und inzwischen zum vollwertigen Champion aufgewertet wurde. Ein Interimstitel kann also nützlich sein – insbesondere, wenn sich beim amtierenden Titelträger Veränderungen ergeben. Am kommenden Sonntag wird der Interims-Titel der WBC im Bridgerweight neu ausgeboxt – zwischen der Nummer 1, Adam Balski (20-2), und der Nummer 5, Krzysztof Włodarczyk.
Es handelt sich um einen kleinen „Traumkampf“ auf polnischem Boden, der sich hervorragend vermarkten lässt: zwei Landsmänner, ähnliches Leistungsniveau – der Sieger rückt in Reichweite eines WM-Kampfes. Eine echte Win-Win-Situation für den Veranstalter KnockOut Promotions, der den Kampfabend am Sonntag in Kalisz austragen wird.
Balski gilt als Favorit im Kampf
Was darf man 2025 noch von einem Krzysztof Włodarczyk erwarten? Eine schwierige Frage. Nach Sichtung seiner letzten Kämpfe muss die Antwort lauten: eher wenig. „Diablo“ wirkt deutlich gealtert, boxt ökonomisch, teilweise sogar passiv. Er agiert aus einer geschlossenen Doppeldeckung und wartet auf offene Gelegenheiten, bei denen er seine nach wie vor gefährliche Schlagkraft einsetzen kann.
Adam Balski hingegen gehört zwar nicht zur Weltklasse, doch er dürfte als solider Boxer im besten Alter gelten. Zwar verlor er im Mai 2022 gegen Alen Babic – zu einer Zeit, als dieser noch robust genug war, um Schläge wegzustecken –, doch Balski ist physisch stark und steht mit seinen 34 Jahren wohl am Höhepunkt seiner Leistungsfähigkeit. Angesichts von Włodarczyks begrenzter Aktivität im Ring erscheint ein Punktsieg für Balski mehr als wahrscheinlich.
Gleichwohl gilt: In einem Titelkampf über 12 Runden kann immer alles passieren. Włodarczyk bringt reichlich Erfahrung und Schlagkraft mit – sollte sich eine Gelegenheit bieten, könnte er den Kampf durchaus vorzeitig beenden. Ob es dazu jedoch am Sonntag kommt, bleibt abzuwarten.