Angriff ist die beste Verteidigung
Die Erwartungen an dieses Duell waren nicht gerade gering. Anhand der Stile der Boxer war abzusehen, dass den Zuschauern in der Save Mart Arena in Fresno, Kalifornien keine als Boxkampf getarnte Schachpartie geboten werden würde. Schlussendlich wird wohl keiner mit einem Gefühl der Enttäuschung herausgegangen sein, denn das was Weltmeister Jose Ramirez und der Mexikaner Antonio Orozco dem Publikum boten, war Action pur, bei der vor allem der eiserne Wille der Protagonisten imponierte.
Dabei war relativ schnell klar, dass Titelverteidiger Ramirez der bessere Boxer der beiden war. Hinter einer soliden Führhand, die er immer wieder in einem fließenden Übergang zu einem linken Haken ummünzte, bestimmte er die Anfangsphase dieses Gefechts. Schon früh legte Ramirez dabei jede Menge Kraft in seine Schläge, was Orozco zunächst gar nicht allzu sehr zu beeindrucken schien. Dann kam jedoch die vierte Runde, in der der Weltmeister inmitten der Haken Orozcos seine Rechte kerzengerade an dessen Kinn platzierte und ihn auf den Hosenboden setzte.
Orozco überstand die Runde, doch Ramirez hatte jetzt Blut geleckt. Sein Output im Folgedurchgang war enorm, es schien als wolle er Orozco mit aller Macht vorzeitig besiegen. Dieser blieb aber überraschend standhaft und feuerte harte Hände an die Adresse von Ramirez zurück. Zudem bewegte er sich nun besser und veränderte die Winkel, womit er Runde 6 und 7 für sich entschieden haben könnte. Man hatte auch die Vermutung, dass Ramirez durch den hohen Aufwand zuvor etwas Luft benötigte.
Diese (zweite) Luft bekam er dann auch sehr bald. Ramirez ging nun vermehrt zum Körper seines Kontrahenten, was sich bezahlbar machte. Der WBC-Champion schoss zwei linke Haken nach unten, einer wurde geblockt, der andere saß punktgenau, da Orozco mit einer Folgeattacke zum Kopf rechnete und deshalb die Deckung hochzog. Der 30-jährige Mexikaner ging zum wiederholten Male zu Boden und sah nun sichtlich mitgenommen aus.
Aber auch aus diesem finsteren Tal befreite sich Orozco auf beeindruckende Weise und brachte beispielsweise ein paar krachende Aufwärtshaken ins Ziel. In den finalen zwei Runden setzte Jose Ramirez noch einmal klare Akzente, schenkte dem Herausforderer jede Menge ein und zementierte so seinen letztlich klaren, aber sicherlich nicht einfach erkämpften Sieg. Die drei Punktrichter werteten jeweils 119-107 für den Weltmeister im Super-Leichtgewicht, dem so seine erste Titelverteidigung geglückt ist.
Besputin und Herring siegreich
Im Rahmenprogramm der Veranstaltung gab es kaum Überraschungen. Der frühere Top-Amateur Alexander Besputin hatte wenig Mühe mit dem US-Amerikaner Alan Sanchez, der eigentlich den bisher größten Test für den Russen darstellen sollte. Im 9. Durchgang war für Sanchez nach einem einseitigen Kampfverlauf das Ende erreicht. Ähnlich verlief es auch für John Vicente Moralde, welcher gegen den früheren Olympia-Teilnehmer Jamel Herring zehn Runden lang im Rückwärtsgang operierte und dementsprechend keine einzige gewinnen konnte.