Duhaupas gibt nicht klein bei
Ein Mann der leisen Töne war er ja noch nie, dieser Jarrell Miller. Seit ein paar Jahren schon sorgt der 29-jährige mit seinem „Trash Talk“ regelmäßig für Aufsehen und so ließ er es sich auch im Vorfeld zu seinem Duell mit dem erfahrenen Franzosen Johann Duhaupas natürlich nicht nehmen, in aller Breite und Ausführlichkeit über die großen Namen des Schwergewichts – namentlich Anthony Joshua und Deontay Wilder – herzuziehen. Dass er vorher noch an dem bereits erwähnten Gegner vorbei musste, hatte Miller vielleicht schon gedanklich in einen hinteren Bereich seines Gehirns geschoben.
Dabei sah es anfangs tatsächlich so aus, als würde der kräftig gebaute Amerikaner, der im Barclays Center in Brooklyn vor heimischem Publikum boxte, die Sache schon früh regeln können. In der zweiten Runde schien er Duhaupas ernsthaft weh getan zu haben und deckte diesen sofort mit schweren Kombinationen am Seil ein. Doch der Franzose hatte schon in seinem WM-Kampf gegen KO-König Deontay Wilder unter Beweis gestellt, dass er sehr viel vertragen kann und nicht so leicht aufgibt. So feuerte „The Reptile“ fleißig zurück, traf Miller immer wieder klar und schaffte es so, nach schwachem Beginn die Runden insgesamt enger zu gestalten.
Miller, welcher mit 138 kg das mit Abstand höchste Gewicht seiner Karriere brachte, musste nach aktivem Beginn mehr und mehr haushalten mit seinen Kräften. Die Schläge kamen mit weniger Kraft, sie wirkten fast „geschoben“. „Big Baby“ konnte von Glück sagen, dass ihm kein absoluter Top-Mann gegenüberstand, der seine Leerläufe vielleicht noch mehr hätte bestrafen können. Am Ende wirkten beide Boxer platt und brachten dementsprechend nicht mehr die Energie in ihre Aktionen, um den Kampf vielleicht doch noch vorzeitig zu beenden. Miller siegte schlussendlich verdient, ohne dabei großen Eindruck zu hinterlassen. Die Wertungen waren mit 119-109 ( zwei Mal) und 117-111 auch etwas sehr hoch.
Trotzdem schien Jarrell Miller im anschließenden Interview mit Max Kellerman guter Ding zu sein und forderte – wie konnte man es anderes erwarten – Weltmeister Anthony Joshua heraus. Durchaus möglich, dass der Kampf im Sommer kommt. Bis dahin muss Miller aber noch die ein oder andere Schippe drauflegen.