Shefat Isufi ist mit seinen 12 Jahren Erfahrung im Profiboxen ein echter Veteran. Mit Disziplin, mentaler Stärke und Toughness hat er sich in der Vergangenheit bereits eine WM-Chance gegen Billy Joe Saunders erarbeitet. Seit 2021 hält er außerdem den WBF-Weltmeistertitel im Halbschwergewicht. 2022 war der 32-jährige mit 4 Kämpfen sehr aktiv. Boxen1 blickt mit Shefat Isufi zurück auf das Jahr und wagt einen Blick nach vorne.
Boxen1: Befindest du dich schon im Weihnachtsurlaub oder bist du aktuell im Training?
Shefat Isufi: Ich bin gerade wieder voll in das Training eingestiegen. Im Februar oder im März werde ich wieder in den Ring steigen. Jetzt muss ich aufpassen, dass ich in der Weihnachtszeit nicht zu viele Einladungen erhalte. Sonst wird das Gewicht machen doppelt schwer (lacht).
Boxen1: Du warst dieses Jahr sehr aktiv. Du hast insgesamt viermal geboxt und viermal gewonnen. War 2022 ein gelungenes Jahr aus deiner Sicht?
Shefat Isufi: Ja, 2022 war ein gutes Jahr. Aber auch anstrengend. Vor allem mein letzter Kampf über 12 Runden.
Boxen1: Gut, dass du es ansprichst. In deinem letzten Kampf hast du Ryan Ford (17-7-0) einstimmig nach Punkten besiegt. Der Kanadier hatte in der Vergangenheit z.B. Serge Michel KO geschlagen. Wie hast du den Kampf gegen ihn erlebt?
Shefat Isufi: Es war ein sehr intensiver Kampf. Er hat über alle 12 Runden Druck gemacht. Das war eine sehr gute Erfahrung. Mein Trainerteam und ich wussten aber auch, was uns erwartet und wir haben uns entsprechend vorbereitet. Es ist bekannt, dass Ryan Ford immer antritt, um zu gewinnen. Das hat er auch gegen mich gemacht. Trotzdem konnte ich mich durchsetzen.
Boxen1: Du stehst gemäß Boxrec aktuell auf Rang 2 im Halbschwergewicht in Deutschland. Daher interessieren wir uns auch für deine Meinung zu anderen deutschen Boxern aus den Top 10. Fangen wir an mit Michael Eifert. Er wird im Februar gegen Jean Pascal in Kanada antreten. Was hältst du von ihm? Welche Chancen traust du ihm gegen Pascal zu?
Shefat Isufi: Eifert ist ein guter Boxer mit großem Herz. Er hat eine Chance gegen Pascal, auch wenn Pascal natürlich mehr Erfahrung hat. Ich drücke ihm die Daumen. Aber es wird sicher nicht einfach.
Boxen1: Dominic Bösel, der aktuell auf Rang 1 in den deutschen Rankings steht, ist dieses Jahr in den USA gegen Gilberto Ramirez angetreten. Er wurde in der 4. Runde KO geschlagen. Wie bewertest du das Resultat? Wärst du an einem Kampf gegen Bösel im kommenden Jahr interessiert?
Shefat Isufi: Ich habe den Kampf gesehen. Gegen Ramirez war er chancenlos. Er ist aber immer noch die Nummer 1 in Deutschland und ich bin die Nummer 2. Ich habe den Blick immer nach oben gerichtet. Deshalb würde ich gerne im kommenden Jahr gegen Dominic Bösel boxen. Das wäre sicher auch ein attraktiver Kampf für die Fans.
Boxen1: Solche deutsch-deutschen Duelle gibt es leider immer seltener. Was müsste im deutschen Boxen passieren, damit die Fans mehr Duelle deutscher Top-10 Boxer zu sehen bekommen?
Shefat Isufi: Der Boxsport ist aktuell in Deutschland leider nicht gut aufgestellt. Jeder will nur den sicheren Sieg einfahren. Aber wir müssen viel häufiger riskante Kämpfe gegen Topleute annehmen. Vor allem wenn wir erreichen wollen, dass es in Deutschland künftig wieder einen Weltmeister gibt. Die Besten müssen gegen die Besten boxen.
Boxen1: Angenommen im kommenden Jahr findet ein Round Robin Turnier mit 4 deutschen Boxern aus dem Halbschwergewicht statt. Welche 3 Boxer außer dir sollten mit dabei sein?
Shefat Isufi: Dominic Bösel, weil er die Nummer 1 ist. Außerdem sollten Michael Eifert und Robin Krasniqi dabei sein.
Boxen1: Lass uns zum Abschluss nochmal den Blick nach vorne werfen. Wie oft planst du im kommenden Jahr zu Boxen? Was sind deine Ziele für 2023?
Shefat Isufi: Ich würde gerne 2-3 Kämpfe im kommenden Jahr machen. Schön wäre es, wenn es 2023 mit einem Interconti-Titel in einem der vier großen Verbände klappen würde. Das würde mich in eine gute Position für einen erneuten WM-Kampf bringen.
