
Beim großen PPV-Event in Las Vegas stahl ein Kampf auf der Undercard sämtlichen Akteuren die Show. Es war eine brutale Schlacht.
Am Samstag fand das erste große Box-Event des Jahres 2025 statt. Die PBC bat zum PPV-Event in der T-Mobile Arena in Las Vegas. Das zweite Wohnzimmer war jedoch nicht für Box-Superstar Saul „Canelo“ Alvarez (62-2-2) vorgesehen. Stattdessen lieferten sich die beiden Halbschwergewichte David Benavidez (30-0) und David Morrell (11-1) ein sehenswertes Gefecht über 12 Runden. Am Ende gewann Benavidez das Duell komfortabel.
Bedeutend interessanter erschien hingegen ein Kampf auf der regulären PPV-Main-Undercard im Superleichtgewicht. Dort trafen zwei feurige Mexikaner aufeinander und verwandelten die T-Mobile Arena in den Schauplatz eines brutalen Duells.
Isaac Cruz und Angel Fierro schenken sich nichts
Im angesprochenen Superleichtgewicht trafen die Mexikaner Isaac „Pitbull“ Cruz (27-3-1) und Angel Fierro (23-3-2) aufeinander. Beide Boxer einte so manches im Vorfeld. Sie sind feurige Infighter, die auch einem gepflegten, harten Brawl nicht abgeneigt sind. Zudem verband sie die Tatsache, dass sie zuletzt in ihren Kämpfen enttäuschten und verloren. So zum Beispiel auch der Fanliebling Cruz, der etwas überraschend seinen WBA-Weltmeisterschaftsgürtel gegen Jose Valenzuela (14-2) im August verlor. Nun sollte er die Gelegenheit erhalten, gegen Fierro zurück auf den Pfad des Erfolgs zu gelangen und sich für künftige WM-Kämpfe zu empfehlen, doch die Aufgabe entpuppte sich als groß und zäh.
Ein Abtasten gab es in diesem Kampf nicht. Beide begannen direkt damit, im Infight harte Hände zu schlagen, wobei Cruz bedeutend erfolgreicher erschien. Immer wieder schlug der linke Haken gezielt ein, wodurch Fierro in den ersten beiden Runden große Mühe hatte, aber dennoch im Kampf blieb. Ab der dritten Runde entdeckte Fierro dann zunehmend seine Beinarbeit und bewegte sich entsprechend. Das führte dazu, dass Cruz allmählich an Effektivität einbüßte, obgleich er weiterhin oft traf. Die reine Trefferanzahl mag zu diesem Zeitpunkt vielleicht nicht gravierend unterschiedlich ausgefallen sein, doch Cruz hatte die Mehrheit der Highlight-Aktionen auf seiner Seite, was am Ende auch den entscheidenden Eindruck auf den Scorecards hinterließ.
Cruz baut in der zweiten Kampfeshälfte etwas ab – Fierro trumpft auf
©Premier Boxing Champions
Cruz ging, wie man es vom „Pitbull“ gewohnt ist, sofort ein enorm hohes Tempo, was sich in der zweiten Kampfeshälfte bemerkbar machte. Zwar schlug er weiterhin viele Hände, doch die ganz große Intensität nahm zunehmend ab. Das führte zum Erstarken von Fierro, der nun komplett auf Augenhöhe agierte und das Momentum des Kampfes auf seiner Seite zu haben schien. Immer wieder schlugen die Fäuste auf beiden Seiten gewaltig ein, sodass eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Highlights kaum möglich ist. Jede Runde – ja, fast jede Minute – war derart intensiv und voller harter Aktionen, dass man praktisch alles protokollieren müsste.
Der Kampf bog in die finale Phase ein und war auf den Scorecards wohl denkbar knapp, sodass beide noch einmal alles aus sich herausholten. Spätestens jetzt war es ein absolut brutales Slugfest, in dem beide ohne Angst vor Verlusten alles gaben, trafen und nahmen. Auch hier kristallisierte sich heraus, dass Fierro vielleicht mehr Treffer landete, Cruz jedoch die härtesten und beeindruckendsten Schläge für sich verbuchen konnte. Nach zehn brutal geführten Runden stand die T-Mobile Arena geschlossen auf und jubelte den beiden Gladiatoren gebührend zu. Nun lag es an den Punktrichtern, das letzte Wort zu sprechen.
Cruz erhält den einstimmigen Punktsieg
Das Punkturteil wurde verlesen, und man konnte bereits erahnen, dass Cruz als Sieger aus diesem knappen und großartigen Kampf hervorgehen würde. Er war der Schützling des Promoters, der ehemalige Weltmeister und der größere Name – zudem ein Fanliebling –, sodass die Vorzeichen für ihn günstig standen. Ein knapper Punktsieg wäre absolut vertretbar gewesen, was ein Punktrichter mit 96-94 auch so wertete. Die anderen beiden Punktrichter sahen Cruz jedoch mit 97-93 und 98-92 vorn, was dann doch etwas zu weit von der Realität entfernt war.
Das bestätigten auch die Punchstats von Compubox: Cruz landete 248 Treffer, nur geringfügig mehr als Fierro mit 238. Besonders bemerkenswert war die Tatsache, dass Fierro Cruz beim Schlagvolumen sogar übertraf – mit 786 gegenüber 624 Schlägen. Das stellte ein Novum dar, da Cruz vermutlich noch nie zuvor von einem Gegner in dieser Statistik überboten wurde.
Wer diesen Kampf zwischen den beiden Gladiatoren noch nicht gesehen hat, sollte dies hier unbedingt nachholen. Es war eine denkwürdige und maximal unterhaltsame Schlacht mit absolutem Fight-of-the-Year-Potenzial!