Ilyas Can Kali ist neuer WBO-Juniorenweltmeister im Weltergewicht

Ist neuer WBO Juniorenweltmeister im Weltergewicht: Ilyas Can Kali.

Am vergangenen Samstag fand in Bielefeld eine Boxveranstaltung statt. Die Stadt hat einen neuen Juniorenweltmeister.

In der Stadthalle Bielefeld wurde am vergangenen Samstag eine Boxveranstaltung von T10 Boxing ausgerichtet, die sehr erfolgreich verlief. Im Hauptkampf stand ein Sohn der Stadt, Ilyas Can Kali, der sich seinen ersten größeren internationalen Titel sichern wollte: die WBO-Juniorenweltmeisterschaft. Im Vorfeld gab es durchaus Unzufriedenheit mit dem Gegner, da der ursprünglich geplante Kontrahent ausfiel. Nachträglich entpuppte sich der Titelkampf jedoch als genau passend.

Auf der Undercard waren außerdem einige bekannte Namen vertreten, wie Senad Gashi oder Dimitar Tilev, sowie zahlreiche lokale Talente.

Ilyas Can Kali gewinnt die Juniorenweltmeisterschaft gegen einen feurigen Gegner

Ilyas Can Kali vs. Carlos Zabaleta. ©Peter Unger

Im Hauptkampf um die WBO-Juniorenweltmeisterschaft im Weltergewicht stand Ilyas Can Kali (13-0) dem Venezolaner Carlos Zabaleta (12-4) gegenüber. Ursprünglich war geplant, dass ein starker Kolumbianer in Bielefeld den Titelkampf bestreiten würde, doch dieser zog sich zurück, und Zabaleta erhielt den Vorzug. Auf dem Papier schien das eine etwas unglückliche Wahl, da man den Zuschauern einen stärkeren Gegner und einen spannenden Kampf bieten wollte. Doch der erste Eindruck täuschte.

Der Kampf begann und Kali zeigte sich zunächst sehr dominant. Er bewegte sich elegant durch den Ring, setzte seinen Jab gezielt ein und wirkte spritzig. Zabaleta lief viel hinterher und fand nicht die passende Distanz, um den beweglichen Kali zu treffen. Immer wieder landete Kali blitzschnelle Konter, die Zabaleta durchrüttelten. In der dritten Runde schien Zabaleta etwas angeschlagen, und Kali versuchte, den Kampf frühzeitig zu beenden. Trotz des hohen Tempos gelang ihm das jedoch nicht, und Zabaleta erwies sich als zäher Kontrahent, der alles in den Ring warf.

Nach der anfänglichen Drangphase musste Kali das Tempo etwas zurücknehmen, was Zabaleta stärker werden ließ. Ab der vierten Runde merkte man, dass Kali langsamer wurde, und Zabaleta kam besser in den Kampf. Er schaffte es zunehmend, Kali zu stellen und in den Infight zu zwingen, was zu harten Schlagwechseln führte. Die mittleren Runden waren wohl Zabaletas stärkste Phase, in der er bewies, dass er nach Deutschland gekommen war, um zu gewinnen. Der Kampf wurde auf den Punktzetteln enger, und es schien, als könne sich eine Überraschung anbahnen.

Ilyas Can Kali gewinnt einstimmig nach Punkten und ist verletzt

Am Ende kam es jedoch nicht dazu. Zabaleta zeigte eine kämpferische Leistung und war ein würdiger Gegner für die Juniorenweltmeisterschaft, doch in den Schlussrunden konnte er den entscheidenden Druck nicht mehr aufrechterhalten. Nach zehn intensiven und sehenswerten Runden sprachen die Punktrichter einstimmig für Kali: 99-91, 98-92 und 97-93 – ein verdienter Sieg.

Ein Wermutstropfen blieb jedoch: Kali hatte sich bereits im letzten Kampf eine Kapselverletzung zugezogen, die nach der dritten Runde erneut aufbrach. Eigentlich war geplant, dass Kali im Dezember erneut in der Stadthalle Bielefeld antreten würde, doch dieser Termin ist nun ungewiss. Der neue Juniorenweltmeister soll seine Verletzung vollständig auskurieren, bevor er wieder in den Ring steigt. Eine endgültige medizinische Beurteilung wird in den kommenden Tagen erfolgen.

Senad Gashi ist der erste WBF-Titelträger im Bridgerweight

Senad Gashi ist neuer Titelträger der WBF im Bridgerweight.

Im Co-Mainevent trat der renommierte Puncher Senad Gashi (30-4) an. Gashi hatte noch im vergangenen November in Südafrika um die WBC-Interimsweltmeisterschaft im Bridgergewicht gekämpft, diesen Kampf jedoch nach Punkten verloren. Nun erhielt er erneut eine Titelchance, allerdings beim Weltverband WBF, der nicht zu den vier anerkannten großen Verbänden zählt. Die Gründe dafür wurden bei der Gegnerwahl deutlich, denn Gashi traf auf den nicht adäquaten Reinaldo Gonzalez (22-12), der von Beginn an chancenlos wirkte. Für einen normalen Kampf wäre dies keine große Sache gewesen, doch in einem Titelkampf lässt es an Qualität mangeln.

Im Kampf selbst zeigte sich Gashi zunächst zurückhaltend und ließ Gonzalez die Initiative übernehmen. Der 41-jährige Venezolaner zeigte durchaus Respekt, versuchte sich beweglich zu präsentieren, boxte bedacht und griff im Infight schnell zum Clinch, um harte Treffer zu vermeiden. Gashi seinerseits wich den Angriffen geschickt aus und reagierte mit guten Körpertreffern. In der dritten Runde war es schließlich soweit: Gashi landete mehrere klare Treffer, darunter einige Uppercuts, die Gonzalez zwei Mal zu Boden schickten. Beide Male wurde Gonzalez angezählt, und beim zweiten Niederschlag gab er dem Ringrichter keine Anzeichen, weiterkämpfen zu wollen. Daraufhin wurde der Kampf abgebrochen. Zwar protestierte Gonzalez kurz, doch es schien, als sei er insgeheim nicht allzu unglücklich darüber, dass der Kampf vorbei war.

Für Gashi war dies der 29. vorzeitige Sieg, und er darf sich nun als erster Bridgerweight-Titelträger der WBF bezeichnen. Ob er diesen Titel jedoch groß feiern wird, bleibt abzuwarten.

Dimitar Tilev bezwingt einen hartnäckigen Roberto Arriaza

Dimitar Tilev vs. Roberto Arriaza. ©Peter Unger

Auf der Veranstaltung boxte auch Dimitar Tilev (17-2-1), ein starker Bielefelder, der dafür bekannt ist, sich stets guten Herausforderungen zu stellen und in knappen Kämpfen zu stehen. Vor diesem Kampf hatte er jedoch 3 seiner letzten 4 Kämpfe nicht gewinnen können. Auffällig dabei war, dass all diese Kämpfe außerhalb von Ostwestfalen stattfanden, während er in seiner Heimat eine makellose Bilanz vorzuweisen hatte. Diese blieb auch gegen Roberto Arriaza (19-12) bestehen. Der Nicaraguaner hatte früher ein hohes Niveau erreicht und forderte 2020 Sebastian Formella (26-3) im Kampf um den IBO-Titel heraus, den er knapp nach Punkten verlor. Mittlerweile summierten sich jedoch die Niederlagen bei Arriaza, und er wurde vom Contender zum besseren Journeyman. Dennoch zeigte er im Mai in Hamburg gegen den ungeschlagenen Simon Zachenhuber (24-0), dass er immer noch ein harter und ausgeglichener Gegner sein kann.

Tilev begann gewohnt druckvoll und versuchte, die Ringmitte zu kontrollieren und zahlreiche Aktionen zu initiieren. Arriaza, der ein guter Infighter ist, bewegte sich häufig rückwärts und zeigte offensiv wenig. Der Nicaraguaner lieferte einen taktischen, defensiv geprägten Kampf, der von boxerischer Vernunft geprägt war, aber die ganz große Offensivkraft vermissen ließ. Die harten Treffer, die er schlug, prallten meist auf die stabile Deckung von Tilev. Diese Deckung war in der Vergangenheit oft eine Schwachstelle des Bielefelders, doch gegen Arriaza zeigte sich Tilev defensiv wachsam und souverän. In der fünften Runde musste Tilev zwar einen harten Treffer einstecken, revanchierte sich jedoch sofort beim Gegner.

Am Ende gingen 8 gute Runden vorbei, in denen Tilev der dominierende Mann im Ring war. Er brachte den toughen Arriaza zwar nicht in ernste Bedrängnis, konnte den Kampf aber klar kontrollieren. Ziel war es, Tilev mit einem harten und unangenehmen Gegner zu fordern, und das erfüllte Arriaza zweifellos. Die Punktrichter werteten den Kampf schließlich einstimmig mit 80-72 und 2x 78-74 zugunsten von Tilev, der damit seinen 17. Profisieg feierte.

Die weiteren Resultate der Undercard

Caglar Genc ist siegreich in Bielefeld.

Caglar Genc (5-0) vs. Mario Lenz (2-21-1), Halbschwergewicht:
Genc sollte ursprünglich gegen einen gut gerankten afrikanischen Gegner boxen, der jedoch kurzfristig ausfiel. Um Genc eine kampflose Vorbereitung zu ersparen, wurde eilig ein Ersatzgegner gesucht und mit Mario Lenz gefunden. Lenz zeigte in der ersten Runde einige Bemühungen, ging jedoch zweimal zu Boden und wurde schließlich ausgezählt.

Emre Sayili (5-0) vs. Kevin Trana (15-19-3), Superleichtgewicht:
Einer der besten Kämpfe des Abends fand im Superleichtgewicht statt. Sayili suchte in seinem fünften Profikampf nach einer großen Herausforderung und fand sie in Kevin Trana. Der erfahrene Nicaraguaner war kein Unbekannter, da er zuletzt bei einer Universum-Veranstaltung Oussama Kebdani an den Rand einer Niederlage brachte. Sayili startete gut in den Kampf, zeigte schnelle Hände und solide Kombinationen. Mit fortschreitender Kampfdauer ließ jedoch seine Kondition nach, und Trana übernahm in der zweiten Hälfte des Kampfes die Kontrolle. Sayili blieb tough und gab alles, um Trana einen harten Sechsrundenkampf zu liefern. Am Ende gewann Sayili den Kampf nach Punkten, was Trana sicherlich anders sah.

Hamza Salahudin (13-0) vs. Oladimeji Akinde (5-6-2), Halbschwergewicht:
Dieser Kampf war ursprünglich für Juli angesetzt, wurde jedoch auf September verschoben. Salahudin, ein starkes Prospect, zeigte seine Fähigkeiten mit einer guten Reichweite, Handspeed und einem präzisen Jab. Der Jab setzte Akinde in der Anfangsphase stark zu. Akinde versuchte, beweglich zu bleiben und einige Angriffe zu starten, war jedoch nicht erfolgreich. Salahudin konnte ihn zunehmend an den Seilen stellen und abwechselnd zum Körper und Kopf schlagen. Am Ende der dritten Runde erhöhte Salahudin nochmals den Druck, was Akinde ins Wanken brachte, doch er überstand vorerst die Phase. Nach der Runde wurde jedoch der Kampf durch das Werfen des Handtuchs beendet – Akinde gab auf.

Goktug Sogut (1-0) vs. Giorgi Kitiashvili (2-12-2), Leichtgewicht:
Im Opener der Veranstaltung gab Sogut das Profidebüt. Sein Gegner, der Georgier Giorgi Kitiashvili, sollte ihm einen guten Einstand ermöglichen. Anfangs sah es für Sogut gut aus, doch Kitiashvili bewies ebenfalls seine boxerischen Fähigkeiten. Beide lieferten sich einen rassigen Beginn und landeten klare Treffer. In der dritten Runde setzte Sogut seinem Gegner mit Treffern zu, woraufhin Kitiashvili auch Probleme mit dem Stand bekam und aufgab. Für Sogut war es ein gelungenes Profidebüt.

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