Ilyas Can Kali-Interview: „Boxerisch ist er überhaupt nicht auf meinem Niveau“

Ilyas Can Kali bei erhalt der WBO-Juniorenweltmeisterschaft in Bielefeld.

Am Samstag steht für den Bielefelder ein wegweisendes Rematch an. Im exklusiven Boxen1-Interview gibt er sich siegessicher.

Über acht Wochen schuftete der Bielefelder Ilyas Can Kali (13-0-1) intensiv, um am kommenden Samstag einen weiteren Sieg einzufahren. Bereits im Mai traf er in der Stadthalle Bielefeld auf seinen kommenden mexikanischen Kontrahenten Eduardo Leonel Rodriguez (14-4-2). Nach zehn intensiven Runden stand ein Unentschieden zu Buche – nicht das erwünschte Resultat.

Nun soll alles anders werden, alles erfolgreicher. Was genau das Weltergewicht aus Bielefeld verändert hat und weshalb im zweiten Anlauf nun der Sieg gelingen soll, schilderte Kali im exklusiven Boxen1-Interview.

Das Boxen1-Interview mit Ilyas Can Kali

Boxen1: Hallo Can, in wenigen Tagen findet dein nächster Kampf statt. Wie geht es dir?

Ilyas Can Kali: Mir geht es gut und ich fühle mich bereit. Ich habe mich wohl noch nie so gut gefühlt wie in dieser Vorbereitung.

Du boxt zum dritten Mal in Folge in der Stadthalle Bielefeld. Was verbindest du mit dem Ort?

Viel Motivation, Erinnerungen – aber auch sehr viele falsche Leute, die das sagen, was man hören möchte, aber es nicht so meinen. Was auch eine Extra-Motivation ist. Bielefeld ist eine Boxstadt. Wir hatten Marco Huck als Weltmeister, ich bin hier Weltmeister geworden.

Am Samstag erfolgt das Rematch mit dem Mexikaner Rodriguez, wobei du im ersten Kampf lediglich ein Unentschieden holtest. Wie bewertest du rückblickend den Kampf?

Ich war nicht da, war einfach nicht da. Es hat gereicht für ein Unentschieden. Ob er nun knapp vorne lag oder ich, darum kann man sich streiten. Flasheye war an diesem Tag nicht Flasheye, und dieses Mal werden wir wieder mehr sein.

Ein entscheidender Unterschied ist die Vorbereitung. Beim letzten Mal hast du sie in Großbritannien bestritten. Wie blickst du darauf zurück?

Es war eine Erfahrung wert, ich habe einige Sachen dazugelernt. Ich weiß auf jeden Fall, dass ich dort keine Vorbereitung mehr machen werde. Wie gesagt, ein paar Sachen habe ich dazugelernt, die mir auch in dieser Vorbereitung geholfen haben. Aber grundsätzlich weiß ich, dass ich am besten aufgehoben bin bei Chaouki im Fightclub Bergheim. Dieser Trainer hat mich zum Weltmeister gemacht, mit ihm habe ich alle Gürtel bis jetzt geholt. Da bin ich schon richtig.

Die Leute, die uns beobachten, sagen immer, zwischen uns ist so etwas wie eine Telepathie

Sind ein starkes Duo. Chaouki Harnafi und Ilyas Can Kali.

Du sprichst Chaouki Harnafi an. Was zeichnet ihn aus, warum passt ihr so gut zusammen?

Die Leute, die uns beobachten, sagen immer, zwischen uns ist so etwas wie eine Telepathie. Bevor er Kommandos reinruft, mache ich die schon. Wir passen einfach wie Deckel auf Topf. Er hat mich auch schon seit 2019, 2020 – er hat mich geformt. Er hat ein sehr gutes Verständnis und mir sehr weitergeholfen, an meinen Zielen zu arbeiten. Ich boxe mit der Philly Shell – einem amerikanischen Boxstil, der von den deutschen Boxtrainern nicht gern gesehen wird. Dabei hat er sehr gute Arbeit geleistet. Jetzt am Samstag werden wir das nochmal unter Beweis stellen.

Fühlst du dich denn rein taktisch nun besser aufgestellt im Rematch unter Chaouki?

Zu 100 %. Chaouki ist ein super Taktiker, seine Strategien sind immer sehr präzise. Wir haben auch noch einen Analytiker im Team, der macht das mit Chaouki zusammen. Die zwei sind ein super eingespieltes Team. Ich verstehe es auch sofort, wenn wir über die Taktiken reden. Da läuft einfach alles einwandfrei.

Im letzten Kampf war der Weight Cut auch herausfordernd, es stand danach sogar ein Gewichtsklassenaufstieg im Raum. Wie verhält sich das Gewicht aktuell bei dir?

Ja, der Weight Cut war ein Problem. Ich wollte erst hochgehen, bin es dann doch nicht – nach Gesprächen mit meinem Team. Jetzt gerade habe ich ein sehr gutes Gewicht, das Gewichtmachen lief sehr gut in dieser Vorbereitung. Ich habe mein Team etwas optimiert, habe nun einen Ernährungsberater, der mich und mein Essen jeden Tag kontrolliert. Seitdem ich das mache, läuft es super. Das Gewicht geht genau so runter, wie wir es haben wollen.

Du hast mir im Vorfeld berichtet, dass du in Großbritannien nur 27 Sparringsrunden bestritten hast. Wie schaut es aktuell aus?

Wir haben in diesem Camp 157 Runden Sparring gehabt.

Also wird dich der Mexikaner mit seinen Schlägen eher nicht mehr beeindrucken können?

Nein, auf keinen Fall. Er wird mich mit gar nichts beeindrucken können und ich bin auf alles vorbereitet. Ich hoffe so sehr, dass er mit seiner besten Leistung kommt, ansonsten werde ich gelangweilt.

Boxerisch ist er überhaupt nicht auf meinem Niveau

Schenkten sich im Mai nichts. Ilyas Can Kali und Eduardo Leonel
Rodriguez.

Du hast schon 10 harte Runden mit deinem mexikanischen Gegner den Ring geteilt. Was für Stärken und Schwächen bringt er mit?

Seine einzige Stärke ist der Wille. Er hat Leberhaken bekommen im letzten Kampf, mehrere Schläge zum Kopf und hat gewackelt – und hat einfach durchgebissen. Das ist das Einzige, was er kann. Boxerisch ist er überhaupt nicht auf meinem Niveau, vom Ring-IQ auch nicht. Er hat mehr Erfahrung, das spricht für ihn. Aber bei allem anderen bin ich weit voraus – und werde das auch an diesem Samstag zeigen!

Mexikaner gelten als Pressure Fighter, die viele Argumente den Punktrichtern geben. Fühlst du dich genötigt, im Rematch selbst noch mehr zu machen, oder geht es mehr um Smart Pressure?

Wir werden jeden Weg zum Sieg nutzen. Egal ob Pressure oder eher Smart. Ich kann alles, habe alles trainiert. Wie gesagt, ich bin auf alles vorbereitet. Egal in welcher Situation oder welchem Stil – ich werde alles geben und der Überlegene sein.

Was glaubst du, wie der Kampf ausgehen könnte? Er wird sicherlich viel Druck ausüben, du wirst im Rückwärtsgang versuchen, die klaren Aktionen zu landen. Glaubst du, dass du ihn vorzeitig bezwingen wirst?

Es ist das Ziel, ihn vorzeitig zu besiegen, aber es hat keine Priorität. Priorität hat es, den Gürtel nach Hause zu nehmen, einstimmig nach Punkten zu gewinnen und den Kampf zu machen. Ob ich ihn K.o. haue oder nicht, das wird sich im Kampf zeigen. Vitali Klitschko hat mal gesagt, ein K.o. kann man nicht erzwingen, der kommt von selbst. Ich mache mein Ding, mache das, was ich acht Wochen lang trainiert habe, der Rest kommt von allein.

Du hast im letzten Kampf dein erstes Unentschieden erhalten. Hat dich das persönlich sehr geärgert?

Tatsächlich nicht, mich interessiert das gar nicht. Ich habe daraus Neues gewonnen. Die Fehler, die ich gemacht habe, nicht mehr zu machen. Habe an einigen Sachen herumgeschraubt, einige Sachen verändert – in meinem Leben, im Lifestyle. Ich bin dieses Mal glasklar auf dem Weg nach oben. Ich bin mir sicher, dass ich jetzt auf einem sehr guten Weg bin.

Wenn du am Samstag siegreich sein solltest, hast du eventuell einen Wunschgegner, den du gerne mal vor die Fäuste gesetzt bekommen möchtest?

Ich rede immer von deutschen Boxern, aber die kommen immer mit utopischen Summen, die man bewusst nicht zahlt, weil sie sich nicht lohnen. Ich bin offen für jeden deutschen Boxer im Weltergewicht.

Du wolltest ja mal Sebastian Formella unbedingt vor die Fäuste bekommen.

Ich wollte Formella haben, es gab interne Gespräche mit seinem und meinem Management, unter ganz komischen Konditionen. Dann sind sie erstmal so verblieben. Er hatte dann einen Kampf, ich hatte einen Kampf, habe mich danach verletzt.

Glaubst du, dass die extra so hohe Summen nennen, damit sie dich nicht boxen?

Ich glaube schon, das macht jeder in Deutschland. Als ich gegen Artur Mamberger boxen sollte, da hat er mir eine Summe genannt, die für mein Ranking, meine Position sehr respektlos war. Das ist natürlich was anderes. Aber würde er mir eine Summe nennen, die okay ist, dann würde ich nicht sagen: „Nee, gib mir das Zwanzigfache, damit wir boxen.“ Es ist kein Problem, wenn die Boxer Gagen verlangen. Aber diese utopischen Summen, bei denen man schon im Vorhinein weiß, dass das nichts wird, dann ist es einfach nur ein anderer Weg, um zu sagen: „Ich will dich nicht boxen.“

Wer nach oben kommen will, muss alle boxen.

Jetzt mal abseits von Börse, Zahlen, realistisch oder unrealistisch: Wenn du dir einen Gegner auswählen könntest, wen würdest du gerne zukünftig mal herausfordern?

Ich bin ready und gucke auf den WBA-Gürtel, schaue auch viel auf die internationale Bühne. Wenn ich nach dem Sieg in der WBA-Rangliste bin – es stehen einige vor mir, die will ich alle haben. Wer nach oben kommen will, muss alle boxen.

Steht es denn fest, dass der Sieger am Samstag in die Top 15 der WBA aufrückt?

Ja, das steht fest. Der Sieger kommt in die Top 15 WBA.

Du schaust ja auch viele internationale Kämpfe, Adrien Broner usw. Was kannst du dir davon abschauen?

Ja, tatsächlich ist das eine Trainingseinheit von uns, dass wir jeden Tag Boxkämpfe schauen sollen, damit wir uns selber weiterentwickeln. Wir sehen das ein oder andere von Boxern, was wir dann annehmen und kopieren – vielleicht auch optimieren. Man kann immer lernen.

Kannst du vielleicht etwas konkret benennen, was du adaptiert hast?

Ich habe einen eigenen Kampfstil, aber ja. Die Art, wie ich die Jabs haue, da gucke ich mir viel bei Larry Holmes ab. James Toney hatte einen guten Jab, Floyd, Ward und Haney auch. Man kann von jedem etwas lernen, Dinge ausprobieren.

Abschließende Frage: Was kannst du allen Boxfans am Samstag garantieren, was werden sie im Ring sehen?

Die deutschen Boxer sind bekannt dafür, jedes Feuer aus dem Weg zu gehen. Nicht jeder Boxer hätte nach einem knappen Kampf, nach einem Unentschieden wie ich jetzt, denselben Gegner wieder geboxt. Ich mache das, weil ich Bock darauf habe und ready bin! Deswegen: Schaltet ein, guckt euch den Kampf an und genießt einfach das Boxen. Das wird einfach ein geiler Kampf, genauso wie das ganze Event.

Resttickets auf Eventim – Livestream im PPV

Fightposter: Ilyas Can Kali vs. Eduardo Leonel Rodriguez 2.

Die Veranstaltung mit dem heiß ersehnten Rematch zwischen Kali und Rodriguez beginnt am Samstag um 17 Uhr in der Stadthalle Bielefeld. Insgesamt neun Kämpfe werden von KBP – BOXPROMOTION präsentiert und im Livestream für unter 12 € auf Eventbrite übertragen.

Resttickets für das Event sind noch ab 30 € auf Eventim erhältlich. Alternativ kann man sein Glück vor Ort an der Abendkasse versuchen

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