Natalie ist mein Million-Dollar-Baby!
Ein Bericht von Wolfgang Weggen
Trainer Jürgen Emmrich vom TSV Hittfeld lacht, zeigt auf die Boxerin. „Das ist sie, mein Million-Dollar-Baby“! Ist der Coach durchgeknallt? Hat er zu viele Boxer-Filme gesehen? Nichts da, der ehemalige Hamburger Verbandstrainer ist überzeugt davon, dass er mit der 17-jährigen Natalie Gnesner ein Box-Juwel entdeckt hat…
Seit einem Jahr boxt „Nati“, wie Emmrich seine Boxerin ruft, jetzt unter seiner Leitung. Drei Kämpfe – drei Siege!“ Gut, aber was hat das mit dem Million-Dollar-Baby zu tun? Die Erklärung ist einfach! Wir erinnern uns an den gleichnamigen Film mit Hilary Swank als Maggie Fitzgerald in der Hauptrolle und Clint Eastwood (Frankie Dunn), der den Trainer spielte und gleichzeitig Regie führte? 2005 lief der Streifen Million-Dollar-Baby, der mit vier Oscars ausgezeichnet wurde, in Deutschland an. „Ich war 9 oder 10 Jahre alt, als ich den Film zum ersten Mal sah“, erzählt Natalie, „und schon stand für mich als kleines Mädchen fest: So will ich auch werden. Ich will boxen. Ich will erfolgreich sein. Zu meiner Mutter habe ich gesagt: Das möchte ich auch machen, Mama“!
Jahre später sah Natalie, die sich heute zur Altenpflegerin ausbilden lässt, den Film ein zweites Mal. Und wieder sagte sie zu ihrer Mutter: Mama, das möchte ich auch machen“. Die überraschende Antwort für die damals 16-Jährige: „Ja klar, warum nicht“?
Sofort ging’s zum nächsten Boxverein. Von ihrem Wohnort Klecken aus radelt sie mit dem Fahrrad zum Training nach Hittfeld. Auch bei Wind und Regen. Natalie: „Ziemlich zu Anfang fragte mich der Trainer dann beim Seilspringen, was ich denn eigentlich wolle, Fitness oder Kämpfe? Für mich war klar: Ich will kämpfen! Sein ‚Warum’ war auch schnell beantwortet: Der Film“!
Und wer der 175 Zentimeter großen und 60 Kilo schwern Athletin beim Training zuschaut, erkennt sofort, dass sie wirklich ein Ausnahmetalent ist. „Nati hat einen unglaublichen Ehrgeiz, einen eisernen Willen, sie würde bis zum Umfallen kämpfen“, sagt Emmrich, „ich habe bis heute noch nicht ein einziges Mal von ihr gehört, ich kann nicht mehr“!
Und was macht sie sonst noch zum Million-Dollar-Baby? Da ist erst einmal das Aussehen. Natalie könnte glatt als Tochter der heute fast 40-jährigen Film-Boxerin Hilary Swank durchgehen, so ähnlich sehen sie sich. Dazu kommt, dass sie beide Rechtsauslegerinnen sind – schon ungewöhnlich! Und Nati ergänzt: „ Ich will mit dem Boxen weit kommen, ich will Siege, ich will Titel, ich will ganz nach oben, ich will ganz so sein bzw. werden wie sie“.
Also ran an die nächste Aufgabe! Kommenden Samstag (10. Mai) ist es wieder so weit. In Hannover-Kleefeld wartet Jana Rink, die Deutsche Vizemeisterin von TuRa Bremen. Siegt Natalie, hat sie (wahrscheinlich) die Fahrkarte zur Deutschen Jugend-Meisterschaft im Juni in Eichstätt (Bayern ) gelöst. Das hofft zumindest Trainer Emmrich: „Aber weil der Niedersächsische Boxverband ja immer noch führungslos ist, kann man da nicht sicher sein. Aber ich werde alles dran setzen, damit Nati in Eichstätt in den Ring steigen kann“.