Am 20. März 1993 boxte Henry Maske zum ersten Mal um die Weltmeisterschaft im Halbschwergewicht. In der Düsseldorfer Philips-Halle stand der damals 29-jährige Deutsche dem Titelverteidiger aus den USA, Prince Charles Williams, gegenüber. Nach einem spannenden Kampfverlauf, schaffte der „Gentleman“ den von vielen Experten nicht zugetrauten WM-Sieg. Mit diesem Titelgewinn löste Maske eine nie für möglich gehaltene Box-Euphorie im wiedervereinigten Deutschland aus! BOXEN1 blickt auf diesen historisch bedeutenden Tag zurück!
„Neuer Weltmeister: …..Henry Maske, Deutschland!“
Als Henry Maske im März 1990, also kurz nach dem politischen „Mauerfall“, gemeinsam mit seinem Trainer Manfred Wolke einen Profivertrag bei Promoter Wilfried Sauerland unterzeichnete, waren viele Fachleute und Wegbegleiter überrascht! Maske, der es als Amateur zum Europa-, Weltmeister und Olympiasieger schaffte, wurde aufgrund seines klugen und eleganten Boxstils von einigen Szene-Kennern belächelt. Doch der „Neu-Profi“ Henry Maske ließ sich nicht von seinem Weg abbringen und bestritt bis 1993 insgesamt 19 Kämpfe, die er allesamt gewann.
Der große Tag kam dann am Samstag, den 20. März 1993, in der Düsseldorfer Philips-Halle. Im Fight um die Weltmeisterschaft im Halbschwergewicht, hatte es der aus Frankfurt (Oder) stammende Herausforderer, mit einem sehr gefährlichen Gegner zu tun! Titelverteidiger „Prince“ Charles Williams war seit Oktober 1987 IBF-Champion und galt als hemmungsloser Puncher. Von den vier Titelträgern, die es damals schon gab, galt Williams als Nummer 1. Große Namen wie Virgil Hill, Michael Moorer oder Thomas Hearns, sollen dem in Mansfield (Ohio) beheimateten Champion aus dem Wege gegangen sein.
Eigentlich sollte der WM-Fight zwischen Maske und Williams, bereits im Jahr zuvor stattfinden. Doch eine Handverletzung bei Williams, ließ den ersten Termin platzen. Nach Meinung vieler Experten, war Maske der klare Außenseiter. Doch sie sollten sich arg täuschen! Vor 6000 Zuschauern in der Halle und vor 4,64 Millionen Interessierten an den TV-Bildschirmen, bot Henry Maske eine boxerische Meisterleistung. Den gefährlichen Aktionen des Titelverteidigers, wich der deutsche Rechtsausleger geschickt aus. Mit seiner schnellen Führungshand, nutzte Maske seine Reichweitenvorteile.
Von Runde zu Runde, wurde die Überlegenheit Maskes immer deutlicher. Auch eine kritische Situation in der siebten Runde, als Williams einen krachenden linken Haken landete, überstand der Schützling von Trainer Manfred Wolke problemlos. Zu Beginn des zwölften und letzten Durchgangs, setzte Williams noch einmal alles auf eine Karte. Doch es sollte nichts nützten! Maske setzte selbst noch gute Treffer und ließ dem sehr ermüdeten Amerikaner auch in der Schlußrunde keine Chance. Das Düsseldorfer Publikum stand Kopf. Mit dem Schlußgong reckte Maske den Arm, zum Zeichen des Sieges, in die Höhe. Die Gestik des geschlagenen „Prince“ Charles Williams, sagte mehr aus als die berühmten tausend Worte.
Der Ringsprecher verkündete das, was nach diesem Kampfverlauf nur logisch war: „Das Urteil: ….Neuer Weltmeister: Henry Maske, Deutschland!“ Mit einem klaren Punktsieg schaffte Maske den WM-Erfolg und löste mit seinen nachfolgenden Titelverteidigungen, einen riesigen Box-Boom aus. Henry Maske, der heute ein erfolgreicher Geschäftsmann ist und in einem Atemzug mit Max Schmeling genannt werden darf, lockte bis zu 18 Millionen TV-Zuschauer vor die Fernsehgeräte.
Im exklusiven BOXEN1-Interview vom Januar 2017, äußerte sich Maske über die positive Entwicklung des deutschen Boxsports und mahnte dennoch davor, dass dies auch einmal ganz anders war! Henry Maske: „Der Boxsport stand ja vor 27 Jahren, zu Beginn meiner Profilaufbahn, in einem gesellschaftlich sehr negativen Blickwinkel. Inzwischen ist es nicht mehr schlimm oder gar eklig, sich Boxen im Fernsehen anzusehen oder zu Veranstaltungen zu gehen. Dass unsere Sportart mittlerweile ein solch positives Ansehen erzielt hat, ist nicht selbstverständlich. Und es muss weiterhin hart gearbeitet werden, dass das auch so bleibt!“
Am 20. März 1993 fand jedenfalls eine Art „Wiedergeburt“ des deutschen Profi-Boxsports statt, von der viele spätere deutsche Boxer und Manager profitieren durften!