Am 15. April 2000 fieberte ganz Box-Deutschland mit, als sich zwei alte Bekannte in der Preussag-Arena (heute: ZAG-Arena) in Hannover im Ring gegenüberstanden! Es war das WM-Rematch zwischen WBO-Halbschwergewichts-Champion Dariusz Michalczewski und Ex-Weltmeister Graciano Rocchigiani.
Tag der Entscheidung: Tiger vs. Rocky – Part II
„Die Abrechnung“, so lautete der Slogan zum Rückkampf zwischen Dariusz „Tiger“ Michalczewski und Graciano „Rocky“ Rocchigiani. Die beiden Protagonisten standen sich bereits im August 1996 in Hamburg gegenüber: Nachdem „Rocky“ einen grandiosen Fight ablieferte und kurz vor einem vermeintlichen Sieg stand, war in Runde sieben Schluss!
Wegen Nachschlagens des Berliner Ex-Weltmeisters wurde das Gefecht abgebrochen. Das Urteil hieß zunächst „Technisches Unentschieden“ – kurze Zeit später wurde Dariusz Michalczewski zum offiziellen Sieger durch Disqualifikation erklärt. Jene Entscheidung des Weltverbandes WBO löste große Empörung aus.
„Ihr seid Betrüger… Schweine seid Ihr!“ – wütete ein damals sichtlich aufgebrachter Graciano Rocchigiani auf einer Pressekonferenz. Knapp vier Jahre später kam es zur medienwirksamen Revanche. Promis wie Dieter Bohlen, Howard Carpendale oder Uwe Ochsenknecht wollten sich das zweite Aufeinandertreffen der beiden „Erzfeinde“ nicht entgehen lassen.
Der damals 36-jährige Graciano Rocchigiani rührte die Werbetrommel mächtig – ganz zum Geschmack des Publikums! Als „dummer Pole“ musste sich WBO-Champion Dariusz Michalczewski von seinem Herausforderer bezeichnen lassen. Ein Großteil der Fans stand entschieden hinter Graciano Rocchigiani, der sich für die ungerechte Niederlage im ersten Fight revanchieren wollte.
Allerdings sollte es letztlich eine klare Angelegenheit für den „Tiger“ werden! Der zum Zeitpunkt 31-jährige Titelverteidiger bestimmte das Geschehen nahezu nach Belieben. Rocchigiani, der zwei Jahre zuvor das letzte Mal im Ring stand, konnte an seine früheren Top-Leistungen nicht mehr anknüpfen. Im neunten Durchgang musste „Rocky“ nach einem Leberhaken zu Boden. In der Pause zur zehnten Runde gab der Berliner auf: „Ick war satt!“
Geschadet hat die Niederlage dem Ansehen oder dem Respekt gegenüber Graciano Rocchigiani jedoch nicht. Das Verhältnis zu seinem „Lieblings-Feind“ Dariusz Michalczewski wurde in der Folgezeit besser. Die beiden Ex-Gegner sprachen gar von Freundschaft, die leider tragisch enden sollte: Graciano Rocchigiani starb im Oktober 2018 mit nur 54 Jahren bei einem Verkehrsunfall. Dariusz Michalczewski lebt heute in Polen und ist als Unternehmer tätig.