WM-Kampf im Cruisergewicht: Es kann nur Einen geben!
Beide sind disziplinierte Vollblut-Sportler, haben zwei große Herzen, sind Sympathieträger und stets bescheiden – leider kann es im WM-Kampf zwischen Titelträger Yoan Pablo Hernandez und Firat Arslan am kommenden Samstag (ab 22.35 live in der ARD) nur einen Sieger geben!
Samstag, 16. August, ca. 22.35 Uhr, Erfurter Messehalle – die Halle kocht, Spannung und Temperatur werden auf dem Siedepunkt sein. Im Duell Hernandez gegen Arslan geht es nicht nur um die IBF-Weltmeisterschaft im Cruisergewicht, sondern auch um die sportliche Zukunft der beiden Akteure. Hernandez ist nach langer Zwangspause zum Siegen verdammt. In den letzten zwei Jahren konnte er nur drei Kämpfe bestreiten. Hält er durch? Ist er fit genug? Arslan erhält seine letzte Chance auf eine Weltmeisterschaft. Bei einer Niederlage wäre wohl endgültig Schluss mit Boxen.
Der gebürtige Kubaner Hernandez und Firat Arslan haben viel gemeinsam – sie sind die Stehaufmännchen des deutschen Boxens. Kaum ein anderer Boxer hat in den letzten Jahren mehr durchgemacht als die beiden Hauptakteure der WM am 16. August. Und kaum ein anderer Sportler kam trotz aller Schwierigkeiten immer wieder auf die Beine.
Die Akte Hernandez: Als Amateursportler Flucht vor dem Kuba-Regime. Er setzt sich während des Chemie-Pokals 2005 von der Nationalmannschaft ab, kämpft anschließend in Deutschland gegen Sprach- und andere Alltagsprobleme an. Er meistert alles – wird 2011 Weltmeister. Doch in seinem besten Kampf (2012 gegen den US-Amerikaner Steve Cunningham) bricht er sich die Hand – Zwangspause auf dem Karriere-Höhepunkt. Er kämpft sich wieder durch, verteidigt seinen Titel noch im selben Jahr. Dann eine erneute Hiobsbotschaft: Im Sparring vor dem nächsten Kampf erneut ein Handbruch, wieder Pause! Hernandez boxt erst wieder am 23.11.2013. Alexander Alekseev schlägt er im WM-Kampf K.o. – danach geht er zu Boden: Eine schlimme Virus-Infektion bedeutet eine erneute „Auszeit“. Hernandez-Trainer Ulli Wegner: „Keinem gönne ich den Erfolg mehr als ihm. Er ist immer pünktlich, engagiert und diszipliniert beim Training. Hat nie aufgegeben. Ein toller Bursche!“
Der Fall Arslan: Der ewige Underdog mit dem Löwen-Herz. Er wird in Friedberg geboren, aber in der Schule wegen seiner türkischen Herkunft und seines Vornamens gehänselt. Erst mit 18 geht es zum Boxen. Für andere ist er nur der Notnagel. Er rackert sich lange Zeit ohne eigenen Trainer an die Weltspitze. 2007 schlägt er Virgil Hill, wird Weltmeister. Dann geht es bergab. Erst Titel weg, dann ein schwerer Fahrradunfall – um ein Haar muss er in den Rollstuhl (ein Jahr Pause). Beim Comeback-Kampf gegen den Franzosen Herelius (2010) dehydriert er, kippt um. Trotz klarer Führung ist die Chance weg. Auf dem Weg ins Krankenhaus, Herzstillstand! Firat: „Ich danke dem lieben Gott, dass er so auf mich aufgepasst hat!“ Sein Kumpel und Trainer Dieter Wittmann: „Keiner hätte es mehr verdient Weltmeister zu werden als Firat.“
Noch eine Gemeinsamkeit: Arslan engagiert sich für diverse Hilfs-Projekte, warb u. a. für die letzte Bundestagswahl und die Aktion „Raus aus der Sprache, rein ins Leben“. Hernandez bekam im Trainingslager gerade Besuch von Berliner Kids des Projektes „Boxen integriert“, trainierte mit ihnen.
Kalle Sauerland: „Leider kann nur einer gewinnen. Aber wir sollten nicht vergessen, dass sich hier zwei tolle Menschen gegenüberstehen, die beide einen WM-Titel verdient hätten.“
Aber es kann eben nur Einen geben …
Eintrittskarten für die Veranstaltung am 16. August in Erfurt sind über die telefonische Ticket-Hotline 01806-570044 (€ 0,20/min., Mobilfunkpreise max. € 0,60/min.) sowie im Internet bei www.eventim.de erhältlich.
Quelle: Sauerland Event