Im Hauptkampf der starken Veranstaltung im Toyota Center von Houston, Texas musste WBO-Weltmeister Jaime Munguia weit über das hinausgehen, was man eigentlich geplant hatte. Der entschlossene Japaner Takeshi Inoue verlangte ihm alles ab.
Inoue geht nicht runter
In James Camerons Filmklassiker „Terminator“ von 1984 verfolgt der nahezu unzerstörbare Cyborg T-800, gespielt von Arnold Schwarzenegger, die verängstigte Sarah Connor, gespielt von Linda Hamilton, um diese zu töten. So wie sie wird sich Jaime Munguia beinahe auch gefühlt haben. Egal was er seinem Kontrahenten Takeshi Inoue entgegenfeuerte, dieser marschierte immer weiter und blieb bis zum Schluss gefährlich. Außerdem entblößte er so einige Schwächen des mexikanischen Shootingstars.
An diesem spektakulären Abend im südlichen Teil der USA durfte es im Main Event natürlich nicht minder aufregend zur Sache gehen als zuvor. Munguia, seines Zeichen Weltmeister im Super-Weltergewicht, hatte keine Zeit für einen lockeren Aufgalopp, denn Inoue war nicht zum verlieren angereist. Der Japaner ging früh drauf und schoss immer eine wilde, aber effektive Rechte ab, die in ihrer Ausführung an die von Marcos Maidana erinnerte. Über den ganzen Kampf verteilt sollte Inoue damit immer wieder zum Erfolg kommen.
So fiel es Munguia schwer boxerisch sinnvolle Lösungen zu finden, weshalb er in alte Muster verfiel. Getrieben davon seinen Gegenüber auszubremsen, legte der 22-jährige Mexikaner in mehr oder weniger jede Hand volle Kraft. Zwar saßen insbesondere die Aktionen zum Körper punktgenau, allerdings musste er irgendwann feststellen, dass Inoue nicht merklich müder wurde, während er sich selbst verausgabte. Der bullige Herausforderer stellte ihn zudem immer wieder an den Seilen, um dann die Maidana-Gedächnis-Schlaghand anzubringen.
Munguia muss sich strecken
Ohne sein ebenfalls sehr sattelfestes Kinn, hätte es für Munguia hier ein Fiasko geben können. Dank der größeren Trefferzahl gewann dieser die meisten Runde, doch nie war auch nur ein Funken von Dominanz zu spüren. Inoue steckte nicht auf und es entwickelte sich vor allem in der Schlussphase eine echte Schlacht. Der Titelverteidiger wirkte hier und da sogar etwas beeindruckt ob der harten Hände des Japaners. Bis zur letzten Sekunde musste Munguia alles in die Waagschale werfen, damit er die Halle mit Gürtel verlassen konnte.
Das Ende nach dem Kampf hatte dann ein wenig Geschmäckle. Man wirft Golden Boy Promotions oft vor, dass ihre geldbringenden Boxer auf Heimveranstaltungen von Punktrichtern bevorteilt werden. Dies bewahrheitete sich im Falle dieses Kampfes erneut. Zwar schien Munguia den Sieg verdient zu haben, aber mit Wertungen von 120-108 (zwei Mal) und 119-109 hatte es den Eindruck, als wären die Punktzettel schon vor dem Kampf ausgefüllt worden.
Der Weltmeister bekundete im anschließenden Interview sein Interesse an einem baldigen Aufstieg ins Mittelgewicht. Der 1,83 m große Schützling Oscar De La Hoyas dürfte Probleme haben das Gewicht zu bringen, was man an seinem ausgemergelten Gesicht beim Wiegen ablesen konnte. Aber egal ob dort oder im Super-Weltergewicht: für den Jungspund gibt es noch viel zu lernen.