Die German Boxing Series kehrt im Januar nach Köln zurück und präsentiert das erste sportliche Ausrufezeichen
Das Leben eines Boxfans ist in den letzten Jahren nicht einfach gewesen. Man spürt förmlich das steigende Desinteresse an dieser einst vielbeachteten Sportart, der beispielsweise MMA vollständig den Rang abgelaufen hat. Wer sich jedoch die Mühe macht, das Geschehen genauer zu beleuchten, wird feststellen, dass zahlreiche Probleme hausgemacht sind. Neben leeren Hallen bemerkt man häufig ungleiche Kämpfe und absolut skandalöse Punkturteile, die sich in unschöner Regelmäßigkeit abwechseln. Auch international lassen sich unrühmliche Geschichten immer wieder finden. Ein kurzer Blick auf die jeweiligen Rankings der korrupten Weltverbände genügt, um sofort zu erkennen, dass von Fairness und Sportgeist im Profiboxen nicht viel übrig ist.
Man kann sich die Frage stellen, ob es jemals anders war. Profiboxen war schon immer von Geld und Einfluss dominiert. Zwar mag es eine sportliche Überschrift tragen, doch das Preisboxen ist keine solide und faire Sportart, in der man auf Neutralität und Chancengleichheit hoffen kann. Dieses Dilemma raubt selbst den größten Unterstützern des Boxsports die Kraft und Zuversicht, sich dem weiterhin auszusetzen – geschweige denn, darüber zu schreiben.
Die German Boxing Series als Gegenspieler des alltäglichen Boxfiaskos
Doch es gibt auch Lichtblicke, die diese Tristesse aufhellen. Einer davon war zweifellos das Aufkommen der German Boxing Series, die im Juni ihre feierliche Premiere feierte. Beobachter vor Ort attestierten eine sensationelle Stimmung, die für eine Boxveranstaltung in Deutschland ziemlich einmalig war. Garant für den Erfolg waren neben den Anhängern des 1. FC Köln auch gutes Matchmaking, wodurch die volle Intensität des Kampfsports, das volle Potenzial, auf die Zuschauer überging.
Die German Boxing Series ist keine klassische Promotion, die acht – mehr oder weniger talentierte – Boxer unter Vertrag nimmt und sie durch vorteilhafte Matchups künstlich relevant erscheinen lässt. Sie hat keine Einschränkungen bei der Kämpferauswahl und kann einfach die Kämpfe ansetzen, die interessant und vielversprechend wirken. Das ist eine große Stärke dieses Konzepts, die traditionelle Promotions so nicht bieten können. Zwar platzieren Promoter neben ihren eigenen Kämpfern auch immer wieder lokale Boxer auf die Undercard, um zusätzliche Tickets zu verkaufen, doch diese lokalen Boxer möchten ungern Niederlagen kassieren. Darunter leidet oft die sportliche Gesamtqualität, und somit sinkt auch die Spannung für die Zuschauer, da jede Partei primär auf ihren eigenen Vorteil achtet.
Zwar lief auch bei der Debütveranstaltung der German Boxing Series nicht alles nach Plan. Ein Z-Promi-Kämpfer stieg aus, wodurch der Übertragungspartner das Interesse verlor und das Event nicht mehr ausstrahlen wollte. Mit Tyron Zeuge (28-2-1) fiel zudem der sportliche Hauptkämpfer aus. Neben personellen Problemen gab es Schwierigkeiten mit dem Bühnenbauer, wodurch die Kapazität plötzlich massiv reduziert werden musste. Das sind alles unvorhersehbare Dinge, die zu einem Start dazugehören. Dennoch zeigte die Veranstaltung, dass man nicht nur ein tolles Event mit Mehrwert für Köln und NRW auf die Beine stellen kann, sondern auch, dass man den Boxsport liebt und ihn mit einem unterstützenswerten Konzept wieder ein Stück besser machen möchte. Das ist löblich.
Von Top Rank zur German Boxing Series – Ilias Essaoudi kämpft in Köln
Die zweite Veranstaltung findet am 11. Januar in der XPOST in Köln statt, und das erste Match-up steht fest: Ilias Essaoudi (22-3) wird Teil davon sein. Essaoudi wurde im Januar 2024 WBO-Europameister durch einen Sieg über das Berliner Urgestein Ronny Gabel (30-8-1). Für Gabel war es der letzte Kampf seiner Profikarriere. Essaoudi erwies sich als starker Gegner im WBO-Titelkampf, der live im öffentlich-rechtlichen Rundfunk übertragen wurde. Nachdem der erste Kampf ein halbes Jahr zuvor aufgrund eines Cuts ohne Wertung abgebrochen werden musste, konnte Essaoudi Gabel im Rückkampf verdient einstimmig nach Punkten besiegen. Essaoudi wirkte fitter, schneller und boxerisch überlegen und ruinierte damit die große Abschiedsparty für Gabel.
Durch diesen starken Sieg konnte sich Essaoudi dank des Europameistertitels in die Top 15 der WBO vorkämpfen, was internationale Begehrlichkeiten weckte. Im September trat er in den USA auf einer Top-Rank-Veranstaltung gegen den mexikanischen IBO-Titelträger Jorge Garcia Perez (31-4) an, unterlag jedoch durch einen Körpertreffer. Da er den Kampf kurzfristig angenommen hatte, fehlte die Vorbereitung, was dennoch zu einer befindlichen Enttäuschung führte. Er beschreibt die Erfahrung wie folgt: „Natürlich war der Kampf, wenn man ihn so überhaupt nennen kann, nicht das, was ich mir vorgestellt habe. Dennoch ziehe ich das Positive aus dem ganzen Erlebnis und kann stolz auf diese Erfahrung zurückblicken. Diese Erfahrungen, die ich rund um das Fightcamp und den Kampf gemacht habe, werden meine sportliche Entwicklung weiter unterstützen. Daher war es alles andere als schmerzhaft, sondern Teil meiner Entwicklung.“
Doch für Trübsal ist keine Zeit, denn Essaoudi, der auf eine große Fangemeinde zählen kann, möchte im Januar die nächste große sportliche Chance ergreifen.
Leonardo Di Stefano Ruiz blickt auf eine emotionale Vergangenheit zurück
Sein Gegner wird Leonardo Di Stefano Ruiz (14-4) sein, der sich mit Essaoudi im Superweltergewicht messen wird. Di Stefano blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück, geprägt von Höhen und Tiefen. Als Kind überlebte er sogar eine Entführung, konnte fliehen und meldete sich daraufhin beim Boxen an, um sich künftig besser verteidigen zu können. Mit Erfolg: Nach einer erfolgreichen Amateurkarriere folgte ein vielversprechender Start als Profi. Doch seine Pläne änderten sich, als er während seiner Ausbildung die freudige Nachricht einer bevorstehenden Vaterschaft erhielt. Di Stefano musste nun seine junge Familie ernähren. Inmitten der Corona-Pandemie war eine Profiboxkarriere in Deutschland jedoch kaum möglich.
Entschlossen packte er seine Sachen und flog mit einem One-Way-Ticket nach Tijuana, Mexiko, um dort an seiner Karriere zu arbeiten. Unter einfachsten Bedingungen kämpfte er in wenig einladenden mexikanischen Arenen um Geld, Ruhm und eine Zukunft. Insgesamt holte er sechs Siege in Mexiko, was ihm vier weitere Kämpfe in den USA einbrachte. Davon gewann er jedoch nur einen, was zeigte, dass der internationale Durchbruch ausblieb. Zuletzt kehrte er im September in Baden-Württemberg in den Ring zurück und konnte einen Erfolg feiern. Nun soll in Köln der nächste Sieg folgen.
Ein spannender Kampf mit stilistischer Attraktivität
Beide Boxer sind erfahren und haben in ihrer Karriere einiges erlebt, darunter große Kämpfe in den USA. Zuletzt mussten sie Rückschläge verkraften, die ihren Fokus auf den kommenden Kampf schärften. Was beide zusätzlich vereint, ist ihr offensiver Stil. Di Stefano ist stark im Infight und für seine Zähigkeit bekannt. Zwar nimmt er auch viele Schläge, teilt aber noch mehr aus. Essaoudi könnte technisch etwas mehr bieten, doch in diesem Kampf dürfte die Physis entscheidend sein. Zuletzt wirkte Essaoudi anfällig für Körpertreffer, was vermutlich Di Stefanos Strategie sein wird, um im Infight Schaden anzurichten.
Insgesamt kann sich Köln auf einen spannenden, sehenswerten Kampf freuen. Beide Boxer versprechen viel Offensivgeist und Action. Zugleich ist der Kampf auf dem Papier ausgeglichen – alle Parameter für einen großartigen Boxkampf sind erfüllt.
Essaoudi gibt sich optimistisch vor dem Kampf und versicherte Boxen1: „Leonardo ist ein echter Kämpfer, der genauso wie ich die Liebe zum Boxen teilt. Ich respektiere ihn als Gegner, werde jedoch nichts anbrennen lassen! Er ist nicht auf meinem Niveau, und das wird am 11.01.25 jeder erkennen. Das Publikum kann sich definitiv auf eine große Show von mir freuen, und ich werde die Zuschauer mit meinem Stil von den Sitzen reißen! Tickets sichern und ab nach Köln!“
Zahlreiche weitere starke Kämpfe sind geplant
Natürlich werden in Köln noch viele weitere Kämpfe zu sehen sein. Der Fokus liegt dabei eindeutig auf Kämpfern aus Köln und NRW, die durch ihre Regionalität eine gute Stimmung vor Ort garantieren sollen. So meldet sich beispielsweise das Superweltergewicht Younes Zarraa (11-1) zurück. Der Mann aus Neuss unterlag zuletzt im hochklassigen Hauptkampf bei Universum gegen den ungeschlagenen Ermal Hadribeaj (19-0-1), ein Highlight des deutschen Boxjahres 2024, das in der Motorworld Köln stattfand. Zahlreiche Anhänger aus der ganzen Welt reisten in die Domstadt, um Zarraa zu unterstützen – ein Szenario, das sich bei der XPOST vermutlich wiederholen wird.
Auch die Internetgröße Claudio Mirko Vizzini (2-1) wird dabei sein. Mit seinen Trainingsvideos erreicht Vizzini ein Millionenpublikum und wird von zahlreichen prominenten Persönlichkeiten am Ring unterstützt. Vizzini kommt aus einer knappen Punktniederlage in Niedersachsen und brennt darauf, vor den Kölner Fans wieder einen Sieg einzufahren. Es lohnt sich, die sozialen Kanäle der German Boxing Series zu abonnieren, um keine zukünftigen Kampfankündigungen zu verpassen.
Jeder Kampf soll auf Augenhöhe stattfinden
„Das Matchup Essaoudi vs. Di Stefano Ruiz ist erst der Anfang und nur eines von vielen. In den nächsten Tagen und Wochen werden noch weitere brutale Duelle auf Augenhöhe veröffentlicht! Wir können den Zuschauern versichern, dass jeder Kampf komplett auf Augenhöhe sein wird. Wir sind unfassbar stolz auf diese Fightcard und auf die Kämpfer, die diese Herausforderung nicht scheuen. Der 11. Januar wird der lebende Beweis sein, dass Boxen in Deutschland eben nicht tot ist“, versprach die German Boxing Series auf Anfrage von Boxen1.
Der Ticketverkauf ist gestartet – erste Karten sind ab 49 € erhältlich
Boxsportfreunde können sich in der XPOST auf maximal intensive und ausgeglichene Kämpfe in einer großartigen Location freuen. Zudem wird die German Boxing Series auch abseits des Rings einiges bieten, um das Gesamterlebnis stimmig und bereichernd zu gestalten. „Neben den Kämpfen wird es natürlich – wie beim ersten Event – ein spannendes Rahmenprogramm geben, darunter die eine oder andere bekannte Persönlichkeit, die sich das Event nicht entgehen lassen wird, sowie leckere und hochwertige Gastronomieangebote.“
Als exklusiver Übertragungspartner wurde Bild+ gewonnen. Der Ticketverkauf ist ebenfalls gestartet, und die ersten Karten sind ab 49 € erhältlich.