Nun sind es noch knapp 4 Wochen bis zum wohl am meisten erwarteten Rückkampf der letzten Jahre. Die Boxwelt war zum einen geschockt und zum anderen wohl aber auch froh, als Wladimir Klitschkos Regentschaft im Schwergewicht nach 11 Jahren im November 2015 unerwartet, vom oftmals belächelten, Tyson Fury beendet wurde.
Der Ukrainer unterlag dem Engländer dabei in einem aktionsarmen und sehr unspektakulären, fast langweiligen Schwergewichtsweltmeisterschaftskampf klar nach Punkten. Auch das hatte im Vorfeld niemand für möglich gehalten.
Tyson Fury vs. Wladimir Klitschko II, 09.07.2016 in Manchester
Bis zur Verkündung des Termins für das Rematch ist fast ein halbes Jahr ins Land gegangen und viele waren sich bereits sicher, dass Klitschko sich nicht trauen würde. Tyson Fury wurde zwischenzeitlich sogar der IBF Titel aberkannt, da er direkt einem Rückkampf gegen Klitschko zugestimmt hatte.
Seither trauen nur noch wenige Klitschko einen Sieg in Manchester zu. Zu unsicher, satt, zu langsam, zu alt…Das sind die Gedanken, die vielen zuerst bei der Frage durch den Kopf gehen, ob Klitschko den Rückkampf gewinnen kann. Nur bei seiner Schlagkraft bestehen keine Zweifel „Kommt er einmal voll durch, gewinnt er durch KO“.
Fury macht seit der Bekanntgabe des Termins vor allem eines. Er nutzt jede Gelegenheit, um Wladimir Klitschko öffentlich lächerlich zu machen und zu verunsichern. „You were beaten by a fat man“ (Du wurdest von einem fetten Mann besiegt). Solche und noch schlimmere Töne kommen seither ununterbrochen aus Furys Mund um den ehemaligen Regenten der Königsklasse ins Lächerliche zu ziehen. Natürlich spielt ihm dabei seine Muttersprache in die Karten, da Klitschkos Versuche darauf eloquent auf englisch zu reagieren eher so wirken, als ob er gerade einen quer liegenden Zahnstocher aus dem Mund befördern will.
Geht es um die gemeinsamen öffentlichen Auftritte der beiden, hat Fury eindeutig die Nase vorn. Auch beim letzten Face to Face Interview vom 09.06.2016 war es wieder Fury, der aufrichtiger und vor allem natürlicher rüber kam. Er ist eigentlich auch der sympathischere von beiden, auch wenn viele Aussagen von ihm mehr als grenzwertig sind, gibt er einem das Gefühl, dass er es ehrlich meint und seine Aussagen nicht -wie es bei Klitschko anmutet- auswendig gelernte Floskeln und Phrasen sind.
Klitschko vs Fury: Face to Face
Schaut man mal genauer hin und versucht zu analysieren, wer der bessere der beiden ist, kann man aus heutiger Sicht nicht mehr viele Vorteile bei Klitschko erkennen:
Auftreten/Selbstsicherheit: Fury
Größe: Fury
Reichweite: Fury
Beweglichkeit: Fury
Defense: Fury
Team: Fury (Es ist erstaunlich, dass Klitschko nichts an seinem Trainerstab geändert hat. Johnathon Banks erscheint für so eine Aufgabe eher ungeeignet, da er Klitschko wohl nichts mehr beibringen kann und dieser sicher nicht auf ihn hört)
Erfahrung: Klitschko
Power: Klitschko
Kondition: ist schwer zu sagen, tendenziell aber wohl Klitschko
Insgesamt ist es also wie so oft bei Schwergewichtskämpfen. Ein Schlag kann alles entscheiden. Aber die Vorteile liegen vor dem Kampf eindeutig bei dem aktuellen Schwergewichtsweltmeister und Titelverteidiger Tyson Fury. An einen Punktsieg von Klitschko in der Heimat des Champions glaubt wohl so gut wie niemand.
Der 09.07.2016 (soweit dieser Termin nicht verschoben wird) wird der Tag der Wahrheit für Klitschko werden. Gewinnt er, dann war es ein Ausrutscher und er kann seinen Weg, die Titel zu vereinen, fortsetzen und seine Reputation wiederherstellen. Verliert er, ist seine -durchaus beeindruckende- Karriere wohl vorbei. Aus Klitschkos Sicht also ein Alles oder Nichts Kampf.
Kann Wladimir Klitschko einen Rückkampf gegen Tyson Fury gewinnen?
- Klitschko schafft das! (63%, 365 Votes)
- Fury wird sich erneut durchsetzen (37%, 213 Votes)
Abgegebene Stimmen: 578