Canelo ist durch seine Rufschädigung bereits mehr als ausreichend bestraft worden
Ende letzten Monats wurde bekannt, dass Canelo Alvarez im Trainingslager einen Drogen-Test nicht bestanden hat. Im Rahmen seiner Vorbereitung auf das heiß erwarteten Rematch mit Gennady Golovkin wurde Canelo einer Prüfung durch die Anti-Doping-Agentur VADA unterzogen. Es war einer dieser VADA-Tests, die positiv waren. Das fragliche Medikament das im Blut von Canelo dabei festgestellt wurde ist Clenbuterol, ein thermogenes Stimulans, das die aerobe Kapazität, die Stimulation des zentralen Nervensystems, den Blutdruck und die Fähigkeit des Körpers Sauerstoff zu transportieren, steigert.
In der normalen medizinischen Praxis wird dieses Medukament zur Behandlung von Menschen verschrieben, die an Asthma und anderen Atembeschwerden leiden. Es beschleunigt den Stoffwechsel, der es Sportlern ermöglicht, gleichzeitig abzunehmen und Muskelmasse aufzubauen, was besonders für jemanden wie Canelo nützlich ist, der sich häufig in verschiednen Gewichtsklassen bewegt. Viele Boxer weltweit wurden genau wie Canelo beim Betrügen mit dieser Droge erwischt. Vielen Boxern, wie zum Beispiel WBO-Champion im Mittelgewicht Billy Joe Saunders, wurde diese Substanz schon nachgewiesen. Ganz beliebt ist dieses Medikament auch bei Radrennfahrern, die seltsamerweise alle immer angeben, dass sie Asthmaprobleme haben.
Aus dem Lager von Canelo hieß es nach diesem positiven Test, dass dieser durch das Verzehren von kontaminiertem Fleisch verursacht wurde, aber kann man ihm das glauben? Clenbuterol wird oft illegal von Landwirten verwendet, um ihren Tieren in kurzer Zeit Volumen und Muskelmasse zu verleihen, um damit die Gewinnspannen zu erhöhen. Diese Praxis ist besonders in weniger wirtschaftlich entwickelten Ländern, wie auch in Mexiko, weit verbreitet. Tiere, denen Clenbuterol zugeführt wurde, produzieren kontaminiertes Fleisch, was dann, wenn es verzehrt wird, einen positiven Test ergeben kann. Allerdings sind das Fakten die das Team um Canelo wissen müsste und wenn man weiß, dass man kontrolliert wird, dann sollte man auch sicherstellen, dass man nur dort Fleisch konsumiert oder einkauft, wo es sicher ist, dass es sich um „sauberes“ Fleisch handelt.
Eine wichtige Anmerkung zu Clenbuterol ist, dass es nach dem Welt-Anti-Doping-Code nicht als spezifizierter Stoff klassifiziert wird. Dies bedeutet, dass schon die kleinste Menge an Clenbuterol einen positiven Test auslösen kann. Daher kann der Clenbuterol-Spiegel unter dem Schwellenwert eines leistungssteigernden Levels liegen, aber dennoch einen positiven Test auslösen. Das Canelo-Promotionsteam hat erklärt, dass die gefundene Menge an Clenbuterol mit den Werten übereinstimmt, die in ähnlichen Fällen durch den Verzehr von kontaminiertem Fleisch festgestellt wurden. Dies wurde später von Daniel Eichner, dem Leiter des von der WADA akkreditierten Labors, der den fehlgeschlagenen Test durchgeführt hatte, auch bestätigt.
Es sollte auch darauf hingewiesen werden, dass dies der erste Test ist, der bei Canelo jemals positiv war. Seit Jahren wird Canelo regelmäßig im Vorfeld eines Kampfes getestet. In jedem Trainingscamp wird Canelo meist über zehn Mal getestet und diese unzähligen Tests haben bisher noch niemals ein positives Ergebnis gehabt. Darüber hinaus sind die Tests, die seit dem gescheiterten Test an Canelo durchgeführt wurden, ebenfalls allesamt wieder sauber. Man sollte auch wissen, dass Medikamente wie Clenbuterol nur wirksam sind, wenn sie kumulativ über einen längeren Zeitraum eingenommen werden und auf der Grundlage der vielen vor und nach dem positiven Test ausgewerteten Testergebnisse, ist dies nicht der Fall.
Darüber hinaus tritt diese Art von positivem Test häufig in einem breiten Spektrum von Sportarten auf. Tyson Fury wurde kürzlich für einen gleichen positiven Test von der englischen Antidoping-Komission freigesprochen, der angeblich dadurch ausgelöst wurde, als er und sein Cousin Hughie Fury ein Wildschwein-Braten aßen. Wer dieses Wildschwein, das die Beiden verzehrten vorher mit Clenbuterol „aufgepäppelt“ hat bleibt hierbei die Frage. Auch bei Leichtathletik-Athleten wurden oft positive Testergebnisse erzielt wenn diese sich in Ländern wie etwa Südafrika, wo Clenbuterol-Einsatz viel häufiger in der Tierhaltung zum Einsatz kommt, aufhielten und diese Tests waren dann bei späteren Prüfungen gleich wieder ohne Befund.
Spricht diese Information und Erkenntnis Canelo vollständig frei? Nicht ganz. Das internationale Rechtssystem ist zwar so, dass auch hier die Unschuldsvermutung gilt, bis es bewiesen ist, dass Jemand schuldig ist, was heißt, dass bewiesen ist, dass er auch vorsätzlich und wissend gedopt hat und es gibt bis jetzt sehr wenig Anzeichen dafür, dass Canelo wissentlich betrogen hat oder dass Man ihm das zumindest nachweisen kann. Allerdings sollte man sich klar bewusst sein, dass die Verwendung von Drogen im Boxsport eine Straftat ist. Im Kampfsport können Drogen große Vorteile bringen, die aber auch ganz schnell tödlich sein können und deshalb entsprechend bestraft werden müssen. Canelos Test hat jedoch alle Anzeichen eines peinlichen Leichtsinn seitens ihm und seines Teams und ist wohl doch eher kein bösartigen und schändlichen Betrugsversuch, denn wenn Man weiß, dass ein positiver Test durch kontaminiertes Fleisch verursacht werden kann, dann darf Man eben nur dort Fleisch essen wo Man auch sicher ist, dass es sauber ist. Aber Dummheit oder Leichtsinn ist es auf jeden Fall!
Letztendlich ist Canelo ganz alleine und selbst für die Substanzen, die er in seinen Körper einbringt verantwortlich und er kann niemanden außer sich selbst beschuldigen. Allerdings ist zu bezweifeln, dass er irgendwelche Leistungsvorteile aus diesem Vorfall gewonnen hat, aber es bleibt trotz allem eben doch ein unterschwelliger Verdacht bestehen.
Wenn sich keine weitere Fakten ergeben, die Canelos Schuld beweisen, dass er vorsätzlich gedopt hat und vorsätzlich betrügen wollte, muss Man von einer ungewollten Fahrlässigkeit ausgehen. Allerdings ist der Schaden den sein Ruf durch diesen Vorfall genommen hat immens und Canelo ist dadurch eigentlich schon bereits mehr als ausreichend bestraft worden.
Und wer glaubt denn wirklich daran, dass einer der großen drei Weltverbände, um deren WM-Titel es bei der Neuauflage des Kampfes Saul „Canelo“ Alvarez vs Gennady „GGG“ Golovkin am 5. Mai in der T-Mobile Arena zu Las Vegas geht, den Goldesel sperrt, der das große Geld in deren Kassen spült. Das wäre doch das Gleiche als wenn Man den Ast absägen würde auf dem Man sitzt. Wie heißt doch da ein Songtext bei Queen oder Pink Floyd: „The Show must go on!“