Felix Sturm und der wichtigste Kampf seiner Profikarriere

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Fedor Chudinov und Felix Sturm / Foto: Konstantinos Sarigiannidis

Am Samstag Abend trifft der Kölner Felix Sturm (39-5(1)-3, 18 KOs) in Oberhausen in der König-Pilsener-Arena das zweite mal auf den Russen Fedor Chudinov (14-0, 10 KOs). Nach ganzen drei Niederlagen und einem Unentschieden in seinen letzten sieben Kämpfen, könnte es in diesem Kampf um den WBA-Superchampion Titel um alles für den „Fighter“ gehen.

Felix Sturm vs. Fedor Chudinov II – Alles oder Nichts

„Das ist ein ‚alles oder nichts‘-Kampf für mich“, sagte Vierfach-Weltmeister Sturm dem Kampfsport-Magazin GNP1. „Nach dem Kampf war ich maßlos enttäuscht. So enttäuscht wie noch nie im Leben, weil ich extrem ehrgeizig bin und so viel erwartet habe.“ Doch aufgeben kommt für Felix Sturm nicht in Frage: „Ich hatte mit dem Boxen schon abgeschlossen. Aber das ist nicht die Art und Weise, wie ich aufhören will. Wenn ich aufhöre, dann mit einem Kracher-Kampf, in dem ich alles gegeben habe. Ich stecke nochmal alles ins Boxen rein!“

Dass es ein „Alles oder Nichts“-Kampf sein könnte, wissen auch die deutschen Boxfans. Viele schreiben Sturm bereits ab, sagen „da kommt nichts mehr“. Andere hingegen glauben weiterhin an „The Fighter“ und das tut auch er selbst: „Ich weiß, dass ich diesen Mann in normaler Form schlagen kann. Es geht mir darum, es mir selbst zu beweisen. Ich werde kämpfen bis zum Umfallen!“ Und so unwahrscheinlich ist ein Sieg Sturms gar nicht, jedenfalls nicht wenn man auf die Erfolge seiner bisherigen laufbahn zurückblickt.

Alles begann mit der IBF Youth WM 2003

Nach dem 15. Kampf als Profi, sollte für den damals noch jungen Felix Sturm der erste Titelkampf kommen. Am 8. März 2003 traf Sturm auf den Argentinier Javier Alberto Mamani, der zum damaligen Zeitpunkt nur einen Kampf verloren hatte. Nach 10 Runden gewann Felix Sturm den Kampf einstimmig nach Punkten und konnte sich den bis dato vakanten Gürtel der IBF im Mittelgewicht (Youth-Titel) umschnallen. Es folgte eine Titelverteidigung, bevor Sturm erst um den WBO-Intercontinental und später regulären WBO-Gürtel boxte.

Im gleichen Jahr, am 13. September 2003, boxte „The Fighter“ dann um die erste „richtige“ WM: gegen den Argentinier Hector Javier Velazco. Sturm gewann diese Ansetzung per Splitdecision nach der 12. Runde. Nachdem er seinen Gürtel nun nur 3 Monate später erfolgreich verteidigen konnte (gegen Ruben Varon), klopfte kein geringerer als Boxing Hall of Famer Oscar De La Hoya an der Tür. WBO-Titelverteidigung gegen einen großen des Boxsports im MGM in Las Vegas, dem Mekka des Boxsports, und zugleich auch noch ein toller Payday – was will man mehr?

Der Kampf fand am 5. Juni 2004 statt. Sturm lieferte einen phänomenal guten Kampf ab, nutzte De La Hoyas Schwächen aus, teilweise deklassierte der bis dato eher unbekannte Felix Sturm sein Gegenüber sogar. Letztendlich verlor er den Kampf aber knapp nach Punkten, alle drei Punktrichter werteten mit 115:113 für De La Hoya. Auch wenn es einen bitteren Beigeschmack hat, könnte man sagen: „Das war Sturms bester Kampf.“, auch wenn er offiziell verloren hat…

Dass Sturm hier um den Sieg gebracht wurde, steht außer Frage, vor allem wenn man weiß, dass zwischen dem Management von De La Hoya und Bernard Hopkins bereits ein Vertrag geschlossen war für einen Titelvereinigungskampf (Hopkins war damaliger WBA-Superchampion und Titelträger der WBC und IBF) und man sich scheinbar sicher war, dass De La Hoya auf jeden Fall gewinnt. Der Kampf fand am 18. September 2004 statt, De La Hoya ging in Runde 9 KO.

Nachdem Hopkins die Gürtel niederlegte, um ins Halbschwergewicht aufzusteigen, ergab sich für Sturm eine neue Chance, um die WBA-WM zu boxen. Er nutzte sie und besiegte Javier Castillejo einstimmig nach Punkten. Nach 12 erfolgreichen Titelverteidigungen, unter anderem gegen Randy Griffin, Sebastian Sylvester, Khoren Gevor, Martin Murray und Sebastian Zbik sowie der Ernennung Sturms zum WBA Superchampion im Mittelgewicht, folgte dann am 1. September 2012 ein Kampf gegen Daniel Geale, welcher zum damaligen Zeitpunkt IBF-Titelträger war. Der Kampf endete nach 12 Runden mit einer Split Decision, zugunsten von Geale.

Sturm stand folglich wieder ohne Titel da, es folgte ein Fight gegen den Australier Sam Soliman, welcher den Kampf einstimmig nach Punkten gewann. Jedoch wurde dieser in einer A-Probe positiv auf Dopingmittel getestet und das Urteil lautete nun „No Contest“. Im Dezember 2013 stand Sturm dann erneut für einen Titelfight (IBF) im Ring und besiegte Darren Barker durch TKO in Runde 2. Es war das vierte mal, dass er sich den WM-Gürtel umschnallen konnte und zudem ist er der einzige Deutsche, dem das jemals gelang.

Felix Sturm möchte wieder einmal Geschichte schreiben

edor Chudinov gegen Frank BuglioniChudinov, ein 28-jähriger Supermittelgewichtler mit einer langen und erfolgreichen Amateurlaufbahn ist jedoch kein leichter Gegner: am 9. Mai vergangenen Jahres standen sich die Beiden schon einmal gegenüber. Damals wollte Sturm nach der Niederlage um die IBF Krone im Mittelgewicht gegen Sam Soliman und dem Aufstieg vom Mittel- ins Supermittelgewicht Weltmeister in „seiner“ neuen Gewichtsklasse werden. Daran, wie der Kampf ausging, können sich die Boxfans noch ganz klar erinnern: Sturm verlor nach Punkten (110-118,116-112,112-116) – Splitdecision.

Felix Sturm war am Tiefpunkt seiner Karriere als Profiboxer angekommen, akzeptierte die Punktrichterentscheidung auf der anschließenden Pressekonferenz ohne „wenn und aber“. Wenig später jedoch legte er bei der WBA Beschwerde gegen das Urteil ein, diese gab dem Gesuch nach einem Rückkampf statt. Es folgte eine lange ASturm vs. Chudinov IIuszeit vom Boxbusiness. Stattdessen konzentrierte sich Sturm auf das Business neben dem Boxen. Unter anderem mit der Etablierung seines Energy-Drinks „Heavy One“.

Nun hat der 37-jährige Supermittelgewichtler in Oberhausen erneut die Chance, zum fünften Mal Weltmeister im Profiboxen zu werden. Das hat vor ihm noch kein Deutscher jemals geschafft. Damit er dieses Ziel jedoch erreichen kann, muss Sturm den starken Russen Chudinov schlagen. Laut eigenen Aussagen habe er die Fehler aus dem ersten Fight analysiert und fühle sich in einer sehr guten Verfassung.

Gegenüber der „Bild“ sagte Sturm zudem: „Ein Felix Sturm kann und will so nicht aufhören. Ich habe im Kampf gegen Chudinov nicht ansatzweise das gezeigt, was ich kann. Wenn ich gegen einen ganz starken Gegner klar verliere und ich meine Leistung bringe, dann okay. Aber nicht so!“

Mit einem eisernen Willen und einer ausgefeilten Strategie, hat Sturm durchaus Möglichkeiten, Chudinov zu schlagen – es ist nicht unmöglich.

Sturm vs. Chudinov II - Wer gewinnt?

  • Punktsieg Chudinov (39%, 27 Votes)
  • Punktsieg Sturm (28%, 19 Votes)
  • KO-Sieg Chudinov (26%, 18 Votes)
  • KO-Sieg Sturm (6%, 4 Votes)
  • Draw - Unentschieden (1%, 1 Votes)

Abgegebene Stimmen: 69

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