EXKLUSIV: „Gentleman“ Henry Maske über die Situation des deutschen Boxsports

Maske und Wolke
Henry Maske zusammen mit seinem Trainer Manfred Wolke (Fotonachweis: WENN Ltd / Alamy Stock Foto)

Ein Jeder kennt ihn, ganz egal ob Boxfan oder nicht: Henry Maske. Der Amateur-Weltmeister, Olympiasieger und spätere Profi-Weltmeister nach Version der IBF im Halbschwergewicht, hat in seiner langen aktiven Karriere hohe Maßstäbe gesetzt. Er war Begründer des sogennanten Box-Booms in Deutschland, von dem noch heute viele deutsche Boxer, Manager sowie Promoter profitieren und schaffte es, ein großes Millionenpublikum mit seinen Kämpfen vor den Fernseher zu locken.

Henry Maske im exklusiven Interview mit BOXEN1

Diesen März jährt sich das siegreiche Comeback gegen seinen einstigen Bezwinger Virgil Hill zum zehnten Mal. Grund genug, um mit dem „Gentleman“ und inzwischen erfolgreichen Unternehmer, der unter anderem als Franchisenehmer zehn McDonald’s-Filialen betreibt, über dieses und andere Themen zu sprechen. BOXEN1 gewährte er ein ausführliches Interview.

Herr Maske, Sie sind am 6. Januar 53 Jahre alt geworden. Wie fühlen Sie sich?

Foto von Henry Maske 2014
Henry Maske im September 2014 auf einer Autogrammstunde in Aschaffenburg (Fotonachweis: Harry Huber / Shutterstock, Inc.)

Henry Maske: „Sicherlich bin ich nicht mehr in der Verfassung, wie zum Beispiel ein 25-Jähriger. Aber ich fühle mich wesentlich jünger, als mein Gegenüber vielleicht den Anschein hat. Denn das eigene Empfinden entspricht ja nicht immer der Wahrnehmung der Anderen. Da sind wohl ein paar Falten mehr dazu gekommen und die Haare waren auch schon mal voller. Aber es geht mir sehr gut und ich bin dem Sport immer treu geblieben, sodass ich mich rundum fit fühle.“

Vor zehn Jahren standen Sie mit 43 Jahren am 31. März in der Münchner Olympiahalle gegen Virgil Hill zum letzten Mal im Ring und konnten sich für Ihre einzige Niederlage erfolgreich revanchieren. Welche Erinnerungen haben Sie an diesen Abend?

Henry Maske: „Das sind sehr viele und schöne Erinnerungen, die ich mit diesem Datum verbinde. Erstmal war es für mich natürlich sehr erfreulich, dass die Halle ausverkauft war. Denn auch das war nicht selbstverständlich für jemanden, der so etwas ‚Außergewöhnliches‘ vorhatte wie ich. Außerdem war es erfreulich, dass es mir gelungen ist, die sportlichen Vorraussetzungen zu schaffen, dass ich im Ring einen glaubwürdigen Auftritt gegen den (damals) aktuellen Weltmeister abliefern konnte. Denn da gab es im Vorfeld sicherlich auch eigene Zweifel und einige Hindernisse. Ich hatte aber ein klares Ziel und habe mich von meinem Weg nicht abbringen lassen. Als ich mich unmittelbar vor dem Kampf in der Kabine vorbereitete und der Kampf immer näher rückte, spürte ich die gewohnte Anspannung, wie immer zu meiner aktiven Zeit. Jeder Boxer weiß, dass die letzten Minuten vor dem Wettkampf die schlimmsten Momente sind. Aber diesmal war es anders. Ich fühlte eine bestimmte Sicherheit. Als dann der Einmarsch kam, war ich voll konzentriert. Ich verspürte aber auch eine gewisse Gelassenheit, weil ich mich mental schon sehr lange auf diesen Moment vorbereitet habe und mein Trainer Manfred Wolke und ich einen guten Plan hatten.“

Und dann kam der Kampf!

Henry Maske: „In den ersten Runden war es natürlich erstmal ein Geduldsspiel. Virgil Hill ist wie ich ein Sportler, der das Boxen als eine Art Schach sieht. Er hat versucht, wie auch im ersten Kampf, mich zum Agieren zu zwingen und dabei Fehler zu machen, die ihm, zum Beispiel in Kontersituationen, zum Vorteil verholfen hätten. Sein vorsichtiges Verhalten gab mir aber auch zu verstehen, ‚Hey, der nimmt dich ernst!‘. Runde um Runde wurde ich immer sicherer und ich konnte mein Konzept so durchboxen, wie ich es mir erwünscht hatte. Ich verstand es, im Gegensatz zu unserem ersten Kampf, ihm Fallen zu stellen und ihn dahin zu bringen, dass er mein Spiel mitspielt. Und das hat hervorragend funktioniert.“

Sie haben überzeugend und klar nach Punkten gewonnen. Stellen Sie sich heute manchmal noch die Frage: „Was wäre passiert, wenn ich verloren hätte?“? Schließlich sind Sie ein sehr großes Risiko eingegangen.

Henry Maske: „Aufgrund des Sieges zum Glück nicht mehr. Aber es hat mir sicherlich im Vorfeld ein Großteil der Experten kein erfolgreiches Resultat bei meinem Vorhaben zugetraut. Ich wurde ja, teilweise auch verständlicherweise, heftig kritisiert in den Wochen und Monaten vor dem Kampf. Ich kann mich noch genau an ein Erlebnis erinnern, welches sich zwei Monate vor dem Fight zugetragen hat. Da saß ich bei Günther Jauch in der Sendung ‚SternTV‘. Neben mir saß Sylvester Stallone. Er promotete damals den sechsten Teil der ‚Rocky‘-Reihe. In diesem Film ging es ja auch darum, dass Rocky Balboa nach vielen Jahren wieder in den Ring zurückkehrt. Alle waren total begeistert und fasziniert von der Story eines ehemaligen Box-Champions, der es sich und allen anderen nochmal beweisen will. Was nur leider viele vergessen zu haben schienen, war die Tatsache, dass es sich dabei nur um einen Film drehte. Meine Wenigkeit hatte in der Realität Ähnliches vor wie ‚Rocky‘ im Film. Jedoch hielt sich die Begeisterung bei Einigen in Grenzen.“

Sie haben Ihre Kritiker eines Besseren belehrt. Können Sie nun zufriedener auf Ihre ohnehin schon glanzvolle Karriere zurückblicken als vor dem 31. März 2007?

Henry Maske: „Ich war auch in den Jahren zwischen meinen beiden Duellen gegen Hill glücklich mit meiner Karriere. Aber ich war es mir und dem Publikum vom ersten Kampf schuldig, den Beweis anzutreten, dass ich es besser kann als am 23. November 1996. Und Dank der Tatsache, dass Virgil Hill ein Jahr vor unserem Rückkampf mit einer beeindruckenden Vorstellung wieder Weltmeister geworden ist, fühlte ich mich motiviert dieses Wagnis einzugehen. Und ich bin rückblickend natürlich froh und zufrieden, dass ich es geschafft habe.“

Nun sind Sie ja endgültig als Aktiver raus aus dem Box-Geschehen. In Deutschland scheint der Box-Boom von einst momentan ein wenig abgedämpft zu sein. Wie beurteilen Sie die aktuelle Lage in Deutschland?

Foto Henry Maske und Ebby Thust
Ebby Thust zusammen mit Henry Maske

Henry Maske: „Also erstmal freut es mich sehr, dass das Profiboxen in Deutschland immer noch existiert und dass es mit Sat1 und RTL Fernsehsender gibt, die den Mut haben, unseren Sport über eine gewisse Breite weiterhin zu präsentieren. Wir wissen alle, dass es sich für die Verantwortlichen und deren Sportler ohne einen TV-Partner vom finanziellen Aspekt her schwierig gestalten würde, auf Dauer zu bestehen. Einschaltquoten sagen nicht immer alles, aber man kann auch einiges daraus lesen. Dass ein Wladimir Klitschko natürlich mit seiner über viele Jahre hinweg hart erkämpften Präsenz und öffentlichen Wahrnehmung weitaus mehr Zuschauer vor dem Bildschirm lockt als zum Beispiel ein Tyron Zeuge, ist ja völlig klar. Es muss allerdings für junge Boxer, wie eben einen Zeuge oder einen Jack Culcay, Ansporn genug sein, dem TV-Zuschauer Argumente zu bieten, die sein Interesse entfachen. Der Boxsport stand ja vor 27 Jahren zu Beginn meiner Profilaufbahn in einem gesellschaftlich sehr negativen Blickwinkel. Inzwischen ist es nicht mehr schlimm oder gar eklig, sich Boxen im Fernsehen anzusehen oder zu Veranstaltungen zu gehen. Dass unsere Sportart mittlerweile ein solch positives Ansehen erzielt hat, ist nicht selbstverständlich. Und es muss weiterhin hart gearbeitet werden, dass das auch so bleibt!“

Eines der nächsten Box-Highlights ist das Comeback von Wladimir Klitschko gegen den aktuellen IBF-Weltmeister Anthony Joshua. Klitschko stand das letzte Mal vor über einem Jahr im Ring und enttäuschte als er gegen Tyson Fury seine WM-Titel verlor. Joshua war dagegen wesentlich aktiver und gilt bei vielen Experten als momentan klare Nummer 1 im Schwergewicht. Glauben Sie, dass Wladimir Klitschko knapp anderthalb Jahre nach dem Fury-Debakel gut beraten ist, seinen Ruf und seine glanzvolle Karriere gegen einen so gefährlichen Mann wie Joshua aufs Spiel zu setzen?

Henry Maske: „Welche Alternative hat er denn? Man kann von Wladimir nicht verlangen, dass er sich wieder hinten anstellt. Eines muss man ja klar sagen: Wladimir und sein Bruder Vitali haben das Schwergewicht über ein Jahrzehnt  hinweg dominiert und ganze Stadien gefüllt. Dass er jetzt den Anpruch hat, sich mit dem vermeintlich besten Mann und Weltmeister zu messen, ist nur logisch.“

Wer ist in diesem Kampf Ihr Favorit?

Henry Maske: „Dieses Duell ist von der sportlichen Seite her höchst interessant. Beide Boxer stehen sich allein schon in physischer Hinsicht auf Augenhöhe gegenüber. Wladimir muss für sich selbst die Motivation und Überzeugung schaffen, dass er an seine Zeit als überragender Schwergewichts-König nahtlos anknüpfen kann. Er ist sicherlich ein sensibler Mensch und wird die Fury-Niederlage nicht vergessen haben. Ich bin davon überzeugt, dass er aus diesen Fehlern gelernt hat und wünsche mir, dass er den Kampf gegen Anthony Joshua siegreich gestaltet!“

Die deutschen Vorzeigeboxer Felix Sturm und Arthur Abraham sind aktuell keine Weltmeister mehr. Sturm hat nach dem Dopingskandal offiziell aufgrund einer Verletzung den WM-Titel niedergelegt und Arthur Abraham verlor seinen WBO-Gürtel in Las Vegas gegen Gilberto Ramirez. Wie sehen Sie die sportliche Zukunft der beiden?

Henry Maske: „Bei Felix Sturm steht ein Vorwurf im Raum, der nach meiner Kenntnis weder von ihm noch vom BDB vollkommen ausgeräumt oder aufgeklärt ist. Denn das ist für die Glaubwürdigkeit des Boxens sehr wichtig. Solange das nicht passiert, ist der sportliche Gesichtspunkt zweitrangig. Arthur Abraham kann ich absolut verstehen, wenn er weiterhin den Willen und den Ehrgeiz hat, wieder Weltmeister zu werden. Er war über lange Zeit Champion und hat harte Kämpfe gegen absolute Weltklasseboxer bestritten. Wenn er bereit ist alles zu investieren, traue ich ihm definitiv zu, noch einmal auf den WM-Thron zurückzukehren.“

Die Box-Stars wie eben Sturm, Abraham oder Jürgen Brähmer werden vom Alter her wohl nicht mehr all zu lange im Ring stehen. Tyron Zeuge und Jack Culcay tragen zurzeit als einzige deutsche Boxer einen bedeutenden WM-Titel. Auch die neue Generation mit Boxern wie Vincent Feigenbutz, Stefan Härtel, Felix Lamm oder Dominic Bösel stehen bereits in den Startlöchern. Wem trauen Sie am ehesten zu, sich in naher oder ferner Zukunft auf Dauer in die Herzen der Box-Fans zu boxen?

Foto: Wolfgang Wycisk / go4boxing
Foto: Wolfgang Wycisk / go4boxing

Henry Maske: „Tyron Zeuge ist meiner Ansicht nach aktuell der Boxer, der wohl von den eigenen Voraussetzungen her am ehesten die Chance hat, dem deutschen Boxsport entscheidene Impulse zu verleihen. Die Frage ist eben immer: Wie ernsthaft und konsequent setzt sich der Sportler mit seiner Arbeit auseinander? Wie hoch ist der Anspruch besser zu sein als alle anderen? Denn allein nur Weltmeister sein reicht nicht aus. Da muss die Motivation eine größere sein. Alle eben genannten Boxer haben sicherlich Qualitäten und Ambitionen, woraus sich etwas entwickeln kann. Diese müssen sie nun in ihren Wettkämpfen gegen Gegner, die sie fordern, unter Beweis stellen und qualitativ mit ihren Aufgaben Schritt für Schritt wachsen. Erst dann, wenn sie sich zum Beispiel in schwierigen Gefechten bewiesen haben und eine gewisse Konstanz in ihren Leistungen erkennbar ist, kann man darüber urteilen, ob sie auch auf Dauer in den oberen Reihen mitboxen können. Nehmen wir als Beispiel Stefan Härtel. Ein ambitionierter Boxer, der vom Amateurbereich ins Profilager gewechselt ist. Momentan hab ich so ein wenig das Gefühl, dass es für ihn nicht so schnell und erfolgreich voran geht, wie er sich das vielleicht vorgestellt hat. Man muss aber auch dazu sagen, dass man gar nicht mehr so viel als Zuschauer sieht. Wenn ich an meine Anfangszeit als Profiboxer zurückblicke, war die Häufigkeit unserer Kämpfe eine wesentlich größere. Wir standen in den ersten zwei Jahren circa sieben oder acht Mal pro Jahr im Ring. Es fehlt mir allerdings das Hintergrundwissen um zu sagen, warum das so ist. Dafür wären die Verantwortlichen wohl eher in der Lage, die Gründe zu nennen.“

Die deutschen Box-Bosse wie die Familie Sauerland oder Ulf Steinforth sind für die Zukunft auf den Nachwuchs angewiesen. Und der wird bei den Amateuren entwickelt. Artem Harutyunyan hat als erster deutscher Boxer seit 16 Jahren bei den olympischen Spielen eine Medaille geholt. Ist das olympische Boxen nach den letzten Pleite-Jahren durch Trainer wie Michael Timm wieder auf dem Vormarsch?

Foto Henry Maske und Manfred Wolke
25. Europameisterschften im Boxen in Warna – Vorrunde am 9.5.83 – Im Mittelgewicht wurde der 19jährige ASK-Boxer Henry Maske (im Foto beim Chemiepokal 1983 in Halle mit seinem Klubtrainer Manfred Wolke) einstimmiger Punktsieger über Hartmut Brandau (Österreich). (Fotonachweis: Thomas Lehmann)

Henry Maske: „Dass Artem Harutyunyan die Bronze-Medaille für das deutsche National-Team gewonnen hat, freut mich natürlich sehr. Dieser Erfolg ist nach den letzten eher ernüchternden Jahren bei Olympia erstmal wieder ein Lebenszeichen. Nur bin ich mit der aktuellen Lage im deutschen Amateurboxen zu wenig vertraut, um da eine verwertbare Prognose abzugeben, ob sich dieser Erfolg in den nächsten Jahren wiederholt oder gar steigert. Leider bekommt man auch vom Amateurbereich in den Medien kaum etwas mit. Dass es bei internationalen Vergleichen gegen Mitbewerber wie Kuba oder Kasachstan natürlich schwierig ist, sich da erfolgreich zu bewähren, ist natürlich klar. Diese Länder haben eine andere Box-Kultur, wie viele andere Nationen. Aber wir haben in der ehemaligen DDR bewiesen, dass es möglich ist, sich auch gegen führende Box-Nationen siegreich durchzusetzen und Gold und Silber zu holen. Wir waren immer bei Europa- und Weltmeisterschaften oder Olympia vorne mit dabei. Ich werde nie die Europameisterschaften 1985 in Budapest vergessen, wo zum Beispiel auch ein Michael Timm oder meine Wenigkeit Europameister wurden. Von sechs DDR-Boxern, die ins Finale kamen, holten fünf Gold. Das war Wahnsinn! Und heute freuen wir uns über einen dritten Platz bei Olympia. Die Freude ist auch ganz sicher berechtigt und der Junge kann auf seine Leistung absolut stolz sein. Ich möchte damit nur zum Ausdruck bringen, dass die Vergangenheit gezeigt hat, dass es mit viel Disziplin und einem guten System möglich ist, in Zukunft vielleicht an diese Erfolge anzuknüpfen. Vor der Arbeit von Michael Timm habe ich höchsten Respekt und ich bin davon überzeugt, dass er sehr genau weiß, worauf es ankommt. Denn er hat als Aktiver selbst (zu DDR-Zeiten) eine andere Leistungsdichte kennengelernt.“

In vergangenen Interviews sagten Sie bereits, dass Sie als junger Sportler vorhatten, nach Ihrer aktiven Laufbahn in die Trainer-Schiene einzusteigen. Reizt es Sie heute manchmal noch, junge Boxer bei ihrem Weg nach oben als Trainer zu unterstützen?

Henry Maske: „Es hat sich ja in den letzten Jahren trainingsmethodisch sehr viel verändert, sodass ich gar nicht mehr die Qualität hätte, einen jungen Sportler über Jahre hinweg zu entwickeln. Sicherlich ist es für mich faszinierend zu sehen, wenn talentierte Boxer vor Tatendrang und Ehrgeiz förmlich brennen und in ihrem Sport etwas erreichen wollen. Ich war vor einigen Jahren in Kuba und besuchte da eine Trainingsstätte, die von den räumlichen beziehungsweise örtlichen Bedingungen her wesentlich primitiver war als zum Beispiel in Deutschland. Der Ring stand inmitten zweier veralteten Gebäude, der mit einem klapprigen Blechdach bedeckt war. Da habe ich bei einigen Kindern dieses Funkeln in den Augen gesehen und deren boxerischen Anlagen bemerkt. Das hat richtig Spaß gemacht da zuzusehen und meine innere Stimme sagte mir ‚Hier wärst du gerne Trainer!‘. Aber ganz realistisch betrachtet ist die Arbeit und die damit verbundene Verantwortung eines Trainers so kompakt und wichtig, dass ich persönlich zu großen Respekt davor habe.“

Sie haben sich nach Ihrem Leben als Boxer für die Tätigkeit als Unternehmer entschieden und sind darin sehr erfolgreich. Es gab in den vergangenen Jahrzehnten leider auch einige negative Beispiele von bekannten und erfolgreichen Boxern, die den Absprung nicht geschafft haben. Ihr Idol Max Schmeling, den Sie persönlich kannten, hat sich dagegen auch als Geschäftsmann einen Namen gemacht. War er für Sie eine Motivation, sich beruflich eine Existenz abseits des Boxrings aufzubauen?

Henry Maske mit den BOXEN1-Redakteuren Jonny Orban und Patrick Czerny
Henry Maske mit den BOXEN1-Redakteuren Jonny Orban und Patrick Czerny

Henry Maske: „Wenn man sich ein wenig mit der Biografie von Max beschäftigt, wird man fesstellen, dass dieser Mann in seinem Leben sehr viele erschütternde und bewegende Dinge erlebt hat. Dass dieser Mensch mir schon bei unserem ersten Treffen sagte, „Henry, pass auf dein Geld auf!“, gab mir genügend Gründe, mich ernsthaft damit zu beschäftigen. Er wusste aufgrund seiner eigenen Erfahrungen genau, wie wichtig es ist sich schon als junger Sportler Gedanken zu machen, wie es nach der aktiven Laufbahn weitergehen soll. Das war für mich sehr wichtig. Natürlich war er nicht die einzige Motivation für mein berufliches Schaffen. Meine Eltern waren in ihrem Leben auch immer sehr fleißig und gaben mir ein sehr gutes Vorbild, immer tüchtig zu sein. Schon während meiner Zeit als Profiboxer wurde mir zunehmend klarer, dass ich etwas machen möchte, was nichts mit dem Boxen zu tun hat. Und ich bin mit meinem Leben und meinem Beruf sehr zufrieden.“

Herr Maske, zum Ende unseres Gespräches haben wir nur noch eine Frage. Wo sehen Sie das Profi-Boxen in Deutschland in zehn Jahren?

Henry Maske: „Das ist eine sehr hypothetische Frage. Wenn man die Entwicklung in den letzten Jahren betrachtet, dann kann es sein, dass es das Boxen, in der Form wie wir es heute kennen, nicht mehr gibt. Denn ganz ehrlich: Die Tatsache, dass in jüngster Vergangenheit nur 1,72 Millionen TV-Zuschauer bei einem WM-Kampf von Tyron Zeuge einschalten, kann nicht zufriedenstellend sein. Da müssen die Verantwortlichen höllisch aufpassen. Sicherlich haben sich auch die technischen Möglichkeiten im Zuge der Zeit sehr verändert. Es wird ja für den jeweiligen Interessenten einer Sportart zum Beispiel sehr viel im Internet angeboten. Dass aber ein so wichtiges Ereignis wie zum Beispiel die Handball-Weltmeisterschaft nur im Netz und nicht im Fernsehen zu sehen ist, finde ich höchst beängstigend. Beim Handball geht es um eine Mannschaft, die aus mehreren Spielern besteht. Beim Boxen gibt es nur einen Sportler, dem der TV-Zuschauer die Daumen drückt, um gegen seinen Gegner zu bestehen. Das heißt, dass der Boxer dem Zuschauer etwas bieten muss, damit er abends wach bleibt und sich für ihn und seinen Kampf interessiert. Ich wünsche den Verantwortlichen und allen voran natürlich den Sportlern, dass ihnen das in Zukunft in breiter Masse gelingt!“

Zum Ende möchten wir uns bei Herrn Maske ganz herzlich für die Zeit und das ausführliche Interview bedanken.

Das Gespräch führten Patrick Czerny und Jonny Orban.

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