Tyron Zeuge meldet sich mit einem lockeren Erfolg zurück. Ist das der Startschuss für mehr?
Die Boxsportfreunde in Deutschland blicken sicherlich mit gemischten Gefühlen auf den Berliner Tyron Zeuge (28-2-1). Er galt als eines der größten Talente des Landes, unterschrieb nach einer erfolgreichen Amateurkarriere bei Sauerland Events und brachte es bis zum WBA-Regular-Titelträger. Die Zukunft sah rosig aus, doch Zeuge verlor den WBA-Titel im Juli 2018 gegen Rocky Fielding (30-3), der daraufhin Boxsuperstar Saul „Canelo“ Alvarez (62-2-2) boxen durfte. In den darauffolgenden Jahren wurde es relativ still um Zeuge, der scheinbar auch nicht mehr die ganz große Motivation aufbrachte, um im Leistungssport erfolgreich zu sein.
2023 erfolgte jedoch das Comeback von Zeuge, der fortan bei Fides Sports aktiv war. Nach einigen Aufbaukämpfen fand im März dieses Jahres ein großer internationaler Kampf in Birmingham, England, statt, wo er auf einer Frank-Warren-Veranstaltung Zach Parker (25-1) unterlag. Im Kampf selbst hatte Zeuge Parker frühzeitig am Boden, konnte jedoch in den späteren Runden nicht mehr ausreichend nachsetzen und verspielte so den engen Kampf auf den Scorecards.
Aufbaukampf nach der zweiten Profiniederlage
Nach dem Rückschlag im März stand für Zeuge jedoch fest, dass er weiterhin im Profiboxen aktiv bleiben möchte. Im Juni hätte er auf der Debütveranstaltung der German Boxing Series in Köln antreten sollen, doch dies musste kurzfristig abgesagt werden. Am vergangenen Samstag ergab sich jedoch die Gelegenheit, den hochveranlagten Zeuge wieder im Ring zu sehen. Er trat im Vorprogramm der Debütveranstaltung von PrimeTime Promotion in der MHP Arena in Ludwigsburg auf, die live auf DAZN übertragen wurde. Im Hauptkampf krönte sich Ardian Krasniqi zum neuen WBO-Intercontinental-Titelträger im Halbschwergewicht.
Das Halbschwergewicht soll auch die zukünftige Gewichtsklasse von Tyron Zeuge sein. In Ludwigsburg trat er gegen den bosnischen Aufbaugegner Sladjan Janjanin (40-23) an, der Zeuge etwas Matchpraxis verschaffen sollte. Der Kampf begann damit, dass Zeuge sich viel im Ring bewegte und lässig die Deckung herunterließ. Er wollte Janjanin locken, doch dieser traute dem Braten nicht. Nach einer ruhigeren ersten Runde musste Janjanin in der zweiten Runde schon zu Boden, als Zeuge mit einem Haken schön konterte. Insgesamt bewies Zeuge weiterhin, dass er über großes boxerisches Verständnis verfügt. Im Infight versuchte Janjanin zwar einiges, doch die gelungenen und effektiven Treffer setzte stets Zeuge.
In der vierten Runde war es dann so weit. Zeuge landete zwei weitere Niederschläge, und der Ringrichter winkte folgerichtig den Kampf ab. Janjanin war sichtlich verärgert über diese Entscheidung und wollte weiterkämpfen, doch die vorzeitige Niederlage hätte dies höchstens hinausgezögert – nicht aufgehoben. Zeuge baut damit seine Siege auf 28 aus, und man kann ihm nur wünschen, dass er weiterhin aktiv im Boxen bleibt.