Boxen ist mein Leben – ohne das Boxen bin ich nichts!
Ein Bericht von Wolfgang Weggen
Schlussgong in der Eiffestraße! Zum vorerst letzten Male war gestern Nachmittag im EC-Gym von Erol Ceylan „Showtime“ angesagt. Mit einem flotten Sparrings-6-Runder gegen Nikola Milacic verabschiedete sich Juan Carlos Gomez (40) aus Hamburg nach Ungarn. Morgen (Sonntag) fliegt er mit seinem Trainer Fritz Sdunek („Fritz ist der beste Trainer der Welt, für mich ist er wie ein Vater“) nach Budapest.
Am 8. März will der ehemalige Cruisergewichts-Weltmeister dann im Rahmen des Abschiedskampfes von Zsolt Erdei im 100 Kilometer südöstlich von Budapest gelegenen Kecskemet zuschlagen. Der Gegner steht noch nicht hundertprozentig fest. Sicher aber ist, auf dem Weg zum Ring wir Juan wieder seinen weltbekannten Schlachtruf ausstoßen: „It’s showtime“!
Gomez wieder im Cruisergewicht? Kaum zu glauben. „Stimmt aber“, sagt der alte Fritz. „Juan hat 26 Kilo abtrainiert“. Von den ehemals 120 Kilo ist nichts mehr zu sehen. Gomez ist wieder rank und schlank. Lob auch von EC-Boss Ceylan, bei dem Gomez fast vier Wochen lang trainiert hat: „Juan hat sich gut entwickelt, mit jedem Sparring ist er stärker geworden, er findet immer schneller zu seiner guten, alten Form“.
Die Zeiten, in denen der „schwarze Panther“ (57 Profikämpfe, 53 Siege, 1 Fight ohne Entscheidung) dicke Havannas rauchte, den Cuba Libre aus Wassergläsern in sich hineinschüttete, sollen endgültig vorbei sein. Der Boxer gibt sich geläutert. Auch was das weibliche Geschlecht angeht. Das HamburgerAbendblatt formuliert die wilde Zeit des Rechtsauslegers so: „Alle wussten, dass Gomez so ziemlich jede Frau beglückte, die nicht bei 3 auf dem Baum war, und oft genug machte er sich nicht einmal die Mühe zu zählen“! Und weiter: „Sieben Kinder von sieben verschiedenen Frauen sind verbürgt, eine davon ist Sduneks Tocher Kati, mit der Gomez die gemeinsame Tochter Delia hat“!
Klar, Gomez gesteht ein, dass er viele Fehler in seinem Leben gemacht hat, dass er sein im Ring hart verdientes Geld, es geht da um Millionen, regelrecht zum Fenster hinausgeworfen hat. Jetzt ist er blank, hofft mit seiner „allerletzten Chance“ noch einmal ganz groß auftrumpfen zu können, den WM-Titel wieder zu gewinnen, den er 2002 freiwillig abgegeben hat. „Ich würde gern viele Fehler rückgängig machen“, erzählt er dem Abendblatt-Reporter, „vor allem wäre ich ein besserer Vater für meine Kinder“.
Helfen soll/will ihm beim Ergreifen der „allerletzten Chance“ Sylke (47), leitende Angestellte einer Hamburger Rechtsanwaltskanzlei, mit der er jetzt in Hamburg-Wandsbek zusammenebt. Zusammen wollen sie es schaffen, damit der Traum des „braunen Bombers“ vom WM-Titel und der großen Kohledoch noch einmal in Erfüllung geht, „denn das Boxen ist mein Leben. Ohne das Boxen bin ich nichts“.
PS: Nach dem Kampf in Ungarn soll Gomez auf der EC-Veranstaltung von Erol Ceylan am 11. April wieder in den Ring klettern