Ergebnisse der „Home of Champions“-Gala aus Karlsruhe

Karlsruhe ist definitiv keine Stadt in der man sich um ein gutes Samstagabend Programm Sorgen machen muss, doch wer am vergangenen Samstag das schwingende Tanzbein gegen die schwingenden Fäuste auf der Fight Night des Home of Champions in Karlsruhe eingetauscht hat, kann von sich behaupten die wohl beste Entscheidung getroffen zu haben.

Fäuste schwingen statt Tanzbein. Die Fight Night im Karlsruher‘ Home of Champions zum 1. Mai

Schon beim Schlendern durch die schöne Fächerstadt, Stunden vor den Kämpfen, formulierte Mainevent und WBF Intercontinental Champion Victor Ionascu ganz entspannt, „Tonight, we make Rock’n’Roll“. Ich hätte es selbst nicht besser sagen können. Das Home of Champion liegt wenige Kilometer außerhalb Karlsruhes‘, im lichten und grünen Stadtbezirk Karlsruhe-Eggenstein, und bot die Bühne für die bevorstehende Show. Bei der Ankunft wird man sofort von einem familiären aber auch unglaublich professionellem Ambiente abgeholt. Veranstalter Jürgen Hengherr wiederholt sich zuversichtlich, „wir bieten heute Abend Kämpfe auf Augenhöhe“. Die Fightcard des Abends teilt sich das Home of Champions mit Kämpfern von Fächer Sportmanagement. Insgesamt 9 Kämpfe stehen auf dem Plan.

Den Start der Show macht Aykut Ali für das Home of Champions in einem auf 4 Runden ausgelegten Kampf gegen einen zähen Georgier in Tornike Sumava. Zwar beginnt Ali gut hinter einem disziplinierten Jab, doch muss er in Runden 2 und 3 viel Gegenoffensive verarbeiten. Zum Ende des Kampfes erorbert der junge Karlsruher Boxer die Führung jedoch zurück und rettet das Remis.

Im zweiten Fight wird die angekündigte Distanz von 4 Runden dann erstmals nicht gebraucht. Der Österreicher Mobin Khahrazeh aus der roten Ecke ist zu stark für Issam Faiz aus Marokko. Nach einem ersten Knockdown in der ersten Runde setzt Khahrazeh direkt nach und sichert sich den Sieg.

Es folgt Cruiserweight Debütant Nino Kolicic, der auf den erfahrenen Profi Attila Orsos aus Ungarn trifft. Kolicic, der zuletzt bei den Amateuren wiederholt den Baden-Württembergischen Meistertitel holen konnte, nutzte seine längere Reichweite klug gegen den nach vorne kommenden Veteranen. Zuerst bliebt Kolicic diszipliniert hinter dem Jab und zeigte eine gute Leichtfüßigkeit um wilden Haken des Gegners auszuweichen, bevor er selber mit einer langen Linken zum Körper abzog. Orsos spürte Kolicics‘ Power sofort, zumal der erste Treffer auch noch direkt gesessen hat, und geht aufs Knie. Kolicic wusste von da an was zu tun war, parierte die offensiven Anstürme des Ungarns routiniert, und landete zwei weitere klare Treffer zur Leber. Der Referee beendete den Kampf nach dem dritten Knockdown in Runde eins.

Stefan Nikolic machte es seinem Vorgänger gleich und beendete seinen Kampf gegen den Polen Aleksander Nagolski ebenfalls in der ersten Runde. Auch hier sah der Sieger wieder sehr gut vorbereitet und diszipliniert aus. Die Stimmung war bis zu diesem Zeitpunkt eigentlich noch sehr entspannt in der Halle und man wusste die kleinen Pausen auf Grund der vorzeitigen Entscheidungen gut zu überbrücken. So gab beispielsweise auch der junge Stolz des Home of Champions Maurice Marcel Morio ein kleines Update seiner aktuellen Lage, nach dem er sich vergangenen März gegen Simon Zachenhuber geschlagen geben musste (Boxen1 berichtete).

Wenn jemand dachte die Veranstaltung behält seinen entspannten Verlauf bei und der Tanz in den Mai sei an diesem 30. April nicht im Programm enthalten, der wurde von Hometown Hero Aro Schwartz definitiv eines Besseren belehrt. Seine Fans, darunter der deutschlandweit gefeierte Rapper Haze samt seiner Crew, schienen ebenfalls schon zu wissen was nun folgte. Schwartz‘ Gegner Merab Gukasiani aus Georgien machte jedoch einen fitten und bereiten Eindruck. Schwartz war jedoch dermaßen „ready for Showtime“ und lies keine Sekunde Zweifel aufkommen, dass er den Takt vorgeben wird. Lässig im Stil eines Larry Holmes ließ er seinen Jab vor dem Georgier baumeln, bevor er ihn immer wieder akkurat zum Kopf seinen Gegners schnalzen ließ. Der Ring war ganz klar sein Hoheitsgebiet an diesem Abend. Er tänzelt entspannt und flink, warf Kombination und brachte elektrisierende Action in die Halle. Das Publikum feierte ihn dafür. Mein Gott hat das Spaß gemacht dem Jungen zuzuschauen. Wie aus dem Amir Khan Playbook hielt er den Druck hoch und traf nach belieben, bot eine Lehrstunde was Kopfbewegung in der Verteidigung anbelangt, bis er in der dritten Runde ein zauberhaftes i-Tüpfelchen setzte. Lässig mit der Schulter nach vorne, ein paar mal cool abgetaucht, BANG! Ein rechter Haken direkt zum Kopf, wie man ihn klarer nicht schlagen kann. Die Beine des Georgiers waren wie vom Winde verweht. Ein Bilderbuch K.O. Nachdem sich der junge Rechtsausleger frisch geduscht unters Publikum gemischt hat um seinen Sieg zu feiern, ist BOXEN1 natürlich gleich da um ihm zwei Sätze zu seiner Performance zu entlocken. Schwartz hält kurz inne, grinst und sagt nur, „Ich liebe boxen“. Und die Halle liebte ihn dafür, danke für die Show!

Es ging auch direkt mit Show weiter und mit schweren Jungs. Im Schwergewicht traf Fächer-Boxer Seun Salami auf den Polen Piotr Rzyman. Die erste Runde nimmt Salami sich das was Seins ist: Die Ringmitte. Nach ein paar Jabs zum Finden der gewünschten Distanz geht er nach vorne. Der Pole wartet ab und hält dagegen. In der zweiten Runde schraubt Salami hoch und fängt an die ein oder andere Bombe auszupacken. Rzyman versucht zu kontern, aber der athletische Salami ist eine Schippe zu viel. Erneut landet er klare und vor allem harte Treffer. In Runde zwei ist Endstation für den Mann aus Polen. K.O Sieg für Fächer-Boxer Salami.

Für Fight Nr. 7 kam ein recht hochwertiger Gegner aus Spanien in Robin Zamora ins Seilquadrat. Ihm gegenüber stand Zoravor Petrosian, der ebenfalls unter der Fächer-Flage boxt. Wer sich an die Worte von Veranstalter Hengherr zu Beginn des Abends erinnert, weiß spätestens jetzt was er mit Augenhöhe gemeint hat. 8 Runden voller Action. Beide Kontrahenten haben sich kaum etwas geschenkt. Der Spanier marschiert unermüdlich nach vorne, trifft gute Jabs und gute Kombinationen. Petrosian ist jedoch der Favorit des Publikums und seine wenigen, dafür deutlich akkuraten Treffer werden von der Menge gefeiert. Schwerer Kampf zu werten, zumal er auch vollste Konzentration erfordert. Am Ende eines sehr ausgeglichenen Kampfs geht die Entscheidung jedoch an den Fächer-Mann aus der roten Ecke. Beide Boxer sind sichtlich gezeichnet und Coach Zamoras‘ durchaus aufgebracht. Dennoch war es ein unglaublich ereignisreicher Kampf, der für jeden Boxfan was zu bieten hatte.

Timo Rost hatte mit seinem französischen Kontrahenten ebenfalls alle Hände voll zu tun. Zu Beginn dominiert Rost Victor Garica drei Runden lange, doch der lässt sich nicht so einfach abschreiben. Garcia geht immer wieder dagegen und schickt Rost in den Rückwärtsgang. Die Mitte des acht Runden Kampfes ist ausgeglichen und auch hier schenken sich beide Kämpfer nichts. Am Ende stand ein Draw als Wertung der Ringrichter.

Jetzt war es Zeit für den Mainevent und Zeit für den Champ. In der Gewichtsklasse bis 69 Kilo stand Victor Ionascu vor einer weiteren Verteidigung seines WBF Intercontinental Titels in einem 10 Runden Kampf gegen den Georgier Kakha Avetisiani. Bereits im Vorgespräch offenbarte Ionascu, dass er die volle Distanz von 10 Runden heute nicht brauchen würde.

Der Champion beginnt den Kampf unglaublich diszipliniert hinter einem kerzengeraden und schnellen Jab. Wie eine Nähmaschine sticht er immer wieder zum Kopf der Georgiers. Der wiederum versucht Ionascu aus dem Konzept zu bringen und lädt ihn zum Austausch im Infight ein. Kurz geht Ionascu darauf ein, wird jedoch schnell von seiner Ecke wieder auf den richtigen Weg gebracht. In der zweiten Runde merkt der Champion doch dass er in totaler Kontrolle ist. Wieder beginnt er diszipliniert hinter seinem Jab und beginnt zu arbeiten. Es folgen gute Kombinationen und gute Treffer zu Körper und Kopf. Ionascu ist heiß. Er kreiert einen guten Winkel, feuert ein paar Kombination, und beendet den Kampf, als auch den Abend, mit einem Bilderbuch Aufwärtshaken. Coaches und Fans gleichermaßen feiern den Sieg ihres Home of Champions-Boxers. Nun ist Ionascu auf Welttitel-Kurs der WBF und soll noch dieses Jahr für die Weltmeisterschaft gemeldet werden, heißt es von seinen Betreuern.

Alles in Allem ist der Abend gelungen und man blickt in durchweg zufriedene Gesichter. Das Home of Champions erwies sich als tadelloser Gastgeber und das Programm als absolut erstklassig. Wie schon Eingangs erwähnt, war ein Samstagabend in Karlsruhe mal wieder eine gute Entscheidung.

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