Matchroom Boxing lud nach Mexiko ein, wo es neben einem Weltmeisterschaftskampf noch einen knüppelharten Hauptkampf zu sehen gab.
Der Promotergigant Matchroom Boxing hat am Samstag eine Veranstaltung in Aguascalientes, Mexiko, ausgerichtet. Im Mittelpunkt standen mexikanische Talente und Weltmeisterschafts-Contender. Im Hauptkampf trafen sich Eduardo Hernandez (35-2) und Daniel Lugo (27-3-1) im Superfedergewicht. Hernandez ist ein gefürchteter Puncher, der eine KO-Quote von um die 90 % aufweist. Zuletzt unterlag er in einem Spektakel dem WBC-Weltmeister O’Shaquie Foster (22-2) im Oktober des vergangenen Jahres. Hernandez befand sich lange auf der Siegesstraße und war auf den Scorecards weit vorne, doch in der Schlussphase drehte Foster noch so auf, dass er spektakulär den Kampf in letzter Sekunde vorzeitig gewann. Es war einer der Kämpfe des Jahres 2023.
Lugo hingegen kommt zwar lediglich aus einem Unentschieden im Februar, doch das gegen den Ex-Weltmeister Mauricio Lara (26-3-2). Nicht wenige Beobachter sahen damals Lugo vorne, der gegen den Puncher Lara hervorragend zurecht kam. Entsprechend war es interessant zu sehen, wie einerseits Lugo mit Hernandez‘ Power umgehen kann – und zugleich, wie Hernandez die unglaubliche Niederlage aus dem letzten Kampf verkraftet hat.
Hernandez setzt sich im harten Slugfest durch
Eine Abtastphase gab es in dem Kampf nicht, wie man es auch in den tiefen Gewichtsklassen erwartet. Beide Boxer waren von Beginn an sehr aktiv und versuchten zahlreiche Powerpunches anzubringen. Hernandez gelang dies in den ersten beiden Runden durchaus besser, doch in der dritten Runde war es Lugo, der Schlagwirkung entfalten konnte. Ein rasanter Kampf entwickelte sich, teilweise mit absoluten Volltreffern auf beiden Seiten.
Es schien durchaus ein Kampf des Jahres anzudeuten, doch ab der fünften Runde war es dann vermehrt Hernandez, der die starken Aktionen verbuchte. Lugo blieb sehr tapfer, fing sich aber von Runde zu Runde immer mehr Volltreffer. In Runde 7 wurde es dann so deutlich und ungesund, dass der sichtlich gezeichnete Lugo zu tough für sein eigenes Wohl erschien. Zum Glück bewertete der Referee es ebenso, wodurch er Lugo schützte und den Kampf beendete. Für Hernandez war es der 32. vorzeitige Sieg bei 35. Gesamtsiegen. Er bleibt weiterhin ein absoluter Actionfighter und ein Muss im TV! Und mit dem Sieg ist gewiss, dass in der Zukunft sicherlich noch große Kämpfe mit seiner Beteiligung erfolgen werden.
Erika Cruz bleibt Weltmeisterin
Im Co-Mainevent des Abends verteidigte Erika Cruz Hernandez (17-2-1) ihren WBA-Titel im Superbantamgewicht gegen die Argentinierin Nazarena Romero (13-0-2). Cruz sorgte beim Undisputed-Kampf mit Amanda Serrano (46-2-1) für Furore, indem beide Damen über unglaubliche 1900 Schläge in 10×2 Minuten abfeuerten. Ein historischer Kampf für das Frauenboxen. Nach der Niederlage gegen Serrano konnte Cruz im Superbantamgewicht Mayerlin Rivas (17-5-3) auspunkten, wodurch sie neue Weltmeisterin wurde. Zuvor kämpfte übrigens schon Romero gegen Rivas, der Kampf wurde aber nach 5 Runden gestoppt und es erfolgte ein Unentschieden, was bitter für Romero war.
Nun bekam Romero zum zweiten Mal die Gelegenheit, um den WBA-Titel zu kämpfen, und diese wollte sie auch nutzen. Romero konnte mit gutem Timing und starken Kontern überzeugen. Immer wieder ging sie einen Schritt raus, ließ Cruz etwas zu kurz schlagen und gab einen Konter als Haken ab, der gesessen hat. Cruz hatte große Probleme im Kampf, weil sie im gewohnten Vorwärtsgang sich die harten Konter stets einfing. So wurde der Kampf etwas taktischer, was nicht der Kernkompetenz von Cruz entspricht. In der zweiten Kampfhälfte war es dann aber die mexikanische Weltmeisterin, die mehr vom Kampf hatte. Zwar wies Romero stets gute Momente auf, doch Cruz arbeitete mehr und punktete auch mit Körpertreffern. Am Ende waren es zwei verschiedene Kampfhälften. Die ersten 5 Runden gehörten Romero, die anderen 5 Runden eher Cruz.
Am Ende mussten die Punktrichter ein Urteil fällen, was sie natürlich auch taten. Tendenziell konnte man Romero knapp vorne sehen im Kampf, was auch ein Punktrichter mit 97-93 tat. Ein anderer sah es hingegen 97-93 für Cruz, was schon deutlich weniger mit der Realität zu tun hatte. Der dritte Punktrichter sah es dann 95-95, womit der Kampf als Unentschieden in die Bücher ging. Cruz bleibt damit in einem für sie sehr schweren Kampf Weltmeisterin.
Das Urteil wirft einige Fragen auf
Im Superleichtgewicht kam es dann noch zu der Paarung zwischen Randy Leon Loaiza (14-0-2) und Misael Cabrera Urias (15-2-1). Leon war zwar der ungeschlagene Boxer vor dem Kampf, aber zugleich auch der deutlich kleinere Mann. Cabrera hatte somit auch Reichweitenvorteile, die er solide ausspielte. Grundsätzlich wäre es eigentlich die Aufgabe von Leon gewesen, mit Druck in die Nahdistanz zu gelangen, doch das erfolgte kaum. Stattdessen ließ sich Leon treiben und wartete auf Kontermomente. Manchmal gab es die, dann folgte ein ansehnlicher Schlagabtausch – häufig wartete Cabrera aber auch taktisch ab und blieb auf Distanz.
Die ersten Runden waren durchaus ausgeglichen, mit dem weiteren Verlauf konnte Cabrera sich aber einen Vorsprung erkämpfen, zumindest in der neutralen Theorie. Der Kampf ging nach 10 Runden auch auf die Scorecards, ebenfalls wurde ein Unentschieden gewertet. Schon beim Co-Mainevent konnte man darüber kontrovers diskutieren, bei dem Kampf war das zweifelhafte Resultat aber noch viel eindeutiger. Cabrera hatte deutlich mehr Erfolg aufgewiesen, wodurch er den Kampf eigentlich auch gewinnen musste. Leider spiegeln die Urteile im Boxen häufig die Realität nicht wider, was viel zu oft vorkommt.
Spannender Kampf trotz eklatanter physischer Unterschiede
Im Leichtgewicht wollte Criztec Bazaldua (5-0) einen weiteren Sieg einfahren. Der 19-jährige Amerikaner war ein guter Juniorenamateur und misst mit 1,85 m eine enorme Länge für die Gewichtsklasse. Auf der Gegenseite stand mit Luis Fernando Ruiz Angeles (5-1) ein Boxer, der teilweise zuvor im Superbantamgewicht gekämpft hat. Physisch war das Duell keineswegs gut gematcht, dennoch war es spannend und ausgeglichen.
Bazaldua hatte zwar Reichweitenvorteile, wollte aber lieber in den Infight gehen, was Ruiz in die Karten spielte. Der kleine Wirbelwind zeigte einen sehr beherzten Kampf und viele starke Powerpunches, wodurch er wohl auch die erste Runde holte. Bazaldua war zwar taktisch nicht smart unterwegs, versteckte sich aber keineswegs, entsprechend war es ein launiger Kampf. Ab Runde 3 schien es, dass Bazaldua immer mehr das Zepter in die Hand nimmt, doch Ruiz ließ nicht locker. So vergingen sehr ausgeglichene Runden Nummer 4 und 5, wodurch es in der letzten Runde nochmals sehr wichtig für beide wurde. Das sah man auch direkt, weil beide nochmal alles gaben und jeweils klar trafen.
Auch dieser Kampf lag am Ende in den Händen der Punktrichter, die ihn schlussendlich zugunsten von Bazaldua werteten.
Schon nach wenigen Minuten böse entstellt
Der Opener der Veranstaltung war ein Superleichtgewichtskampf. Leonardo Rubalcava (7-0) traf auf Roberto Nevarez (4-1). Rubalcava traf zugleich auch von Beginn an mit dem Jab. Immer wieder schlug er bei Nevarez ins Gesicht ein, was sich durch starkes Nasenbluten direkt bemerkbar machte. Das Gesicht schwoll auch seitlich der Nase zügig an, wodurch man davon ausgehen musste, dass die Nase in der ersten Runde gebrochen war.
Zwar hat Nevarez sich stets tough gezeigt und viel probiert, doch seine defensiven Mängel waren offensichtlich. Insbesondere der Jab war ein Dauerthema, den er nicht abdecken konnte. Häufig finden nur harte Powerpunches Anklang bei den Boxfans, doch ein konstanter Jab ist ebenfalls eine vernichtende Waffe. Das konnte man an Nevarez‘ Gesicht schon nach 2 Runden erkennen, welches sehr entstellt erschien. Auch ein Auge schwoll schon an, insgesamt war es ein enorm bitterer Abend für ihn. In der dritten Runde gab Rubalcava mächtig Gas, Nevarez nahm alles und sah völlig zerbeult aus, wodurch der Kampf dann auch nach Runde 3 abgewunken wurde.