
Joyce enttäuschte erneut und ging zu Boden. Chisora räumte hingegen mit Rücktrittsgerüchten auf und bestätigte zwei weitere Kämpfe.
Am Samstag veranstalteten Frank Warren und seine Queensberry Promotions ein Event in der großen O2 Arena in London, England. Im Hauptkampf sollte es zum Veteranenduell im Schwergewicht zwischen Joe Joyce (16-3) und Derek Chisora (35-13) kommen, welches live auf Bild+ gestreamt wurde.
Joyce galt als aufstrebender Mann im Schwergewicht, ehe er zwei empfindliche vorzeitige Niederlagen gegen den chinesischen Puncher Zhilei Zhang (27-2-1) im vergangenen Jahr verkraften musste. Die Tendenz des damaligen legitimen Top-10-Kandidaten zeigte stark nach unten, was auch der Aufbaukampf im März gegen Kash Ali (21-3) nur bedingt änderte, den Joyce wenig überzeugend gewann. Auf der Gegenseite stand ein 40-jähriger Chisora, der sicherlich auch schon seine beste Zeit hinter sich hatte. Gewissermaßen entstand dadurch eine Spannung, da man sich nicht sicher sein konnte, wie der Kampf im Jahr 2024 ausgehen würde.
Chisora dominiert die erste Kampfhälfte gegen einen langsamen Joyce
Die Leistungsfähigkeit beider Schwergewichte ist nicht mehr in den höchsten Gefilden zu verorten, das war schon vor dem Kampf allen bewusst. Dennoch gehören sie zu den bekanntesten Männern in der Division und besitzen einen regen Zuschauerzuspruch. Insbesondere Chisora erfreute sich stets über eine große Popularität, er war sozusagen der Liebling der Zuschauer und Promoter. Für ihn hätte ein Erfolg mit 40 Jahren in der O2 Arena über Joyce ein krönender Abschluss bedeuten können.
In den ersten Runden sah es für den Krieger aus London auch sehr gut aus. Er traf immer wieder mit harten Powerpunches und wirkte dynamischer als Joyce, der sehr pomadig und statisch erschien. Zwar lief Joyce stets an, fing sich dabei aber immer wieder harte Schwinger von Chisora. Er verstand es auch nicht, sich mit der Zeit besser darauf einzustellen, sondern nahm Treffer auch stets immer nach demselben Muster, was ernüchternd erschien. Ein großer Defensivkünstler war Joyce noch nie, aber mit weiter gesunkener Geschwindigkeit ist er so leicht zu treffen gewesen wie vermutlich niemals zuvor. Chisora gewann eine Runde nach der anderen, wurde aber ab der Mitte des Kampfes auch zunehmend müder und statischer. Man konnte schon absehen, dass er gute Chancen über die Punkte haben würde, wenn er denn nicht noch gestoppt würde im weiteren Verlauf des Kampfes.
Joyce wird stärker und fängt sich einen Niederschlag
In der zweiten Kampfeshälfte kam Joyce deutlich besser in das Duell, was auch daran lag, dass Chisora teilweise nur noch am Seil klebte oder den Clinch suchte. Joyce wirkte in seinen Aktionen nicht sonderlich dynamisch und explosiv, doch sein Jab traf dennoch immer wieder gut und setzte Chisora zu. In Runde 8 wirkte Chisora dann teilweise etwas angeschlagen, und im Gesicht machten sich auch schon die ersten Blessuren bemerkbar, sein Auge schwoll an. Das war definitiv die beste Phase von Joyce, der durchaus noch die Gelegenheit hatte, den Kampf zu gewinnen.
Es sollte jedoch anders kommen. In der neunten Runde knüpfte Joyce ebenfalls an das Momentum an und schlug harte Serien, die Chisora zusetzten. Aus dem Nichts feuerte dann Chisora zurück, und Joyce fiel zu Boden! Es war ein echter Schocker in der O2 Arena, denn damit war auch klar, dass Chisora kurz vor dem Sieg stand. Joyce war etwas schlecht positioniert und musste dadurch auch runter – es war teilweise auch ein Flash-Knockdown, aber in der Bewertung spielt das am Ende keine Rolle. So ging es in die letzte Runde, wo Chisora dem Sieg zum Greifen nahe war.
Dereck Chisora defeats Joe Joyce by unanimous decision, flooring Joyce in round 9, scores reading as 97-92 & 96-94 x2.
pic.twitter.com/KQliyV4FQG— 𝑲𝒏𝒐𝒄𝒌𝒐𝒖𝒕 𝑱𝒐𝒖𝒓𝒏𝒂𝒍𝒔 (@KOJournals) July 27, 2024
Schöner Kampf! Offener Schlagabtausch! Besser als ich dachte.