Der große Triumph des Marco Huck

Huck vs Arlslan1Ein Bericht von Ebby Thust

Marco Huck vernichtet Firat Arslan

In einem der besten Kämpfe der in den letzten Jahren in einem deutschen Boxring zwischen zwei deutschen Boxern stattfand, besiegte gestern Abend in der mit über 11.000 Zuschauern total ausverkauften Hans-Martin-Schleyer-Halle in Stuttgart, der WBO Weltmeister im Cruisergewicht, Marco Huck (29) seinen Herausforderer Firat Arslan (43) eindrucksvoll durch tKO in der sechsten Runde.
Es gab selten ein Kampf der im Vorfeld die Massen so polarisierte wie diese zweite Auflage des Kampfes Huck vs. Arslan. Dieser Kampf ist vergleichbar mit dem zweiten Fight zwischen Henry Maske vs. Graciano Rocchigiani 1995 in der Münchner Olympiahalle. War es im ersten Aufeinandertreffen dieser Beiden im November 2012 noch ein mehr als enges Gefecht und viele Boxfans der Meinung, dass Firat Arslan diesen ersten Kampf eigentlich gewonnen hätte, klärte Marco Huck mit seinem gestrigen Sieg eindrucksvoll die Fronten und selbst eingefleischte Arslan-Fans, die Huck noch beim Einmarsch in die Halle ausgepfiffen hatten, zollten Marco Huck nach dem Kampf Respekt und jubelten dem alten und neuen WBO-Champion lautstark zu.

Der Kampf begann wie erwartet und der Herausforderer ging mit einer geschlossenen Doppeldeckung nach vorne und drängte Huck einige Male an die Seile und konnte so die erste Runde für sich verbuchen. Während die zweite Runde ausgeglichen verlief bestimmte Huck ab der dritten Rinde den Kampf und wurde von Runde zu Runde stärker. Beide Boxer punkteten mit dem linken Kopfhaken, wobei aber Huck sichtbar die härteren Treffer landete und auch variabler zum Körper traf. Runde drei, vier und fünf konnte somit Huck für sich entscheiden. In Runde sechs kam dann Huck mit einer Rechten zum Kopf von Arslan durch und Firat Arslan wich auf wackligen Beinen zurück. Huck setzte nach und schlug Arslan zum ersten Mal zu Boden der bis acht angezählt wurde. In den ersten Sekunden nach diesem Niederschlag sah es so aus als würde Arslan wieder in den Kampf zurück finden und er machte wieder gewohnt Druck, doch aus der Defensive heraus traf Huck Arslan mit einer Bilderbuch Rechts-Links-Kombination am Kopf und schickte den Herausforderer zum zweiten Mal schwer zu Boden. Dieser zweite Niederschlag war dann der Anfang vom Ende. Huck trieb Arslan in die Ecke und schlug beidhändig mit unzähligen Hammer-Schlägen auf Arslan ein, der verteidigungsunfähig in den Seilen hing. Es war schon fast zu spät als Ringrichter Mark Nelson dazwischen sprang und Arslan vor Schlimmerem bewahrte. Eigentlich war es unverantwortlich, dass hier die Ecke von Arslan nicht schon vorher das Handtuch geworfen hat, denn bei den Betreuern liegt hier die Verantwortung für die Gesundheit ihres Boxers. Wer gesehen hatte was Ende des Jahres mit dem Russen Magomed Abdusalamov nach seinem Kampf gegen Mike Perez passiert ist, der nach einem brutalen Fight für mehrere Tage ins Koma gefallen ist und wohl bleibende Schäden zurückbehalten und niemals wieder in eine Boxring steigen wird, der wird diese Ansicht sicherlich teilen.  Dass dann allerdings die Betreuer von Arslan nach dem Kampfabbruch durch den Ringrichter die Anschuldigung erhoben haben, dass der Ringrichter den Kampf zu früh zum Vorteil von Huck abgebrochen hätte, ist wohl einfach nur peinlich. Einen Kampf in dieser Situation nicht abzubrechen wäre wohl eher Beihilfe zum Totschlag gewesen als dass man annehmen hätte können dass Arslan noch einmal zurückgekommen wäre, zumal zum Zeitpunkt des Abbruchs noch mehr als eine Minute in dieser Runde zu boxen war.

Fazit dieses sensationellen Kampfes war, dass Stuttgart an diesem Abend sicher den besten Huck aller Zeiten gesehen hat und vor allem, dass da ein anderer Huck im Ring stand, der nicht mehr wie in vergangenen Kämpfen mit wilden Schwingern und total überhastet zuschlug, von denen 80% das Ziel verfehlte, sondern der völlig überlegt klare und präzise Wirkungstreffer erzielte.

Es ist sicher ein offenes Geheimnis, dass es Huck nach diesem Kampf ins Schwergewicht zieht und er in der Königsklasse des Boxens auf die großen Börsen hofft. Dies scheint auch gar nicht so unrealistisch zu sein, denn Huck hat schon im Kampf gegen Alexander Povetkin gezeigt, dass er auch in dieser Gewichtsklasse seinen Mann stehen kann. Und wer heute Morgen noch den Kampf Bryant Jennings vs. Artur Szpilka gesehen hat, der wird mit mir einer Meinung sein, dass diese beiden Schwergewichtler im Ring des Madison Square Gardens ganz sicher gegen einen Marco Huck in der Form von gestern Abend chancenlos wären.

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