Deontay Wilder vs. Tyson Fury endet mit Split Draw!

Los Angeles – Mit einem gewaltigen Walk-In der unterschiedlicher nicht hätte sein können, begann das Festival um die WBC-Krone im Schwergewicht. Unter den Rufen von Ringsprecher-Legende Jimmy Lennon Jr. liefen die beiden Kontrahenten im Staples Center von Los Angeles unter den Klängen von 20.000 Zuschauern ein. Der Gypsy King Tyson Fury musste als erster ran und lief unter den Klängen von Gala´s „Fred from Desire“ ein. Er zeigte sich äußerst locker, posierte im Bad der Menge und legte beinahe einen einwandfreien Tanz vor dem Seilgeviert für die tosende Menge aufs Parkett. Der Weltmeister Deontay Wilder zog es hingegen vor unter Gesang eines Rappers einzuziehen und das äußerst extravagant – Er kam beinahe, wie Apollo Creed in Rocky II, mit Federweste und Krone in den Ring – Den Zuschauern muss sich ein bizarres Bild geboten haben.

Wilder mit wenig Respekt vor Fury zu Beginn – Fury mit Mätzchen

Der WBC-Weltmeister Deontay Wilder (40-0, 39 KOs) ging mit wenig Respekt vor Tyson Fury in das Gefecht. Gleich zu Beginn konnte er den linearen Weltmeister Tyson Fury (27-0, 19 KOs) mehrere Male gut am Körper treffen. Fury hingegen zeigte sich trotz seiner gewogenen 116 kg sehr variabel im Oberkörper und konnte gerade am Ende der Runde Wilder in Bedrängnis bringen.

Im zweiten Durchgang begann Wilder erneut druckvoll zum Kopf von Fury, doch spätestens ab Mitte der Runde übernahm der „Gypsy King“ die Ringmitte und tänzelte sogar mit schnellen Jabs um Wilder herum. Gegen Ende gelang es dem „Bronze Bomber“ aber zwei gefürchtete rechte Bomben am Kopf des linearen Weltmeister zu platzieren. Im dritten Durchgang zeigte dann auch Wilder, dass er variabel Boxen kann und konnte mehrere gute Jabs mit der Führhand im Ziel unterbringen.

Doch Fury beantwortete fast jede Aktion mit schnellen Kontern oder Mätzchen und boxte zunehmend aus langer Distanz. Von fehlendem Ringgefühl konnte hier keine Rede sein, sein Coach Ben Davison hatte wieder einmal einen guten Plan ausgearbeitet. In der letzten Runde des ersten Viertels gelang es Wilder aber erneut nicht Fury zu treffen. Der US-Amerikaner schlug fast durchgehend einzelne Hände, die aber Fury fast allesamt geschickt auspendeln konnte.

Lediglich gegen Ende der Runde gelang es Wilder einen rechten Cross zu platzieren der Fury auch ordentlich durchrüttelte. Zudem öffnete sich, in dem bis dato nach Runden ausgeglichenen Gefecht, ein kleiner Cut im Gesicht von Fury.

Verhaltener Beginn im zweiten Viertel, Fury weiterhin äußerst variabel

Im fünften Durchgang ließ es vor allem Deontay Wilder viel ruhiger angehen und überließ Fury somit die Ringmitte. Erst in der Schlussminute erhöhte der Bronze Bomber das Tempo, ohne jedoch zu treffen. Dieses Bild änderte sich wieder im sechsten Durchgang, jedoch ganz klar zu Gunsten des Gypsy Kings, der aus guter Distanz heraus immer wieder Angebote in Wilders Deckung fand und auch diese Runde für sich verbucht haben dürfte. Der siebte Durchgang begann wieder sehr verhalten, erst ab Rundenmitte erhöhte man das Tempo.

Tyson Fury konnte hier gerade durch gute Treffer seines rechten Cross punkten und einen von Wilder angepeilten Infight nach zwei Minuten geschickt unterbinden. Im Gegenteil er beantwortete diesen Versuch mit einer tollen eins-zwei Kombination. Highlight in Runde Acht waren dann mehrere Mätzchen Fury´s, boxerische Highlights blieben aber bis auf einige lange rechte Geraden vom Gypsy King, auf beiden Seiten aus. Dieses Kampfviertel dürfte mit drei Runden an Fury gegangen sein.

Wilder mit Niederschlag in Runde 9, Fury rettet sich jedoch zunächst

Deontay Wilder bekam aus seiner Ecke mit, dass er jetzt mehr machen musste als bisher und feuerte mit wilden Heumachern auf Fury und traf diesen auch zur Rundenmitte. Nach einer schnellen Kombination von Wilder sah sich Fury auf den Brettern wieder und wurde angezählt. Wilder setzte zwar wild nach, konnte jedoch keine weiteren Treffer mehr unterbringen. Fury schaffte es hingegen durch cleveres Clinchen in die Ringpause. In Runde 10 trat Fury aber wieder sehr selbstbewusst auf und traf mit mehreren schnellen Händen zum Kopf. Wilder nahm in dieser Runde einige harte Treffer. Er lies sich aber von Fury zu diversen Psychospielchen hinreisen.

Championchip-Rounds beginnen mit leichtem Vorteil für Wilder, ehe Fury erneut zu Boden geht und doch 12 Runden übersteht

Der Gypsy King schien gut erholt und könnte mit einer Runde Vorsprung in die letzten beiden Runden gegangen sein. Im Verlauf pendelte er eine Schlagsalve von Wilder nach 80 Sekunden gekonnt aus und traf anschließend aus der Distanz. Aber Wilder machte etwas mehr und traf besser. Die letzte Runde könnte also hier den Ausschlag geben!
Der Bronze Bomber legte einen unglaublichen Start in den Ring und traf Fury nach gut 45 Sekunden mit einem unglaublichen linken Haken und Fury musste erneut auf die Bretter. Fury kam bei 9 auf die Beine, doch Wilder machte in der Folge zu wenig weshalb es eine sehr enge Runde war. Auf jeden Fall ein ehrwürdiger Abend den die gut 20.000 Zuschauer in der Stadt der Engel zu sehen bekamen.

Wer hätte gedacht, dass Fury nach diesem Niederschlag wieder aufsteht und weiter boxt.

Judges sorgen für Unentschieden, Wilder bleibt jedoch Weltmeister und sieht sich betrogen

Das Urteil verkündete anschließend Jimmy Lennon Jr. und nach 12 Runden lautete das Ergebnis ein 115-111 für Wilder, ein 114-110 für Fury und ein 114-114. Im anschließenden Interview sprach Wilder davon der Betrogene zu sein und sich als klaren Sieger zu sehen, zudem sei er der beste der Welt. Jedoch zollte er Tyson Fury auch Respekt und zeigte sich als fairer Sportsmann. Ein mögliches Rematch wurde ebenfalls ins Gespräch gebracht. Fury sah sich erwartungsgemäß ebenfalls als Sieger, erwies sich jedoch ebenfalls als großer Sportsmann.

Die Fairness und der Respekt haben gesiegt. Die beiden Kontrahenten liegen sich nach dem Fight in den Armen.
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