Dennis Lewandowski im Interview: „Konditionell bin ich wirklich auf einem Höhepunkt“

Boxen: P2M Boxpromotion, Rostock boxt! – Die Rückkehr!, Pressekonferenz, Rostock, 07.05.2025
WBF-Europameisterschaft: Dennis Lewandowski (GER)  © Torsten Helmke

Vor dem großen Ostsee-Knaller mit Felix Langberg gibt sich Dennis Lewandowski kämpferisch im Boxen1-Interview.

Am Samstag steigt in der Rostocker Stadthalle der große Ostsee-Knaller. Im Hauptkampf des Abends kommt es zum prestigeträchtigen Duell zwischen den Ostseestädten Rostock und Greifswald – was mehr als nur ein Titelkampf bedeutet. Es geht um Stolz und Rivalität, wenn Felix Langberg (15-2) auf Dennis Lewandowski (19-6) trifft.

Boxen1 sprach vor dem Kampf mit Dennis Lewandowski – über seine schwere Kreuzbandverletzung, den langen Weg zurück in den Ring, seine Vorbereitung auf Langberg und die besondere Rolle seiner kleinen Tochter.

Das Boxen1-Interview mit Dennis Lewandowski

Boxen1: Hallo Dennis, es sind noch wenige Tage bis zum Kampf. Wie fühlst du dich?

Dennis Lewandowski: Ich fühle mich gut. Die Vorbereitungen liefen ohne Komplikationen, und ich freue mich einfach nur, dass es am Samstag endlich losgeht.

Nimm uns mal mit in die Vorbereitung. Der Kampf stand ja schon sehr lange – wie intensiv hast du dich darauf vorbereitet?

Das Kampfangebot kam im Januar. Ich habe nicht lange überlegt, musste aber zunächst mit meinem Trainer darüber sprechen, und er meinte auch ja. Aber wir wollten uns noch einmal absichern lassen, da ich im August des letzten Jahres operiert wurde. Da wurde mir mein vorderes Kreuzband neu gemacht – das hatte ich mir beim Motocross gerissen. Das Ärzteteam war davon nicht so begeistert und hat mir gesagt, dass ich den Kampf eigentlich nicht machen soll, da die hundertprozentige Stabilität nicht gegeben ist. Aber ich habe gesagt: „Ich probiere es und werde euch beweisen, dass ich es schaffe!“

Die Ärzte sind selbst alle überrascht, was ich für Fortschritte gemacht habe. Da ich bei uns auf der Arbeit auch in der Reha arbeite, durfte ich alle Rehamöglichkeiten nutzen – und so haben sie mich zu 100 % wieder fit bekommen.

Du sprichst die Kreuzbandverletzung an. Das ist für einen Sportler schon so ziemlich der Worst Case. Hattest du im Vorfeld schon mal eine ähnlich schwere Verletzung erlitten?

Nein, gar nicht. Mein Bruder hatte sich ein Jahr davor das Kreuzband gerissen und auch den Meniskus – er hatte die gleiche Verletzung wie ich. Ich muss wirklich sagen, das hat mich richtig rausgeworfen. Ich war in guter Form und hatte 124 kg. Ich kam aus Basel zurück – da hatte ich um die WBF-Weltmeisterschaft gegen Arnold Gjergjaj gekämpft. Da wurde ich leider beschissen. Dann habe ich einen Monat später noch einen Kampf bei mir in Greifswald gemacht. Danach wurde ich am 19. August operiert und habe mir das alles leichter vorgestellt – das war eigentlich der pure Horror. Ich hatte eine ambulante OP und wurde gleich nach dem Eingriff wieder entlassen. Das würde ich nicht noch einmal machen.

Du bestreitest in Rostock den Hauptkampf gegen Felix Langberg – was zugleich das Duell der Hansestädte bedeutet. Welche besondere Bedeutung hat das für die Region und für dich selbst?

Ich möchte natürlich meine Stadt repräsentieren – Greifswald. Das ist ein Duell, das jahrelang alle Boxfans schon sehen wollten: Mecklenburg gegen Vorpommern, Langberg gegen Lewandowski. So viele haben mich gefragt: „Warum boxt du eigentlich nicht mal gegen Langberg?“ Und jetzt ist es so weit. Ich möchte meine Stadt Greifswald repräsentieren und für Greifswald Europameister werden.

Das ist wirklich ein 50/50-Ding – da kann jeder als Sieger herausgehen.

Boxen: P2M Boxpromotion, Rostock boxt! – Die Rückkehr!, Pressekonferenz, Rostock, 07.05.2025
WBF-Europameisterschaft: Felix Langberg (GER) – Dennis Lewandwoski (GER)
© Torsten Helmke

Wie schätzt du deinen kommenden Gegner ein? Rein boxerisch brauchst du dich gewiss nicht zu verstecken, oder?

Nein, Felix ist ein harter Hund. Er kennt harte Schläge, kommt aus dem Kickboxen. Man weiß: Kickboxen ist ein harter Sport – da gibt es sogar Tritte auf den Kopf. Aber wir haben uns gut eingestellt. Wir hatten nur große Sparringpartner, ich wurde nur von denen unter Druck gesetzt. Die hatten alle so den gleichen Boxstil wie Felix. Darauf haben wir uns speziell vorbereitet – auf einen größeren Mann, der auch nach vorne kommt. Wir haben eine Taktik entwickelt, wie wir Felix schlagen wollen. Die will ich natürlich nicht verraten – die wird man dann im Ring sehen. *lacht

Ich kenne Felix auch von zahlreichen Sparringrunden. In seinen Anfängen der Profilaufbahn haben wir viel zusammen gesparrt. Da hatte er mal einen besseren Tag, dann ich einen besseren Tag. Wie alle schon sagen: Das ist wirklich ein 50/50-Ding – da kann jeder als Sieger herausgehen.

Du sprichst gemeinsame Sparringeinheiten an. Kann man eigentlich noch auf die damaligen Erkenntnisse groß zurückgreifen, oder denkst du, dass ihr euch beide boxerisch so weiterentwickelt habt, dass es nur noch bedingt möglich ist?

Er hat sich weiterentwickelt, ich habe mich weiterentwickelt. Er ist richtig im Profibereich angekommen, hat zahlreiche Profikämpfe bestritten. Er wird sich natürlich auch verbessert haben – ich aber auch. Wir hatten das letzte Mal Sparring gemacht, da hatte ich noch weit über 150 kg. Jetzt momentan bin ich unter 130 – und da will ich mal sehen, wie er mit dieser Schnelligkeit zurechtkommt.

Du hast auf der Pressekonferenz angegeben, dass du für den Kampf über 25 kg abgenommen hast. Würdest du behaupten, dass wir aktuell die beste Version von Dennis Lewandowski sehen?

Ja, das auf alle Fälle. Ich habe mir, auf gut Deutsch gesagt, richtig den Arsch aufgerissen für diesen Kampf – damit auch alle Leute sehen, dass ich noch einmal will und zu 100 % fit bin.

Konditionell bin ich wirklich auf einem Höhepunkt, wo ich sagen kann: So war ich noch nie in meiner ganzen Boxkarriere.

Boxen: P2M Boxpromotion, Rostock boxt! – Die Rückkehr!, Pressekonferenz, Rostock, 07.05.2025
Dennis Lewandowski und Trainer Eric Blum
© Torsten Helmke

Es ist ein Titelkampf über zehn Runden im Schwergewicht, wo die Physis sicherlich auch eine große Rolle spielen wird. Wie gut bist du in dem Bereich vorbereitet?

Wir haben weit über 100 Sparringrunden gemacht. Wir sind immer über die volle Zeit gegangen – natürlich immer zwölf Runden Sparring. Ich bin jeden Morgen, seitdem ich Bescheid weiß, dass ich gegen Felix boxe – jeden Morgen, da ich noch berufstätig bin und einen Vollzeitjob habe – um 4 Uhr aufgestanden, damit ich zwei Trainingseinheiten schaffe. Ich bin jeden Morgen um 4 Uhr aufgestanden und 30 km auf dem Fahrrad gefahren, bin duschen gegangen und zur Arbeit gefahren. Abends dann immer noch die zweite Trainingseinheit. Konditionell bin ich wirklich auf einem Höhepunkt, wo ich sagen kann: So war ich noch nie in meiner ganzen Boxkarriere.

Du wolltest ja die Taktik nicht im Vorfeld verraten, was ja auch verständlich ist – aber ist die Physis, also dass man das Tempo hinten heraus auch hochhalten kann, womöglich ein zentraler Schlüssel zum Sieg?

Ja, das auf alle Fälle. Wir wollen erst gucken: Wie verhält sich Felix? Und dann wollen wir ab der Kampfmitte aufdrehen. Kann natürlich auch alles schon früher vorbei sein – man weiß, es ist Schwergewicht, da kann jeder Schlag entscheiden. Aber wir haben uns eine gute Strategie entwickelt und hoffen, dass wir Felix so schlagen können.

Was würde ein Sieg gegen Felix Langberg für deine Karriere bedeuten? Wäre das womöglich noch einmal eine Initialzündung? Mit Anfang 30 kommst du ja eigentlich erst in das beste Schwergewichtsalter.

Mein Amateurtrainer sagte immer: Das Schwergewicht fängt eigentlich erst mit 30 an. Ein Sieg gegen Felix – das wäre ein Türöffner. Da könnten Angebote aus aller Ferne kommen. Mein größtes Ziel ist es, einmal in den USA zu kämpfen, weil jeder weiß: Da verdient man das große Geld. Dort wird man als Kämpfer auch richtig wahrgenommen. Jeder Boxer hat den Wunsch, einmal in den USA zu kämpfen.

Aktuell ist auch Riad sehr beliebt. Du hast ja beispielsweise mal in Großbritannien gegen Fabio Wardley gekämpft – du kennst ja die große Bühne.

Da habe ich in einer großen Arena in Nottingham gekämpft. Das war eigentlich nur ein Kampf, den ich drei Tage vor dem Termin angenommen hatte. Dann sind wir dort rübergeflogen. Darüber waren meine Eltern damals nicht so erfreut, dass ich das gemacht habe. Als Sportler liebt man aber das Kämpfen, man liebt die Herausforderung – aber ohne Training? Da war ich komplett untrainiert und bin da hingefahren. Ich habe den Kampf gemacht, weil jeder Boxer das Ziel hat, mal auf großer Bühne zu kämpfen. Ich bin noch nie einem Gegner davongelaufen und habe mich bislang jedem gestellt.

Das ist aber schon heftig, dass du komplett ohne Vorbereitung den Kampf bestritten hast. Du wogst da ja auch an die 160 kg – was ein Gewichtshöhepunkt darstellte.

Mein Gewichtshöhepunkt war in der Schwangerschaft meiner Frau. Da kann man sagen: Da war ich mit ihr schwanger. Als ich meine Frau kennengelernt habe, hatte ich 113 kg. Dann wurde sie zwei Jahre später schwanger und hat unsere Tochter zur Welt gebracht, die kleine Mila – da hatte ich am Höhepunkt der Schwangerschaft 180 kg.

Papa, du schaffst das, du bist ein Champion!

Du sprichst deine Tochter an. Du hast ja ein ganz spezielles Ritual unmittelbar vor jedem Kampf in der Kabine.

Ich bin ein sehr großer Familienmensch und versuche, jede Minute zu nutzen. Morgens habe ich von meiner Tochter nichts, weil ich Fahrrad fahren muss, dann bin ich acht Stunden auf der Arbeit. Dazwischen habe ich zwei Stunden Zeit, fahre nach Hause und unternehme etwas mit meiner Frau oder dem Kind. Gehen zum Beispiel spazieren bei uns im kleinen Dorf. Mein Ritual vor dem Kampf, seitdem die Kleine da ist: Ich muss einmal noch mit ihr ein Videotelefonat über WhatsApp machen. Sie wünscht mir dann immer ganz viel Kraft – und ihre Worte sind dann immer: „Papa, du schaffst das, du bist ein Champion!“ Das gibt mir immer besonders viel Kraft.

Machst du das womöglich auch deshalb, weil man nie genau weiß, wie man aus dem Ring zurückkommt? Dass man dann zumindest die Gewissheit hat, zuvor noch die Gelegenheit zum Gespräch genutzt zu haben?

Ja, ich hatte damals einen Trainingskameraden – Eduard Gutknecht. Mit ihm war ich zusammen beim Wiking Boxteam. Da habe ich es live miterlebt, wie das alles passiert ist. Man sollte wirklich jede freie Minute nutzen, das noch einmal zu machen. Im Schwergewicht kann jeder Schlag entscheiden. Diese Sportart ist ja auch nicht gesund, was wir da ausüben – aber es ist eben unsere Leidenschaft.

Abschließende Frage: Was kannst du allen Boxsportfreunden am Samstag garantieren – was werden sie in Rostock zu sehen bekommen?

Sie werden auf alle Fälle für das ausgegebene Geld, für die Karten, eine super Show erleben – so wie ich es schon mitbekommen habe. Und so ein Duell, das wird man so schnell nicht wiedersehen. Jeder Schlag kann entscheiden, das ist das Schwergewicht – und jeder wird auf seine Kosten kommen!

Tickets ab 23,90 € auf Eventim | Livestream via PunchZone

P2M Box-Promotion präsentiert: Rostock boxt! Die Rückkehr.

Neben dem Hauptkampf um die WBF-Europameisterschaft im Schwergewicht zwischen Langberg und Lewandowski präsentiert P2M Box-Promotion noch zahlreiche weitere internationale Spitzenkämpfe. Darunter die große IBF-Weltmeisterschaft zwischen Nina Meinke und Daniela Bermúdez im Federgewicht.

Tickets sind auf Eventim oder an der Abendkasse noch erhältlich.

Der Streamingdienst PunchZone wird zudem den Kampfabend in Rostock im 5-€-PPV übertragen.

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1 Kommentar

  1. wirklich interessanter kampf auf nationalem Niveau. wenn lewandowski in form ist, kann er gewinnen, denn was reines boxtalent angeht, ist er langberg überlegen. für langberg spricht hingegen die form. gutes matchmaking!

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