Rund 5 Wochen nach seiner schmerzhaften Niederlage gegen Tony Bellew hat der „Hayemaker“ nun offiziell bekanntgegeben, dass er seine Boxkarriere nach fast 16 Jahren beendet.
„Das ist nicht das Ende meiner Geschichte. Es ist der Anfang von etwas Neuem“
Es hatte sich bereits angedeutet, dass wir in Zukunft auf die Kämpfe des extrovertierten Briten würden verzichten müssen. Zu brutal die KO-Niederlage gegen Erzrivale Bellew, zu offensichtlich der körperliche Verfall, der diese enttäuschenden Ergebnisse zu Tage förderte. Vielleicht kann man aber auch sagen, dass David Haye bereits 2013 von der Bildfläche verschwunden ist und lediglich eine gealterte, schlechtere Version den Weg Anfang 2016 zurück ins Seilgeviert fand, um nochmal die letzte Chance in Angriff zu nehmen, den rostigen Körper für den ein oder anderen Millionenbetrag in die Waagschale zu werfen. Dies täuscht ein wenig darüber hinweg, dass Haye nicht immer nur der berechnende Geschäftsmann gewesen ist, der sich des Geldes wegen für keine Peinlichkeit zu schade war.
Schon im Alter von 10 begann er mit dem Boxtraining und entwickelte sich im Laufe seiner Jugend zu einem der besten Amateure seines Landes. Auch wenn er in der Olympia-Qualifikation für Sydney 2000 knapp scheiterte, so gelang ihm als Höhepunkt ein Jahr darauf das Finale der WM in Belfast zu erreichen. Dort verlor er in einem mitreisenden Kampf gegen den Kubaner Odlanier Solis, der später Olympiasieger wurde und unter der Leitung von Ahmet Öner bei den Profis landete. Haye selbst startete seine Profilaufbahn Ende 2002 und erzielte reihenweise KO-Erfolge, ehe er in seinem 11. Kampf am erfahrenen und ausgebufften Carl Thompson scheiterte.
Doch Haye erholte sich von dem Misserfolg und wurde ein Jahr später Europameister. Den Titel verteidigte er mehrfach, u. a. gegen den hartnäckigen Italiener Fragomeni, mit dem sich der damals erst 26-jährige Haye eine blutige Schlacht lieferte. Richtig groß raus kam er dann aber 2007. Dort traf er auf den Franzosen Jean-Marc Mormeck in dessen „Wohnzimmer“ in Paris. Mormeck hielt damals die WM-Titel der WBA, WBC sowie den Ring- und Lineal Titel im Cruisergewicht und galt als Nr. 1 der Gewichtklasse. Haye musste in dem Kampf zu Boden, kam aber zurück und erzielte selbst den Knockout. Gleich danach vereinigte er alle Gürtel durch einen frühen KO über Enzo Maccarinelli und durfte sich “Undisputed Champion“ nennen.
Es folgte der Aufstieg ins Schwergewicht, der WM-Erfolg über Nikolai Valuev und letztendlich der große Kampf gegen Wladimir Klitschko im Hamburger Volksparkstadion, nachdem er diesen und seinen Bruder zuvor jahrelang durch kontroverse Aussagen provoziert hatte. Das letzte Mal, dass man den „alten Hayemaker“ zu sehen bekam, war wohl am 14. Juli 2012. Damals knockte er Dereck Chisora in Runde 5 aus, nachdem die beiden sich zuvor auf einer PK in München geprügelt hatten. Danach kam es zu diversen Kampfabsagen und einer schweren Schulterverletzung, die ihn bereits 2013 zum ersten Rücktritt zwang. Alles was danach folgte, dürfen die Fans des Ex-Welmeisters gerne verdrängen. Eben jene Fans, die Haye in seinem Abschluss-Statement von nochmal explizit erwähnte:
„An meine Fans: von tiefstem Herzen will ich mich bedanken, dafür, dass ihr mich durch die schweren Zeiten begleitet habt und meine Anstrengungen unabhängig vom Resultat unterstützt habt. Diese herzliche Unterstützung hat mir immer sehr viel bedeutet und ich werde die vielen großartige Nächte, die wir miteinander geteilt haben, nicht vergessen.“
Wir von Boxen1.com gratulieren David Haye für seine großartige Karriere und wünschen ihm alles Gute für seine weitere Zukunft.