Wie Hamburg wieder eine Boxhochburg werden kann…
Ein Bericht von Wolfgang Weggen
„Das neue Wir als Verband“ – unter diesem Motto stand der Info-Abend, zu dem HABV-Geschäftsführer Christian Görisch die 33 Hamburger Klubs in die Boxhalle Braamkamp geladen hatte. Ein schwieriges Unterfangen, denn in der Hansestadt wird nicht nur im Boxring gekämpft, da fechten die Funktionäre untereinander gern so manchen Strauß aus. Zwar folgten auch Vertreter von 13 Vereinen dieser Einladung, doch zu Freunden wurden sie an diesem Abend (noch) nicht…
Was beabsichtigt der neue Geschäftsführer Görisch eigentlich? Der Sport-Wissenschaftler von BOX-OUT sprach von Chancen und Notwendigkeiten, legte ein Leistungssport-Konzept vor, in dem er den möglichen Weg beschreibt, wie die einstige deutsche Box-Hochburg Hamburg wieder an die großen Erfolge der Vergangenheit (u.a. Dieter Kottysch Olympiasieger 1972) anknüpfen könnte. Stichpunkte: Nachwuchssystem, Schulausbildung, duale Ausbildung, Leistungsförderung, Events, Liga-Betrieb, Ziel Bundesstützpunkt.
Aber wie sieht es zurzeit in Hamburg wirklich aus? Da wird seit Monaten gezofft. Höhepunkt: Die Vorstandswahlen am 19. März 2014, bei der der höchst umstrittene Präsident Peter Hamel nach zweimaligem Patt erst durch Losentscheid im Amt bleiben durfte. Vorübergehend! Denn die Wahl wurde von Beteiligten angefochten, das Amtsgericht (Vereinsregister) hat Hamel immer noch nicht als alten und neuen Präsidenten bestätigt. Möglich, dass die Wahl nicht anerkannt wird, eine Neuwahl her muss.
Gut, dass Görisch mit Klaus Widegreen vom Hamburger Sportbund einen kompetenden Gesprächspartner eingeladen hatte, der den zerstrittenen Zuhörern klarmachte, dass die ehemalige Boxhochburg Hamburg bei weiteren Streitigkeiten der Funktionäre untereinander nicht nur auf mögliche Fördergelder wird verzichten müssen, nein, es droht sogar der Sturz in die Bedeutungslosigkeit. Fazit des Vizepräsidenten für Leistungssportentwicklung im HSB: Der Verband muss unbedingt seine Strukturen überarbeiten, eine neue Satzung ausarbeiten und vor allem untereinander wieder Einigkeit herstellen, „sonst können Sie alle Zukunftspläne vergessen“.
Dabei zeigt Hamburg doch gerade, dass es eine Box-Zukunft haben könnte – mit Peter Kadiru, dem frischgebackenen Vize-Weltmeister der Jugend, der im August bei der Jugend-Olympiade in Nanjing (China) startet. Da sind die Harutyunyan-Brüder Robert und Artem, nicht zu vergessen Carlotta Hansen und und und. Die Aktiven wurden alle in Hamburg ausgebildet, trainieren und leben aber meist nicht in der Hansestadt. Besonders Schwerin ist ein Nutznießer. Vorschlag von Widegreen: Hamburg sollte nicht auf Schwerin schimpfen, sondern lieber die Zusammenarbeit mit dem Bundesstützpunkt suchen.